Eine Weltmeisterschaft in Schweden ist für jeden Eishockey-Liebhaber etwas Außergewöhnliches.
Das Land der tausend Seen lebt und liebt den Sport ähnlich ausgiebig wie Tschechien. Dort wurde im vergangenen Jahr in Ostrava und Prag ein Eishockey-Fest der Sonderklasse zelebriert.
Ähnliche Bilder sind auch aus Stockholm zu erwarten, die Avicii Arena - im Volksmund einfach nur Globen genannt - dient neben Herning in Dänemark als einer der Austragungsstätten der diesjährigen Endrunde. Hier wird am 25. Mai der neue Weltmeister gekürt.
Schwedische Wurzeln im österreichischen Team
Wer eine Verbindung zwischen Österreich und den "Tre Kronor" sucht, findet diese schnell.
Unzählige Spieler haben ihre Ausbildung im schwedischen Nachwuchs genossen, aus dem aktuellen WM-Kader etwa NHL-Legionär Marco Kasper, Lukas Haudum, Thimo Nickl. Der erst 18-jährige Gregor Biber steht sogar in der SHL bei Rögle BK unter Vertrag.
Allen voran für Nickl war die Reise in die Hauptstadt des Landes eine Art Homecoming. Der 23-jährige Defender lief zwischen 2021 und 2023 für AIK Hockey auf, der Klub aus dem Stockholmer Vorort Solna spielt derzeit in der HockeyAllsvenskan und bestreitet seine Partien in der Hovet Arena.
"Die Vorfreude ist natürlich riesig, dorthin zurückzukommen, wo ich schon zwei Jahre gespielt habe", strahlte der Klagenfurter vor dem Start der WM im Gespräch mit LAOLA1.
Wiedersehen mit dem Globen
Das Auftaktspiel bei der WM gegen Finnland war nicht seine erste Partie in der Avicii Arena. Als Djurgarden zur Saison 2022/23 in die zweithöchste Spielklasse abstieg, gab es nach acht Jahren erstmals wieder ein Stockholm-Derby.
Die Duelle der Rivalen wurden kurzerhand von der Hovet Arena in den Globen verlegt. "Natürlich ein sensationelles Feeling, eine Riesenhalle, 13.000 Zuschauer waren dabei und eine tolle Stimmung", grinste Nickl.
Ähnliches erwartet ihn mit Österreich am Samstag wieder, wenn Rot-Weiß-Rot auf Co-Gastgeber Schweden (16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) trifft. Er wusste allerdings, dass die Halle nicht immer voll sein wird. Beim 1:2 gegen die Finnen wurden etwa nur knapp 6.800 Zuseher gezählt.
"Trotzdem ist es eine tolle Erfahrung", so der Verteidiger.
Hier wird Eishockey zelebriert

Auch für Marco Kasper, der bei Rögle BK seine Ausbildung genoss, ist die Rückkehr in sein "zweites Zuhause" eine Herzensangelegenheit:
"Ich freue mich wirklich, dass die WM in Schweden ist. Meine Freundin, die aus Schweden kommt, und die Familie werden einige Spiele zuschauen kommen, das ist etwas Besonderes."
Die Vorfreude auf das Duell mit den "Tre Kronor" war groß: "Es wird sicher auch extrem cool sein, gegen Schweden zu spielen. Die Leute zelebrieren Eishockey hier wirklich, und die Arena ist richtig cool."
Ein besonderer Ort...
Lukas Haudum, der zwischen 2014 und 2019 für Södertälje, Malmö und Pantern spielte, pflegt ebenfalls eine enge Verbindung zur nordischen Eishockeykultur.
"Ich war doch fünf Jahre hier und habe dementsprechend Schwedisch aufgeschnappt, die Sprache in der Kabine etwas gelernt. Das bleibt irgendwo im Kopf hängen. Natürlich sieht man auch bekannte Gesichter, die Eishockey-Welt ist klein."
Für ihn ist Stockholm mehr als nur eine Station im Turnierplan: "Ich bin 40 Minuten entfernt in Södertälje zwei Jahre aufs Eis gegangen, werde vielleicht einen Tagesausflug hinmachen und schauen, was sich dort getan hat."
Schweden sei in jedem Fall "ein speziellerer Standort für eine WM als andere. Ich habe schon eine gewisse Beziehung zu Schweden."
...mit klaren Unterschieden zu Österreich
Doch Haudum blickt auch differenziert auf die Unterschiede zwischen Österreich und seinem früheren Ausbildungsland.
"Ich glaube nicht, dass man von Österreich behaupten kann, dass wir ein Sportland sind. Ab und zu bringen wir Sportler raus, die aber teilweise auch woanders ausgebildet wurden. Natürlich würde ich mir wünschen, dass jedes Kind mit irgendeinem Sport groß wird."
"Sie legen keinen Wert darauf, ob du ein Österreicher oder Schwede bist. Ich hatte genauso viele Chancen wie ein junger Schwede."
In Schweden sei dies nämlich der Fall. "Hier üben die Kinder etwa Floorball oder Bundy aus, auch Eishockey ist sehr groß." Währenddessen habe der Sport in Österreichs Schulen oft gar keine Relevanz mehr, bedauert Haudum.
Das müsse sich ändern. "Bewegung ist wichtig und ein guter Ausgleich für den Menschen. Es wäre schon cool, wenn wir mehr Wert darauf legen - aber es gibt genügend Baustellen, es ist auch eine finanzielle Sache. Es ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geht."
Keine Freunderlwirtschaft spürbar
Der Oberösterreicher hob zudem die Möglichkeiten für ausländische Spieler in Schweden hervor.
"Sie legen keinen Wert darauf, ob du ein Österreicher oder Schwede bist. Ich hatte genauso viele Chancen wie ein junger Schwede." Haudum sprach deshalb nicht ohne Grund von einer offenen und familiären Kultur, die im Land des elffachen Weltmeisters gepflegt werde und ihm selbst gutgetan habe.
Der 27-Jährige erzählte abschließend: "Du kommst rauf, sie nehmen dich auf und wenn du es verdienst, wirst du genauso behandelt wie ein Schwede. Somit kannst du dich wie jeder andere dort hocharbeiten, das mag ich. Es ist keine Freunderlwirtschaft zu spüren."
Davon kann in der Heimat nicht immer die Rede sein. Ein Umstand, der zum Nachdenken anregt - nicht nur im Hinblick auf die sportliche Zukunft Österreichs.