Finnland Finnland FIN
Österreich Österreich AUT
Endstand
2:3
2:0, 0:1, 0:2
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Österreichs WM-Wunder: Wenn der Glaube Berge versetzt

Das ÖEHV-Team setzte auf die Kanada-Sensation einen drauf. Beim Siegtreffer war sich nicht jeder sicher, ob dieser zählt. Danach kannte der Jubel keine Grenzen.

Österreichs WM-Wunder: Wenn der Glaube Berge versetzt Foto: © GEPA

Wer glaubte, Österreichs Sensation gegen Kanada könne nicht mehr getoppt werden, der irrte.

Das ÖEHV-Team schrieb nur zwei Tage später heimische Sportgeschichte und fuhr bei der Eishockey-WM in Prag durch ein 3:2 im 18. Duell mit Olympiasieger Finnland den allerersten Sieg ein. Der Spielbericht >>>

0:2 war die Auswahl von Teamchef Roger Bader nach dem ersten Abschnitt zurückgelegen, lief ähnlich wie gegen Kanada einem Zwei-Tore-Rückstand nach. Es folgten die wahrscheinlich besten zwei Drittel in der Nationalteam-Historie.

Gekrönt wurde eine weitere überragende Performance durch den "Buzzer-Beater" von Benjamin Baumgartner, der die Scheibe 20 Hundertstelsekunden vor der Schlusssirene ins Netz schupfte.

Erst Bangen, dann wie im Rausch

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

"Ich habe die Sirene gehört, bevor die Scheibe reingegangen ist", war sich der Sieg-Torschütze zunächst unsicher, ob der Treffer tatsächlich zählen würde. "Ich habe ehrlich gesagt nicht gedacht, dass das Tor zählt", sagte David Kickert.

Die Teamkollegen hatten die Situation anders wahrgenommen. "Man hat von außen gesehen, dass er noch rechtzeitig drinnen war", meinte etwa Jungspund Vinzenz Rohrer. Augenblicke später kam die Erlösung - der Puck überquerte die Linie, bevor die Zeit runtergelaufen war.

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, die O2-Arena verwandelte sich in ein absolutes Tollhaus.

"Heute habe ich beim Siegestor, für meine Verhältnisse, ziemlich intensiv gejubelt."

Teamchef Roger Bader zeigte Emotionen

Sogar der Teamchef war danach euphorisiert wie wohl selten zuvor. "Auch wenn ich Schweizer bin, zeige ich Emotionen", lachte Bader. "Heute habe ich beim Siegestor, für meine Verhältnisse, ziemlich intensiv gejubelt. Das wird man auch auf dem Video sehen."

"Dass wir gegen Finnland gewinnen, ist nicht ganz normal"

Es war schwierig, die richtigen Worte für das Gesehene zu finden. Nicht nur für das Team, sondern auch die Medien.

Niemand konnte so recht realisieren, was sich in Tschechiens Hauptstadt schon wieder abgespielt hat. "Auch das Spiel gegen Kanada habe ich gefühlt noch immer nicht realisiert. Es passiert momentan alles so schnell", erzählte Rohrer, der vor wenigen Wochen mit Zürich noch Schweizer Meister wurde.

Mit seinen erst 19 Jahren ist der Vorarlberger der jüngste Spieler im WM-Kader. Daher meinte er bei folgender Aussage auch verschmitzt: "Ich spreche nicht aus Erfahrung, bin ja erst 19 - dass wir gegen Finnland gewinnen, ist nicht ganz normal." Die Stimme war schon angeschlagen, "zu viel geschrien", sagte der Rankweiler.

Bei David Kickert war purer Stolz herauszuhören. Der Salzburg-Keeper absolvierte, zumindest auf internationaler Ebene, die beste Partie seiner Karriere und wurde verdient zum Spieler des Spiels gewählt. Außerdem beendete Kickert eine kuriose Serie. Seit 2011 hatte Österreich nur dann WM-Siege gefeiert, wenn Bernhard Starkbaum im Tor stand.

"Ein gutes Spiel, oder?", antwortete der 30-Jährige auf die Frage, wie er seine eigene Leistung bewerte. "Es hat schon gepasst. Ich bin einfach froh, meinen Teil zu drei Punkten gegen Finnland beigetragen zu haben."

Noch schöner als der Punkt gegen Kanada

Die Augen sagen mehr als 1.000 Worte, heißt es. Auf den ÖEHV-Goalie trifft dies hundertprozentig zu. Und damit war er natürlich nicht alleine.

"Es fühlt sich noch besser an, als dass wir Kanada in die Overtime gezwungen haben", sagte Baumgartner, der dachte, das sei schon das höchste der Gefühle gewesen. "Aber heute Finnland zu schlagen, ist besser."

Das Mindset lautete keine 48 Stunden nach der sensationellen Aufholjagd gegen den Rekordweltmeister: "Der Glaube versetzt Berge. Uns ist egal, gegen wen wir spielen. Wir probieren immer unser Spiel zu spielen, das Beste daraus zu machen", erklärte Marco Rossi.

Pure Emotionen! Die Jubelbilder zum ÖEHV-Sieg über Finnland

Die Gefühle gegen Kanada seien unglaublich gewesen, "die Euphorie sicher sehr groß." Gleichzeitig sei wichtig gewesen, "dass wir nicht zu euphorisch sind und nur an das nächste Spiel denken", so der NHL-Export.

Diese Herangehensweise trug offensichtlich Früchte. Überdies wurde der gewonnene Rückenwind ideal ausgenutzt. "Wir haben auch gegen Kanada gesagt, grundsätzlich ist das eine unglaubliche Mannschaft", sagte Rohrer und führte aus: "Wir wollen nicht arrogant sein, aber wir probieren auch gegen Finnland das Spiel zu gewinnen."

"Wir sind stolz, für Österreich zu spielen"

Mit Erfolg, lässt sich nun sagen. Bestimmt war das Glück in gewissen Situationen auf österreichischer Seite. Finnland hätte gut und gerne deutlicher als 2:0 führen können. Doch die Mannschaft bewies wieder unglaublichen Charakter und Kämpferherz.

"Wir haben versucht, alles zu blocken, defensiv stark zu spielen. Und vorne murksen wir irgendwie einen rein. Dass das in der letzten Sekunde war, war glücklich – aber wir nehmen es", meinte Baumgartner, der anfügte: "Wir sind stolz, für Österreich zu spielen."

Dass man von den Finnen unterschätzt worden sei, glaubte der Bern-Legionär indes nicht. "Sie haben alles reingelegt, werden alles versucht haben", glaubte er.

Dazu passt das Zitat von Mikko Lehtonen, der am Mittwoch über Österreich meinte: "Wir müssen ihr Team und ihr Spiel respektieren." Von nun an gelten diese Worte für die ganze Eishockey-Welt.



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