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Analyse: So schlug sich die ÖEHV-U20 bei der WM tatsächlich

Eine Bronzemedaille können die Österreicher bei der U20-WM in Bled erringen. Bernd Freimüller zieht ein Fazit zu den Leistungen der ÖEHV-Junioren.

Analyse: So schlug sich die ÖEHV-U20 bei der WM tatsächlich Foto: © Domen Jančič

Österreich kehrt von der U20-WM in Bled mit einer Bronzemedaille nach Hause.

Ein kleiner Rückschritt gegenüber Silber vom Vorjahr an gleicher Stelle, bedingt durch eine Barfuß-oder-Lackschuh-Einstellung am letzten Spieltag.

Ein Rückblick auf das Turnier:

Mit Slowenien (5:2) und Frankreich (4:2) gelangen die beiden Pflichtsiege an den ersten beiden Spieltagen ohne Probleme. Danach stand für die Truppe von Headcoach Philipp Pinter schon im dritten Spiel gegen Favorit Norwegen das eigentliche Finale an.

Österreich kann mit Norwegen mithalten

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Beim 3:7 war man von Ergebnis her wesentlich chancenloser als vom Spielverlauf. Wie in allen Spielen kam Österreich mit großem Tempo und guter Technik leicht ins gegnerische Drittel und zu zahlreichen Chancen, die aber an diesem Tag nicht verwertet wurden.

Erst das 1:3 Mitte des Spiels, spätestens aber das 1:4 nach 48 Minuten zog dem Team allerdings den Stecker. Im Gegensatz zu den Auftaktpartien waren softe Gegentreffer nicht zu verkraften.

Gegen die Ukraine war beim 9:2 wieder Offensive Trumpf und am letzten Tag sah es auch gegen Kasachstan ähnlich aus: 4:0 nach 15 Minuten, allerdings ließ man die Kasachen wieder ins Spiel zurück. Beim Stand von 4:4 zog Pinter dann Goalie Grascher, ein Empty-Net-Treffer machte dann aus Silber Bronze.

Der Grund für diese Maßnahme: Nur drei Punkte hätten die theoretische Chance auf den Aufstieg offengelassen, Norwegen fegte dann aber Slowenien mit 9:2 vom Eis. Die Nordmänner präsentierten sich auch als das kompakteste Team des Turniers, ließen nur gegen die Ukraine einen Punkt liegen.

25 Tore in fünf Spielen - Österreichs Offensive brilliert

Ich kann mich an kaum ein Turnier erinnern, wo Österreich das Kreieren von Torchancen und meist auch die Auswertung so leicht fiel wie diesmal. 25 Tore in fünf Spielen, dazu das beste Powerplay – offensiv ließ das Team kaum Wünsche offen.

Im Gegensatz zu Kasachstan, das völlig vogelwild agierte, ließen die Österreicher defensiv auch nicht viel zu. Allerdings: Die Hoffnungen, dass Luca Haitzmann und Patrick Grascher wenigstens durchschnittliche Leistungen abrufen können, erfüllten sich nicht. Viele Gegentore hielten dem Augentest nicht stand, ihre Save Percentages waren auch die schwächsten aller Goalies.

Ebenfalls unter den Erwartungen: Gregor Biber, letztes Jahr noch überragend. Keinesfalls schlecht, aber nicht so domimant wie erwartet. War es die Pause nach seiner Gehirnerschütterung oder weniger Eiszeit und damit weniger Rhythmus als im Vorjahr?

Leon Kolarik kam auch erst im Turnierverlauf ins Rollen, scorte dann vor allem im Powerplay wie erwartet. Paul Sintschnig fehlte etwas Glück im Abschluss, das hatte dafür Konstantin Hutzinger, der mit seinem One-Timer in Überzahl die Vorarbeiten von Vasily Zelenov und Johannes Neumann veredelte. Kann er seinem Spiel weitere Aspekte hinzufügen?

"Schade, dass es nicht für mehr gereicht hat"

Grundsätzlich agierten aber so gut wie alle Skater auf einem hohen Niveau, Pinter war daher auch zufrieden: “Früher haben wir immer gegen den Abstieg gespielt, jetzt sind wir immer in den Medaillenrängen. Schade, dass es nicht für mehr gereicht hat, aber Norwegen war sehr stark und ein verdienter Aufsteiger.”

Was sicher auch nicht half: Ein Magen-Darm-Virus legte immer wieder den einen oder anderen Spieler flach, Luca Kogler versäumte überhaupt die letzten beiden Turnierspiele.

Wie erwartet ein Trumpf: die Centerachse mit Kapitän Neumann, den beiden Zelenovs und Adrian Gesson bei ihrem letzten Turnier. Aus dem jetzigen Kader können dafür David Waschnig (hat körperlich stark zugelegt) und der 08-er Jonathan Oschgan (ein starkes U20-Debüt) im nächsten Jahr jederzeit in die Mitte rücken.

Neben Biber fallen mit Paul Reiner (PP-Pointman #1), Fabian Baumann, Johannes Gruber insgesamt vier der sieben Defender weg, nur Jakob Schnabl, Nico Uschan und Gerrit Böhs (sehr solide) können wiederkommen.

IIHF testet neuen Gruppenmodus

Die anstehende U18-1B-WM in Tallin sollte im April einen Blick auf Defender- und Goalie-Alternativen bringen, im Angriff gibt es mit Waschnig, Oschgan, Kolarik, Hutzinger, Sintschnig und Paul Oberhauser gleich sechs Cracks, die noch zumindest eine U20-WM vor sich haben.

Für die zwölf 06er ist die Juniorenzeit damit beendet, sie sorgten für zwei unterhaltsame Turnier in Bled. Absteiger Frankreich muss dem Aufsteiger aus der vor dem Finaltag noch völlig offenen C-Gruppe Platz machen, zu Österreich, Kasachstan, der Ukraine und Slowenien kommt dann auch noch der Absteiger aus der Topgruppe.

Wo immer das nächste Turnier auch stattfindet – es steht ein neuer Spielplan an: Die IIHF testet heuer in niedrigeren Gruppen eine Variante mit jeweils zwei Dreier-Gruppen, in der zunächst drei Spiele gegen die andere Gruppe gespielt wird. Die beiden Ersten bestreiten dann Halbfinale und Finale, die Tabellenletzten zwei Relegationsspiele. Noch nicht fix, aber die Absegnung beim IIHF-Kongress dürfte nur Formsache sein.

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