Seine Trainingsarbeit hat er zuletzt verstärkt solo absolviert. "Im Moment ist es eigentlich so, dass ich meinen Weg alleine gehe. Ich bin mein ganzes Leben schon ein Einzelgänger gewesen."
Als einsamen Wolf sieht er sich aber nicht. "Ein einzelner Wolf, aber nicht einsam." Schließlich treffe er im Training in Lillehammer regelmäßig beispielsweise mit seinen Nachbarn Haavard Taugböl und Martin Nyenget zusammen.
Letzterer gehört jenem elitären Norweger-Quartett an, das im Distanzweltcup 2023/24 besser als Vermeulen war.
Ein anderer Stellenwert
Dass er als Gast in der Hochburg des nordischen Sports ein erfolgreicher Langläufer geworden ist, macht Vermeulen stolz. "Hier in Norwegen Langläufer zu sein, ist etwas Schönes. In Österreich mit unserer Geschichte wird das Langlaufen als etwas Halbschwindliges angesehen. In Norwegen wird der Langläufer geschätzt. Das steigert das Selbstwertgefühl schon."
Seine Wahlheimat unterscheide sich einerseits gar nicht, auf der anderen Seite komplett von Österreich.
"In Bezug auf Infrastruktur und Möglichkeiten haben wir in der Ramsau alles, wahrscheinlich teilweise besser als in manchen Orten in Norwegen. In Bezug auf die Sportkultur ist Norwegen ganz anders. In Norwegen haben wir eine Bewegungskultur, Österreich hat eine Fernsehkultur."
Dass in Teilen des rot-weiß-roten Langlaufteams in der Vergangenheit - dank diverser Skandale aktenkundig - eine Dopingkultur herrschte, ärgert ihn nach wie vor. Seine Haltung ist eindeutig.
"Man tut es einfach nicht. Doping war vielleicht einmal ein Kavaliersdelikt, aber das ist es seit Jahren nicht mehr. Betrug und Leute zu bescheißen, ist gesellschaftlich nicht anerkannt. Ich glaube, das ist im Bewusstsein des Sports mehr oder weniger angekommen."
"Glaube, dass Betrüger, Doper früher oder später auffliegen"
Außerdem hofft er auf das Funktionieren der Kontrollmechanismen. "Ich glaube, dass Kriminelle, Betrüger, Doper früher oder später auffliegen. Es gibt sicherlich immer schwarze Schafe. Im Moment aber bin ich der Meinung, dass im Langlauf nicht großflächig gedopt wird."
Im Umgang mit dem leidigen Thema habe er viel von Teresa Stadlober gelernt. "Die hat immer gesagt: Du kannst dich nur auf dich selber fokussieren. Es geht darum, dass du morgens ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel schauen kannst. Was andere tun, kannst du nicht beeinflussen."