32 Stunden nach dem Eröffnungs-Faceoff gegen Frankreich wartet auf das ÖEHV-Team ein ungleich schwererer Gegner: Nach drei teilweise blamablen Turnieren hat Schweden heuer unter neuer Führung einiges gutzumachen.
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller stellt den zweiten Gruppengegner vor:
Warten auf NHL-Stars
Zweimal im Viertelfinale ausgeschieden, 2021 gar nicht in die Playoffs gekommen: Für ein Land mit dem Spielerpotential der "Tre Kronor" waren die letzten drei Jahre inakzeptabel. Coach Johan Garpenlöv überstand aber sogar das Debakel von 2021, musste erst letzten Sommer Sam Hallam Platz machen, der mit drei schwedischen Meistertiteln nur die logische Wahl war. Ebenfalls neu: Anders Lundberg folgte Olof Östblom als GM.
Auch nach dieser Neuübernahme änderte sich aber eines nicht: Schweden ging wieder mit einem unvollständigen Kader in das Turnier, fünf Plätze sind noch offen. Der dritte Goalie wurde noch nicht angemeldet, ist aber nur eine Formsache (Jacob Johansson). Auf den anderen Positionen wartete und wartet Östblom noch die NHL-Viertelfinali ab.

Nach dem Ausscheiden der Toronto Maple Leafs hofft die Eishockey-Nation, dass William Nylander seinem Bruder Alexander (Pittsburgh Penguins) ins WM-Aufgebot folgt. Ebenfalls von den Maple Leafs im Visier: Defender Timothy Liljegren und Flügel Calle Järnkrok.
Von den Seattle Kraken - falls sie ausscheiden - könnte Center Sebastian Wennberg zum WM-Team stoßen, die Mittelstürmerposition ist nicht optimal besetzt. Ebenfalls von den Kraken im Visier: Defender Adam Larsson. Fixe Absagen gab es von Jesper Bratt und Jesper Boqvist (New Jersey Devils, beide ohne Vertrag für die nächste Saison) und William Karlsson (Vegas, wurde gerade Vater).
Viele NHL-Bälle also noch in der Luft, doch selbst die Zugehörigkeit zu dieser Liga garantiert noch keinen Platz im WM-Team: Fabian Zetterlund von den San Jose Sharks zahlte sich sogar selbst die NHL-Versicherung und trainiert mit, ist aber noch nicht angemeldet.
Rossi trifft wohl auf einen Minnesota-Kollegen
Von den Ab- zu den Anwesenden: Schweden tat sich beim 1:0-Auftaktsieg gegen Deutschland überaus schwer, wie zu erwarten ist das Offensivpotential (noch) überschaubar. Im Tor siehts dagegen besser aus: Lars Johansson sorgte für das Shutout, gegen Österreich wird wohl Jesper Wallstedt im Kasten stehen.
Marco Rossi steht damit seinem Teamkameraden von den Iowa Wild gegenüber - das 20-jährige Riesentalent ist ein Positionstorhüter par excellence, wird wohl in einem Jahr Marc-Andre Fleury in Minnesota ablösen.
In der Defensive fehlt es etwas an Puckmovern. Allerdings: Der in der Schweiz agierende Henrik Tömmernäs ist seit Jahren einer der besten PP-Quarterbacks Europas, dazu kommen noch Jonathan Pudas (fast ein Punkt pro Spiel in Skelleftea!) und Capitals-Crack Rasmus Sandin. 100-kg-Mann Patrik Nemeth (Arizona) gilt dagegen als Abräumer, bei dem man immer die Augen offen haben sollte. Sein Gegenstück im Angriff wäre Carl Grundström von den Los Angeles Kings, so etwas wie ein menschliches Torpedo.
Ein Pflichttermin für NHL-Scouts
Das Spiel wird natürlich zu einem Pflichtdate für NHL-Vertreter, die unter den ersten Zehn draften können: David Reinbacher trifft dabei auf Center Leo Carlsson, die ähnliche Draftpositionen einnehmen könnten. Beides sind späte 94er-Jahrgänge (Carlsson: 26. Dezember, Reinbacher: 25. Oktober), beides überaus smarte Cracks.
Der Schwede spielte zwar die ganze Saison bei Örebro am Flügel, Hallam schätzt aber seine Spielintelligenz so hoch ein, dass er bei ihm als Center ganz hoch gereiht ist. Kleine Fragezeichen gibt es bei ihm wegen seines Speeds, aber mit 18 Jahren und 1,90 Metern kann da durchaus eine Steigerung projiziert werden.
Aus österreichischer Sicht ebenfalls interessant: Flügel Lucas Raymond. Der Mann mit den Zauberhänden könnte in den nächsten Jahren Linienkollege von Marco Kasper bei den Detroit Red Wings werden.
Der Rest des Stürmeraufgebots setzt sich aus Cracks aus der NHL, SHL und Schweiz zusammen. Ich kenne hier seit langem Stürmer Andre Petersson, ein Sniper vor dem Herrn, wenn auch etwas kleingeraten. Mit 32 Jahren ist er einer von 15 WM-Debütanten im (erweiterten) Aufgebot.