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Kombi-Pionier: "Lamparter ist besser als Gottwald und ich"

Klaus Sulzenbacher ist einer von nur zwei ÖSV-Gesamtweltcup-Siegern. Nachbar und Nachfolger Johannes Lamparter beschreibt er als den perfekten Kombinierer.

Kombi-Pionier: Foto: © GEPA

"Ich sitz' gerade auf der Ski-Hütte. Das Traum-Wetter muss ich ausnutzen", sagt Klaus Sulzenbacher am Telefon.

Der Tiroler ist einer der Pioniere der Nordischen Kombination in Österreich. Sulzenbacher war im fünften Jahr nach Einführung des Gesamtweltcups 1987/88 der erste Österreicher, der diesen gewann.

Der gebürtige Kitzbüheler lebt mittlerweile in Rum bei Innsbruck und hat sich dort als der "Knotenlöser" mit einer Physiotherapie-Praxis nach seiner sportlichen Karriere einen Namen gemacht.

Ein Junge aus der Nachbarschaft schickt sich nun an, in Sulzenbachers Fußstapfen als Gesamtweltcup-Sieger zu treten: Johannes Lamparter.

Der 21-Jährige kann beim Weltcup-Finale in Lahti an diesem Wochenende seine Saison mit der großen Kristallkugel krönen.

Lamparter wäre erst der dritte österreichische Gesamtweltcup-Sieger in der Nordischen Kombination nach Sulzenbacher (1987/88 und 1989/90) und Felix Gottwald. Als Letzterer seinen großen Triumph in der Saison 2000/2001 feierte, war Lamparter noch nicht einmal geboren.

"Johannes ist ein perfekter Kombinierer"

Der ÖSV-Youngster hat bereits eine Hand an der Kugel, aus zwei Bewerben am Samstag (12 Uhr) und Sonntag (10 Uhr) fehlen ihm 54 Punkte, um sich erstmals den Gesamtweltcup zu holen. Lamparters erste Verfolger sind der Deutsche Julian Schmid und der Norweger Jens Luraas Oftebro.

Vor WM-Dominator Jarl Magnus Riieber, dem Gesamtsieger der vergangenen vier Jahre, muss sich der Tiroler nicht mehr fürchten, der Norweger ist nach einer krankheitsbedingten langen Weltcup-Pause vor der WM bereits aus dem Kugel-Rennen. Lamparter wird den Kombi-König der vergangenen Jahre in Kürze vom Thron stoßen.

"Der Gesamtweltcup ist das Größte, was man erreichen kann! Da muss über eine ganze Saison alles zusammenpassen. Der beste Athlet über einen langen Zeitraum, das ist dann schon eine Bestätigung und als Athlet das Größte", stellt Lamparter die große Kristallkugel über seine zwei WM-Goldenen aus dem Jahr 2021.

"Johannes hat sich wahnsinnig entwickelt. Ich denke schon, dass er besser ist als ich oder Felix Gottwald. Er ist wirklich ein perfekter Kombinierer."

Es wäre der nächste Meilenstein in der steilen Karriere des jungen Tirolers. 2018 gab Lamparter sein Debüt im Weltcup, in der Saison 2020/21 gelang dem vierfachen Junioren-Weltmeister der große Durchbruch, der in Doppel-Gold (Einzel Großschanze & Teamsprint) bei der WM in Oberstdorf gipfelte.

Im Jänner 2022 durfte Lamparter in Val di Fiemme über seinen ersten Weltcup-Sieg jubeln, von denen er mittlerweile zehn am Konto hat. Ganze sieben davon gelangen dem ersten österreichischen Sieger des Seefeld-Triples in diesem Winter.

"Johannes hat sich wahnsinnig entwickelt. Ich denke schon, dass er besser ist als ich oder Felix Gottwald. Er ist wirklich ein perfekter Kombinierer", sagt Sulzenbacher und führt aus:

"Er ist läuferisch extrem stark und wenn er auf der Schanze seine Sachen beisammen hat, ist er auch dort ganz vorne dabei. Und bei Johannes kommt es fast nie vor, dass er mal einen Nuller schreibt - er ist immer da. Deswegen wird er auch ein verdienter Gesamtweltcup-Sieger sein."

Keine Tipps, dafür Whatsapp-Nachrichten

Der zwischenzeitliche Ausfall des überragenden Jarl Magnus Riiber schmälere den Erfolg des Österreichers nicht: "Die anderen schlafen ja auch nicht, man muss trotzdem erstmal abliefern."

Und das hat Lamparter getan. Neben sieben Siegen stehen fünf weitere Podestplätze in dieser Weltcup-Saison zu Buche.

Sulzenbacher glaubt: "Johannes wird noch viel gewinnen, wenn er sich nicht verletzt oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert."

Trifft seine Vorhersage ein, wird auch Sulzenbacher bei Lamparters Erfolgen in Zukunft noch einiges zu tun bekommen.

"Ich schreibe ihm immer eine Whatsapp-Nachricht, wenn er ein super Ergebnis erreicht hat", erzählt Sulzenbacher. "Tipps gebe ich ihm sicher keine, ich gratuliere ihm nur, wenn er erfolgreich ist."

"Damals habe ich noch nicht so das Potenzial bei ihm gesehen"

Der mittlerweile 58-Jährige verfolgt Lamparters Karriere schon seit dessen Jugendjahren. Sulzenbachers ältere Tochter Julia und der nunmehrige ÖSV-Star haben einst gleichzeitig mit dem Skispringen begonnen.

"Damals habe ich noch nicht so das Potenzial bei ihm gesehen", gibt Sulzenbacher zu. "Im Ski-Gymnasium in Stams hat Johannes dann eine Riesenentwicklung gemacht. Der Sprung an die Weltspitze ist ja ganz schwierig. Wir haben in Österreich genügend Medaillengewinner bei Junioren-WMs, die dann nie wirklich den Sprung schaffen. Das ist halt die Kunst. Johannes ist ein fleißiger Trainierer und hat die besten Voraussetzungen für diesen Sport."

Ähnlich wie Lamparter schaffte es Sulzenbacher einst früh an die Weltspitze, wenn auch etwas unerwartet.

"Ich war 18, als ich in Seefeld mein Weltcup-Debüt gegeben habe. Ich habe damals gleich das Springen gewonnen und bin am Ende Sechster eworden. Ich war damit für die Olympischen Spiele in Sarajevo (1984, Anm.) qualifiziert. Es hat damals niemand gerechnet, dass ein Nordischer Kombinierer bei Olympia dabei sein wird. Ich war dann der einzige, der dort gestartet ist", erinnert sich Sulzenbacher zurück.

Bei den darauffolgenden zwei Olympischen Spielen 1988 in Calgary und 1992 in Albertville holte der Tiroler jeweils zwei Medaillen (1x Silber, 3x Bronze). Damit hat er Lamparter (noch) etwas voraus, der bei seiner Olympia-Premiere 2022 in Peking ohne Edelmetall blieb.

Diskussion um Kombi-Zukunft ist "Wahnsinn"

Was nicht ist, kann hoffentlich noch werden. Die Nordische Kombination kämpft aktuell um ihre Zukunft. Den Frauen, die erst seit 2020 einen Weltcup haben, wurde vom IOC die erstmalige Teilnahme an Olympischen Spielen 2026 verwehrt. Zudem wurde die Zahl der Quotenplätze der Männer von 55 auf 36 reduziert. Sie müssen um ihren Olympia-Platz 2030 bangen.

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"Die Nordische Kombination ist eine der ältesten Olympia-Sportarten, die etabliert ist. Diese Diskussion ist sowieso ein bissl Wahnsinn, das verstehe ich überhaupt nicht", vertritt Sulzenbacher eine klare Meinung.

Von im Raum stehenden Regel- oder Formatänderungen hält er ebenfalls nichts. "Das aktuelle Format ist ein gutes, auch für die TV-Zuschauer, daran würde ich nichts ändern."

Zu seiner aktiven Zeit gab es noch drei Sprung-Durchgänge, wobei der schlechteste gestrichen wurde, erst am Folgetag ging es über 15 km in die Loipe. Auch ein Sprint-Format mit nur einem Sprung und einem Lauf über 7,5 km wurde probiert.

Es war noch eine gänzlich andere Zeit in der Nordischen Kombination. "Wir sind nach dem Springen im Skikeller gestanden und haben die Langlauf-Ski gewachst, damit wir am nächsten Tag starten können", war Sulzenbacher sein eigener Servicemann.

Insgesamt 14 Weltcup-Siege stehen in der Vita des Tirolers. Neben den vier Olympia-Medaillen und dem WM-Titel im Team 1991 sind die beiden Siege im Gesamtweltcup seine größten Erfolge.

Sulzenbacher beendete mit nur 27 Jahren seine Karriere. Bleibt zu hoffen, dass Johannes Lamparter in dieser Hinsicht nicht in seine Fußstapfen tritt.

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