Nordische Kombi: Lamparter jetzt der große Gejagte?
Ohne den zurückgetretenen Riiber und den aktuell verletzten Titelverteidiger Geiger startet der Weltcup in die neue Saison. ÖSV-Star Lamparter jagt seine zweite große Kugel.
Die Karten werden neu gemischt.
Da die Top zwei der vergangenen Saison beim Weltcupauftakt der Nordischen Kombinierer von Freitag bis Sonntag in Ruka fehlen, nimmt Johannes Lamparter als Gesamtweltcup-Dritter 2024/25 den Olympia-Winter in guter Position in Angriff.
Norwegens Superstar Jarl-Magnus Riiber hat seine Karriere beendet, Gesamtweltcupsieger Vinzenz Geiger verpasst die ersten beiden Stationen verletzt. Das wollen auch die anderen ÖSV-Aktiven nutzen.
Geiger fehlt in den ersten fünf Bewerben
Der Deutsche Geiger hatte sich Anfang November beim Aufwärmen für ein Krafttraining drei knöcherne Bandausrisse zugezogen und muss auch für nächste Woche in Trondheim bzw. in den ersten fünf von gesamt 19 Weltcup-Konkurrenzen passen.
Der erneute Gewinn der Kristallkugel wird für den 28-Jährigen da wohl nur schwierig zu erreichen sein. Das könnte womöglich die Chance für Lamparter auf seinen insgesamt zweiten Gesamtweltcup-Coup nach 2022/23 sein, aber auch Stefan Rettenegger hat sein Potenzial nicht nur mit Gesamtrang zwei 2023/24 bewiesen.
Stefan Rettenegger startet in "bestmöglicher Verfassung"
Der Salzburger hat vor zwei Jahren in Ruka seinen ersten von bisher elf Weltcup-Einzelpodestplätzen erreicht und zuletzt im Sommer-Grand-Prix seine ersten beiden Siege in der Elite gefeiert.
Damit holte der 23-Jährige auch die Gesamtwertung. "Ich glaube, dass die Vorbereitung gut gepasst hat und ich in bestmöglicher Verfassung in den Weltcup starten kann", sagte der jüngere der Rettenegger-Brüder am Mittwoch nach der ersten Einheit auf der HS142-Schanze. "Die ersten Sprünge haben im Großen und Ganzen gepasst, der richtige Treffer war aber noch nicht dabei."
Ruka-Bakken "echte Challenge"
Die Schanze sei nicht einfach zu springen, das bestätigte Teamkollege Franz-Josef Rehrl. Der 32-jährige Steirer bezeichnete den Bakken als "eine richtige Challenge mit steilem Anlauf und kurzem Radius. Wenn es mir gelingt, meine Sprünge zu zeigen, kann ich den ein oder anderen Meter rausspringen."
Denn die Loipe sei "echt anspruchsvoll", wie der dreifache Familienvater meinte. Auf Sprung- und Langlaufskiern gaben im kleinen Wintersportort nahe des Polarkreises in den vergangenen Jahren Norweger mit acht und Deutsche mit vier Siegen den Ton an.
Noch etwas Aufholbedarf im Springen
Lamparter hatte da vor fünf Jahren als Zweiter seinen ersten von bisher 50 Weltcup-Podesträngen, bis 2023 landete er in Finnland noch vier weitere Male auf Position zwei.
ÖSV-Cheftrainer Christoph Bieler sieht ihn wie Rettenegger im Springen im Gegensatz zu Thomas Rettenegger und Franz-Josef Rehrl noch nicht ganz auf der Höhe.
"Sie haben da noch nicht hundertprozentig überzeugen können", erläuterte der Tiroler im APA-Gespräch. "Aber sie sind auch nicht schlecht. Ich bin überzeugt, dass sie mit einigen Schneesprüngen reinfinden."
Lamparter hebt mannschaftliche Geschlossenheit hervor
Lamparter will die mannschaftliche Geschlossenheit der Österreicher für sich nutzen: "Wenn man mannschaftlich stark ist, marschiert einfach eine Truppe."
Der Rumer nannte die ÖSV-Skispringer als Beispiel. Extrem gut hat das beim Sommer-GP im September auf der Olympia-Anlage in Predazzo mit einem von Rettenegger angeführten ÖSV-Fünffachsieg funktioniert.
Bieler freilich weiß, dass das nicht der Alltag sein kann: "Wir haben seither keinen Vergleich mit anderen Nationen gehabt. Aber ich weiß, wenn wir unsere Sachen gut umsetzen, sind wir ganz vorne dabei."
Seidl nach Doping-Sperre zurück
Österreichs Oktett komplettieren die Steirer Martin Fritz und Paul Walcher, der Tiroler Florian Kolb und der Salzburger Mario Seidl.
Walcher hat als Junioren-Weltmeister bis zum Flug-Weltcup Ende Februar auf dem Kulm ein Fixticket, der aus einer Dopingsperre kommende Seidl gibt dank des Ausfalls von Fabio Obermeyr wegen einer Blinddarm-Operation sein Weltcup-Comeback.
Bieler bescheinigt ihm körperliche Fitness. "Was man aber merkt, ist, dass ihm das gezielte Kombinationstraining ein bisschen fehlt." Seidl ist bis zum Ramsau-Weltcup direkt vor Weihnachten fix dabei.
Die Saison wird in Ruka mit drei Formaten eröffnet. Am Freitag geht es mit einem Kompakt-Bewerb mit 7,5-km-Langlauf los (13:15/16:15 Uhr), am Samstag folgt eine Gundersen-Konkurrenz mit 10-km-Lauf (11:15/15:35) und am Sonntag ein Massenstart (10:00/12:30) erneut mit 10 km in der Loipe. Der Frauen-Weltcup beginnt nächste Woche in Trondheim.