
Seit dem letzten Jahr dient Zell auch wieder als Austragungsort für Länderspiele, im letzten Sommer übersiedelte auch der Red Bulls Salute erstmals in den Pinzgau.
Wiederbelebt
Wo vor Jahren nur noch einige Hunderte zusehen, wurde der eigentliche Eishockeymarkt Zell zuletzt wiederbelebt.
Der alte Vorstand zog sich einen Tag vor dem ersten Corona-Lockdown zurück, die Saison 2020/21 wäre in der Kärntner Liga anberaumt gewesen, dauerte aber nur zwei Spieltage lang.
Das Zeller Eishockey stand doch einigermaßen auf der Kippe, allerdings wurden damals schon die Grundlagen für das neue Hoch gesetzt.
Florian Aigner, Christoph Herzog, der heutige Teammanager Klaus Mitterer sowie Patrick Schwarz wollten sich mit einem Abgesang auf das Zeller Eishockey nicht abfinden.
Seit 2022 geht es steil nach oben
Heute steht ein achtköpfiger Vorstand an der Spitze des Vereins, darunter mit dem 34-jährigen Schwarz ein vollamtlicher Geschäftsführer. 2021/22 kehrte Zell wieder in die AlpsHL zurück, der Spielbetrieb litt aber auch damals unter den Corona-Vorschriften.
Seitdem ging es aber steil nach oben – ein österreichischer Meistertitel 2022/23 (wird unter den einheimischen AlpsHL-Teams ausgespielt) und im letzten Jahr eben der Ligatitel.
Schwarz sagt: "Wir haben uns diesen Titel eigentlich zum hundertjährigen Jubiläum 2028 als Ziel gesetzt, aber sportlich ging es noch schneller aufwärts als erwartet."

Das goutieren auch die Leute aus Zell, dem Umland (immerhin 90.000) und die Touristen – mehr als 1.100 Saisontickets und in der letzten Saison ein Zuschauerschnitt von über 2.200. Wenn man von einer prosperierenden AlpsHL-Organisation sprechen kann, dann sicher von Zell.
Ehemaliger Talenteschuppen wieder im Kommen
Ich kenne Zell und die Halle schon seit Jahrzehnten, ob mit einer Prominententruppe (John Miner, Marty Dallman. Eddie Lebler oder Thommy Cijan) Anfang der 90er in der Bundesliga oder als langjährigen solider Nationalliga-Verein.
Alleine wegen der eigenen Talente waren Besuche immer ein Pflichtprogramm. Ich erinnere mich daran, dass ich für Wien Julian Großlercher gescoutet habe.
Niki Hartl kam über Villach nach Wien, weitere Cracks mit Zeller Wurzeln sind Patrick Machreich, Lukas Herzog, Jacob Pfeffer und Clemens Unterweger bzw. im Frauensektor Anna Meixner. Durchaus eine stolze Auswahl, die aber zu versiegen drohte.
Jetzt ist im Zuge der Erfolge der Ersten auch der Nachwuchs wieder im Kommen. Schwarz: "Vor Jahren hatten wir nur 40 Kinder, jetzt gehen wir auf das Dreifache zu." In der nächsten Saison soll erstmals auch wieder ein U15-Team gestellt werden, das dann auch in die höheren Altersklassen gezogen werden soll.
Profibedingungen in der Zweitklassigkeit
Das Team setzt sich aus derzeit fünf Legionären (sowohl Ethan Szypula als auch Nick Huard fallen aber noch längere Zeit aus), einigen altbekannten ICE-Namen (z. B. Ali Schmidt, Tyler Cuma, Kele Steffler, Sebastian Zauner, Christian Jennes oder Alexander Lahoda) und einer Reihe von jüngeren Spielern zusammen.
Zell ist für Teams wie Graz, Villach oder Wien ein beliebter Leihplatz, zuletzt war auch Ausnahmetalent Paul Sintschnig im Eisbären-Dress zu sehen.
Schwarz erklärt: "Wir sind nicht unbedingt ein Ausbildungsverein, aber wir leben doch von jüngeren Spielern, die uns bei unseren Ambitionen weiterhelfen können."
Nicht unbedingt eine Ausnahme in der AlpsHL: Bis auf Urgestein Philipp Putnik (schon sein Vater spielte für die Eisbären) und Backup-Goalie Alois Schultes sind alle Profis.

Doch unter Coach Marcel Rodman (der 44-Jährige folgte auf mehrere ältere Nordamerikaner) ist der Zeitplan eng getaktet, Off-Ice-Einheiten oder Überprüfungen des Fitnesszustands per App gehören zum Alltag.
Finanzielle Mittel
Über die letzten Jahre wuchs der Sponsorenpool an, aus drei Hauptsponsoren wurden sechs. Ke Kelit dient auch als Namensgeber der Arena, in der auch die Kabinen modernsten Standards genügen.
Schwarz beziffert die Zuschauereinnahmen als ca. 15 Prozent des Budgets, die Spiele gegen Kitzbühel (das Derby steht am Donnerstag an), Red Bull Juniors sowie allgemein zu Weihnachten sind dabei die Zugpferde.
Dazu kommen eben Sponsoren- und VIP-Einnahmen. Das letztjährige Budget betrug etwa 1,6 Millionen Euro.
Zukunft in der ICE?
Als AlpsHL-Meister eigentlich (zumindest) die neuntbeste Organisation in Österreich...
Eine modernisierte Halle, die mit 2.600 Plätzen zwar klein wäre, aber sicher den (nicht sehr hohen) Ansprüchen der ICE genügen würde...
Groß- und Kleinsponsoren sowie ein gutes Standing im Umland...
Ein professionelles Backoffice mit vier bezahlten Mitarbeiter:innen...
Technische Höchststandards, die Heimspiele werden in HD und mit sieben Kameras übertragen...
Ein anstehender runder Geburtstag im Jahr 2028...
Da spräche doch einiges für eine Zukunft in der ICE, die Liga würden den Pinzgauern sicher den roten Teppich ausrollen.
Schwarz winkt ab
Doch Schwarz und seine Vorstandskollegen wollen davon nichts wissen: "Wir müssten das Budget um zumindest eine Million aufstocken und dann wären wir wahrscheinlich immer noch ein Nachzügler. Darüber hinaus vermehrte Reisekosten, in der AlpsHL profitieren wir von unserer zentralen Lage."
"Derzeit ist jeder hier mit unserer Stellung in der AlpsHL zufrieden und das werden wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen."
Er führt aus: "Wir würden Wohnungen für zehn Imports sowie auswärtige Spieler benötigen, dazu kommt der limitierte Spielermarkt. Derzeit ist jeder hier mit unserer Stellung in der AlpsHL zufrieden und das werden wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen."
Sich mit der ICE konkret zu beschäftigten, würde nur notgedrungen bei einem Ende der AlpsHL zum Thema werden. Im letzten Frühjahr kamen einige Stimmen dazu aus Italien, aber die verstummten schnell wieder.
Schwarz über seine Kollegen: "Es gibt immer wieder Überlegungen zu nationalen Ligen, aber die meisten Teams wollen doch auf einem professionelleren Niveau spielen. Ich glaube, dass die Alps für fast alle Teilnehmer das ideale Umfeld ist."
Die langjährige Eishockey-Bastion Zell/See hat in den letzten Jahren jedenfalls einen steten Aufschwung erlebt, was dem rot-weiß-roten Eishockey nur guttun kann.