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Lamparter: "Kindheitstraum, der in Erfüllung geht"

Der 21-jährige Tiroler kürt sich am Samstag als erst dritter Österreicher überhaupt zum Sieger des Gesamtweltcups in der Nordischen Kombination.

Lamparter: Foto: © GEPA

Als Felix Gottwald im Winter 2001/02 in die Titelverteidigung im Weltcup der Nordischen Kombinierer gegangen ist, war Johannes Lamparter eben erst zur Welt gekommen. 22 Jahre nach dem Gottwald-Triumph wurde der Tiroler nun zum nächsten bzw. insgesamt erst dritten Österreicher mit dem Gewinn der großen Kristallkugel.

Eine steile, aber noch immer junge Karriere erreichte damit an diesem Wochenende einen weiteren von schon vielen Höhepunkten - für Lamparter den bisher größten. Der 21-jährige Tiroler sicherte sich beim Saisonfinale in Lahti am Samstag mit dem elften Platz zum ersten Mal in seiner Karriere die große Kristallkugel.

Lamparter startete nach Platz 24 im Springen bei schlechten Windverhältnissen im entscheidenden 10-km-Langlauf eine Aufholjagd und kam als Elfter (+1:30,5 Min.) ins Ziel. "Ich bin überglücklich, nach dem Springen noch einmal so ein Rennen hinzulegen", sagte Lamparter im ORF.

Die Freude über die Kristallkugel war dem Gesamt-Zweiten der Vorsaison deutlich anzumerken. "Ein Wahnsinn. Es ist einer der Kindheitsträume, die in Erfüllung gehen. Definitiv der Höhepunkt meiner Karriere bis jetzt."

Saison mit "vielen Höhen und Tiefen" - aber Happy End

Die Nummer eins über eine gesamte Saison zu sein, stellt der erst 21-Jährige über einen Tages-Triumph bei einem Großereignis. Trotz seiner Jugend hat Lamparter da den direkten Vergleich, erst 19-Jährig hatte er sich vor zwei Jahren in Oberstdorf zum Weltmeister im Großschanzen-Bewerb gekürt.

Dazu war er im Allgäu zu WM-Gold mit seinem engeren Landsmann Lukas Greiderer im Teamsprint sowie Team-Bronze gekommen. Heuer legte er in Planica trotz suboptimalem Start mit dreimal WM-Bronze nach.

Es sei eine Saison "mit so vielen Höhen und Tiefen" gewesen, betonte Lamparter. Nach den Heim-Rennen in Seefeld und dem Sieg beim Nordic Combined Triple hatte er das Gelbe Trikot ins Visier genommen. "Jetzt stehe ich da und habe die Kugel bei mir. Wahnsinn, überglücklich", sagte der dreimalige WM-Dritte von Planica.

Auch Teamkollege Stefan Rettenegger, am Samstag als Achter (+1:17,5 Min.) bester Österreicher, lobte seinen Teamkollegen. "Er war heuer der beste Kombinierer und so konstant. Das hat er sich auf jeden Fall sehr verdient. Das ist auch für das Team richtig cool."

ÖSV-Cheftrainer Eugen: "Wir sind alle sehr stolz auf den Jo"

Damit ist Lamparter der dritte österreichische Gesamtweltcupsieger nach Klaus Sulzenbacher (1987/88 und 1989/90) und Felix Gottwald (2000/01). "Jetzt kann er sich bei zwei österreichischen Größen einreihen. Wir sind alle sehr stolz auf den Jo, er hat eine fantastische Saison gehabt. Ein sehr schönes Gefühl", freute sich ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen. "Das taugt uns allen, jetzt können wir noch einmal angreifen."

Lamparter feierte in diesem Winter sieben Saisonsiege, alle nach dem Jahreswechsel. Er profitierte auch von einer Wettkampfpause von Jarl Magnus Riiber, der nur 13 der 21 Saison-Weltcups bestritt und seinen Fokus auf die WM gelegt hatte.

 

Den Norweger löst Lamparter nun als Gesamtweltcupsieger ab, nachdem Riiber viermal in Folge gewonnen hat. Der hat nach einem krankheits- und dadurch formbedingten Jänner-Tief alles auf die WM-Karte gesetzt, wurde da mit viermal Gold maximal entlohnt, ließ den Weltcup aber dafür sausen.

Lamparter ist sich bewusst, dass in der kommenden WM-Zwischensaison wieder viel mehr mit dem Norsker zu rechnen sein wird. Lamparter: "Ich werde schauen, dass ich die Lücke schließe."

Lamparter sieht noch Luft nach oben

Der Österreicher ist freilich vier Jahre jünger als Riiber und exakt in dem Alter, in dem der große Rivale seinen ersten Gesamtweltcup geholt hat.

Lamparter weiß, wo er ansetzen muss, um seinen Titel im nächsten Jahr erfolgreich zu verteidigen: "Da geht einiges übers Skispringen. Es gibt auch andere Leute, die sind besser im Springen und Leute, die sind besser im Langlaufen als ich. Da heißt es, sich weiterzuentwickeln. Aber ich habe noch Zeit genug in meiner Karriere."

Viel hatte zu Beginn des Winters aber nicht darauf hingedeutet, dass der Tiroler um den Gesamtweltcup mitfighten könne, nach fünf Konkurrenzen hatte Lamparter bereits mehr als 300 Punkte Rückstand auf die Spitze gehabt. Nach dem schlechten Start sei er dann aber ab Jänner richtig konstant gewesen.

"Das ist schon das, was es ausmacht, wenn man dann Punkte sammelt. Das war das, was mich am meisten stolz macht. Ich habe im Langlauf oft das Tempo gestaltet, das war eine richtige Stärke. Und ich habe auf der Schanze schon richtig aufzeigen können."

"Genugtuung ohne Ende"

Lamparter war als Kind durch seinen Cousin zunächst zum Skispringen gekommen, der damals in Absam vermittelnde Coach war Andreas Felder. Lamparter blieb dabei und nahm bald den Langlauf dazu.

Die Schnellkraft des Springens und die für den Langlauf nötige Ausdauer ergeben für ihn der Kombination genau die Würze. Er findet seinen Ausgleich in der Familie, aber auch in vielen sozialen Aktivitäten in seinem engsten heimatlichen Umfeld.

Die Musik und das Schuhplatteln haben einen wichtigen Teil von Lamparters Jugend eingenommen, auch beim Faschingsbrauch der Rumer Muller macht er mit. Sein zweites sportliches Steckenpferd war das Gewichtheben, da brachte es Lamparter bis zum U17-Vize-Staatsmeister.

Nun hat er es als Kombinierer schon auf eine zweistellige Anzahl von Weltcup-Siegen gebracht. "Das sind Erfolge, die ich mir nur erträumen habe können. Wenn man das dann erreicht hat, ist es sicher eine Genugtuung ohne Ende."


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