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ÖEHV-U18: Was der Nicht-Aufstieg bedeutet

Bernd Freimüller bedauert das verpasste Ziel, das sind die Auswirkungen:

ÖEHV-U18: Was der Nicht-Aufstieg bedeutet Foto: © GEPA

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"The same procedure as every year" – auch im dritten Jahr nacheinander scheiterte das ÖEHV-U18-Team in Sachen Wiederaufstieg in die Division 1A (=B-Gruppe).

Wieder reichten vier Siege in der Division 1B nicht, wieder wurde es ein zweiter Platz und das mit einer sehr guten Truppe.

Der Start ins Turnier gelang wie erwünscht: Erst ein 3:1 gegen Gastgeber Ungarn, dann ein 7:0 gegen Italien. Wie im letzten Jahr gegen die Ukraine gestaltete sich dann aber das Schlussdrittel in einem Entscheidungsspiel zum Desaster: Japan drehte einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 und sicherte sich schon am Tag darauf den Aufstieg.

Der 3:2-Overtime-Sieg gegen den späteren Absteiger Großbritannien war für das ÖEHV-Team auch kein Ruhmesblatt, am Schlusstag folgte dann noch ein 7:1 gegen Slowenien. 11 Punkte in fünf Spielen reichten nur zur Silbermedaille.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat das Turnier genau verfolgt und gibt seine Einschätzung ab:

Die Parallelen zu den zwei letzten Turnieren unter Andreas Brucker waren auch unter dem neuen Coach Christian Dolezal unverkennbar. Das Team war eisläuferisch gut und sicher talentiert, aber in Stresssituationen gingen auch die Leistungsträger mit unter. Die Japaner skateten wie immer, zogen dadurch Strafen und agierten im Powerplay letal (zehn Treffer), waren aber natürlich auch kein Wunderteam. Erschütternd, dass Österreich im Schlussdrittel gegen die Asiaten überhaupt keine Offensivaktionen mehr kreieren konnte.

Die sehr guten Jahrgänge 2000 und 2001 scheiterten damit in den letzten Jahren an Ländern wie Slowenien, der Ukraine und eben Japan. So wird den EBEL-Coaches und Managern, die den einheimischen Spielern einen sehr langen Reifeprozess attestieren und sie erst mit 22 Jahren als ligareif ansehen, natürlich nicht der Wind aus den Segeln genommen.

Kurios: Der jährliche Klassenerhalt in der B-Gruppe fällt dem U20-Team leichter als dem U18-Team der Aufstieg mit gleichem Personal. Ich hätte es nie und nimmer für möglich gehalten: Aktuelle oder zukünftige Senioren-Nationalspieler wie Marco Rossi, Benjamin Baumgartner, Julian Payr, David Maier oder Thimo Nickl konnten das Team in drei Anläufen nicht aus der Drittklassigkeit hieven. Alle diese Cracks sind aber nächstes Jahr noch für die U20 spielberechtigt.

Die Einzelleistungen unter der Lupe

Felix Beck war sicher der stärkste der österreichischen Goalies der letzten Jahre, agierte ruhig und mit gutem Stickhandling. Sein Mangel an Größe fällt im Juniorenbereich kaum ins Gewicht, wie für alle seine Mitspieler war das Japan-Spiel aber nicht sein bestes.

In der Defensive war Nickl der unbestrittene Leader, agierte unter Druck abgeklärt mit gutem Aufbauspiel. Luis Lindner ist ein moderner Puck Carrier, Kilian Zündel blieb etwas hinter den Erwartungen. Schweden-Legionär Jacob Pfeffer lieferte ein solides Turnier ab.

Im Angriff kam wie erwartet die meiste Offensive von Tim Harnisch und Fabian Hochegger, Hochegger (blickt wie Nickl Richtung Canadian Hockey League) bringt mehr Aggressivität und Schussstärke (One-Timer im Powerplay!) ein, Harnisch ist ein spielstarker Center mit guten Beinen. Das Underager-Duo Leon Wallner und Oskar Maier setzte ebenfalls Offensivakzente, Wallner machte heuer in Schweden eine gute Entwicklung durch.

Lucas Thaler verletzte sich gleich beim ersten Shift des Turniers an der Schulter, kam nach seiner Rückkehr nicht mehr so ganz in die Gänge. Adem Kandemir bewies wie in Minsk, dass er Tore machen kann, muss sich aber aktiver ins Spiel einbringen. Julian Pauschenwein kann umgekehrt mit seiner Laufstärke den gegnerischen Aufbau stören, aber auf diesem Niveau muss er einfach mehr Offensive anbieten, um in der EBEL je einmal in die Nähe einer Scoring-Line zu kommen.

Insgesamt erzielten die Defender acht der 22 erzielten Treffer, im Entscheidungsspiel fehlte wie so oft ein einziger Treffer. Mehr als zwei sehr gute offensive Blöcke konnte auch Dolezal heuer nicht herausfiltern, das ist aber ohnehin meist schon das Maximum für ein ÖEHV-Nachwuchsteam.

Was sind die Auswirkungen auf die nächsten Jahrgänge?

Ist der abermalige Nicht-Aufstieg wirklich so ein Drama? Immerhin kam Vorjahresaufsteiger Ukraine bei der B-WM arg unter die Räder (ein Punkt, 7:30 Tore). Klar, diese Gruppe steht sportlich natürlich um einiges über der 1B, aber mit dem heurigen Team wäre gegen Frankreich der Klassenerhalt drinnen gewesen, auch wenn dies nach einer Niederlage gegen Japan verwegen klingt. Deutschland raste mit fünf Siegen durch das Turnier – auch das ein Unterschied zu Österreich bei vergleichbaren guten Jahrgängen (bei Deutschland die 2002er).

Was die 2000er und 2001er mit ihren Nichtaufstiegen sich selbst bzw. ihren Nachfolgern angetan haben, beweisen zwei Zahlen: An Eröffnungswochenende der B-Gruppe in Grenoble waren alle NHL-Teams mit Scouts vertreten, nach Szekesfehervar verirrte sich gerade einer. Wer Jahr für Jahr im Eishockey-Keller antritt, darf sich über mangelndes Coverage auch nicht beklagen.

Wie geht es für die U18 weiter? Mit Backup-Goalie Sebastian Wraneschitz, Defender Martin Urbanek (sehr talentiert, körperlich noch mit Nachholbedarf) sowie den Angreifern Marco Sunitsch, Wallner, Maier und Thaler dürfen sechs 2002er wiederkommen. Sie müssen nächstes Jahr einen Jahrgang tragen, der darüber hinaus über wenige Spitzencracks verfügt, auch in der 2003er haben sich bis jetzt noch keine absoluten Übertalente hervorgetan. Doch Österreichs Nachwuchsspieler sind im Vergleich zur internationalen Konkurrenz Spätentwickler, ich hoffe daher auf einen späteren Leistungssprung einiger Spieler wie zuletzt etwa Beck oder Zündel.

Heimvorteil im nächsten Jahr?

Vielleicht kann das Team ja auf Heimvorteil bauen: Der ÖEHV bewarb sich mit Klagenfurt sowohl um die U20- als auch um die U18-WM (entweder oder, nicht beide). Im U20-Bereich stehen mit Belarus und Norwegen (ein sehr seltener Veranstalter) aber zwei starke Konkurrenten parat, sodass es eher die U18 (Mitbewerber Slowenien veranstaltet fast jedes Jahr ein Turnier) werden könnte.

Wie sich das aber terminlich mit einer eventuellen EBEL-Finalteilnahme des KAC ausgehen könnte?

Die Gegner bei einem eventuellen U18-Heimturnier (das erste seit 2004 in Amstetten) wären die Ukraine, Ungarn, Italien, Slowenien und Aufsteiger Polen – Namen, die seit Jahren mit der internationalen Drittklassigkeit verbunden werden, der aber nun auch Österreich für eine weitere Saison angehört.

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