Wer konnte überzeugen?
Allen voran Thimo Nickl. Der KAC-Defender war der Fels in der Brandung, verschaffte sich mit seiner körperlichen Präsenz und einigen krachenden Checks Respekt bei seinen Kontrahenten und agierte defensiv fehlerlos. Bildete wie schon bei der Olympia-Qualifikation mit Bernd Wolf ein Pärchen, das Duo kassierte keinen einzigen Gegentreffer.
Strahlte am Puck viel Ruhe aus, dass er das internationale Tempo ohne Probleme mitgehen kann, hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Schaltete sich bei Gelegenheit auch in die Offensive ein und wurde in der zweiten PP-Formation am Point aufgestellt. Wurde gegen Deutschland verdientermaßen zu Österreichs "Best Player" gewählt.
Wolf spielte seinen Part souverän herunter, präsentierte sich im Zweikampf bissig und wusste seinen Stick geschickt einzusetzen. Gab überdies die zweitmeisten Torschüsse (9) aller ÖEHV-Spieler ab.
Wolf meinte dazu: "Wir sind sehr gute Freunde. Das hilft natürlich. Unsere Stärken liegen sicher in den Zweikämpfen und darin, die Scheibe nach vorne zu spielen. Aber es gehört auch viel Glück dazu, kein Gegentor zu bekommen."
Ebenfalls auffällig waren Lucas Thaler und Ali Wukovits. Besonders Thaler präsentierte sich als Shooter, hatte mit zehn Torschüssen die meisten im Team. Ein schöner Unterzahl-Treffer gegen Dänemark sprang heraus, lieferte beim 3:2-Sieg mit guter Übersicht auch den Assist zu Wukovits' Führungstor.
Bei seinem ersten Profi-Turnier hat Gregor Biber seine Visitenkarte abgelegt. Spielte wie ein Routinier, "der schon zehn Jahre im Nationalteam ist", meinte Teamchef Roger Bader nach dem Slowakei-Spiel.
Konnte Gaps gut und schnell schließen, bringt mit einer Körpergröße von 1,90 Meter freilich viel Reichweite mit, die er einzusetzen weiß. Wurde nie hektisch, war bei manchen Plays vielleicht noch etwas grün hinter den Ohren. Könnte Körper noch besser einsetzen und sich offensiv etwas mehr zutrauen.
Etwas glücklos, aber trotzdem eine konstante Gefahr war Vinzenz Rohrer. Scheint nochmal den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gemacht haben, bringt jedes Mal, wenn er aufs Eis geht, unglaublich viel Energie ins Team, gibt nie einen Puck verloren und war besonders im Forecheck extrem giftig. Hatte mit 59,09 Prozent die zweitbeste Faceoff-Quote.
Behielt vor dem 3:2-Siegtreffer gegen Dänemark die Übersicht, bereitete das Tor mit einem präzisen Pass vor. Ansonsten stets bemüht, hatte gegen Deutschland eine gute Chance auf den Ehrentreffer, in den vorigen Spielen ebenfalls Möglichkeiten auf sein zweites Länderspiel-Tor.
Scoring-technisch wird ihm der Knopf im Nationalteam früher oder später aufgehen.
Wer ist abgefallen?
In Anbetracht der Erwartungen schießen drei Namen in den Kopf: Clemens Unterweger, Benjamin Baumgartner und Lukas Haudum.
Unterweger wurde von Bader an Bibers Seite gestellt, sollte den 18-Jährigen mit seiner Erfahrung führen. Doch dem Kapitän merkte man an, dass er derzeit nicht in Form ist. Hinterließ im Rückwärtsgang immer wieder einen unsicheren Eindruck, wirkte mit seiner Leistung selbst unzufrieden, was an seiner Körpersprache auch zu erkennen war.
Sollte in Abwesenheit von Dominique Heinrich das erste Powerplay führen, was ihm jedoch nur selten gelang. Hat schon deutlich bessere Turniere im Nationalteam absolviert.
Baumgartner und Haudum brachten freilich spielerische Klasse in das Team, beide werden angesichts ihrer Offensiv-Qualitäten aber umso mehr an Toren und Assists gemessen. In dieser Hinsicht steht beim Bern-Angreifer eine Null, bei Haudum zumindest ein Assist zum Shorthander von Thaler.
Beide wollten in ihren jeweiligen Linien - Baumgartner spielte mit Rohrer und Paul Huber, Haudum mit Thaler und Wukovits - das Spiel ankurbeln, besonders Baumgartner zeigte sich spielfreudig und mit jeder Menge Selbstvertrauen ausgestattet. Hatte etwas Pech, dass eine nicht einmal von ihm ausgelöste Rangelei gegen Dänemarks Phillip Schultz in einer Spieldauerdisziplinarstrafe mündete.
Haudum wiederum präsentierte sich generell eher als Vorbereiter, hatte selbst in stressigen Situationen einen unglaublichen Ruhepuls und trug die Scheibe leichtfüßig ins gegnerische Drittel.
Doch besonders in Überzahl kam von ihnen viel zu wenig, wurden bei 5-gegen-3 (Slowakei) und dem fünfminütigen Powerplay gegen Deutschland die falschen Entscheidungen getroffen oder das Spiel zu sehr verlangsamt.
Es ist Kritik auf ganz hohem Niveau, weil ihre Leistungen per se nicht schlecht waren - doch beide haben international oft gezeigt, dass sie Spiele entscheiden können. Das ist ihnen diesmal nicht gelungen.
Welche "Herausforderer" haben sich empfohlen?
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Der 25-Mann-Kader war ein Mix aus WM-Spielern und Cracks, die sich für einen Platz bei der Endrunde 2025 in Stockholm aufdrängen wollten.
Neben dem jungen Biber könnte dies Nico Feldner gelungen sein. Der 26-Jährige war 2022 bereits in Tampere dabei und in Landshut sicher der stärkste Forward der Bottom-6. Lenkte das Offensivspiel in der dritten Reihe, bekam Zeit im PP und verpasste gegen Dänemark mit einem Stangenschuss nur knapp sein neuntes Tor im ÖEHV-Dress.
Henrik Neubauer zeigte ebenfalls gute Anlagen, der in Schweden geborene Österreicher bestach allen voran mit seinen Skating-Fähigkeiten, ist ohne Wenn und Aber einer der schnellsten Spieler im Team. Wie sein Linzer Teamkollege mit PP-Zeit, hatte gegen Deutschland mit seiner Linie (Obersteiner und Schwinger) einen schwierigen Stand.
Patrick Obrist war erstmals seit Februar 2023 wieder im Nationalteam zu sehen, zeigte ein solides Two-Way-Game, bekam Eiszeit in Unterzahl. Sein offensiver Ertrag hätte größer sein können, alleine gegen den Gastgeber ließ er etliche Chancen (darunter ein Breakaway) liegen. Faceoff-Quote mit 32,14 Prozent indes die schlechteste des Turniers.
Der nachgerückte Felix Maxa präsentierte sich wie in Villach als verlässlicher Center, bei Philipp Wimmer war phasenweise zu erkennen, warum er bei Bader zumeist ein Stein im Brett hat. War insbesondere gegen Dänemark lange solide, ehe er sich beim 2:2-Ausgleich "patschert" angestellt hat. Mehr Eiszeit in Salzburg würde ihm sicher guttun.
Wie haben sich die Torhüter geschlagen?
David Kickert hat den Deutschland-Cup bestimmt mit gemischten Gefühlen verlassen.
Beim Auftakt gegen die Slowakei hielt der 30-Jährige die ÖEHV-Auswahl über die gesamte Zeit im Spiel, war bei Breaks des späteren Turniersiegers mehrmals auf sich alleine gestellt, meisterte diese Situationen jedoch bravourös. Besonders beeindruckend war sein Save, als er bereits am Boden lag. Beim Gegentor war er chancenlos.
Seine zweite Partie hätte die Nummer eins im Nationalteam liebend gerne wieder zurück. Es war ein Abend zum Vergessen, bereits in der zehnten Spielminute griff er bei einem an sich harmlosen Abschluss von Luis Schinko daneben und ermöglichte Deutschland nicht nur das 1:0, sondern killte damit auch das eigene Momentum.
Beim 0:2 traf den Salzburg-Keeper keine Schuld, an einem guten Tag verhindert er eventuell das 0:3. An diesem Tag war seine Fanghand generell nicht sein bester Freund.
Vor dem 0:4 hatte Kickert gute Sicht, parierte einen Blueliner jedoch nur zur Seite, wo ein Deutscher den Abpraller dankend aufnahm. Und danach machte es den Anschein, als wäre er mental gebrochen gewesen, dafür bezeichnend das 0:6.
Seine Fangquote lag letzten Endes bei unterirdischen 76 Prozent, dadurch gerät seine starke Performance gegen die Slowakei (Best Player, Fangquote 96,4 Prozent) gleich wieder etwas in Vergessenheit. Schlechte Tage kann und darf es natürlich geben, diese leisten sich auch Weltklasse-Torhüter. Nichtsdestotrotz bleibt ein fahler Beigeschmack.
Gegen Dänemark durfte sich Sebastian Wraneschitz in seinem ersten Länderspiel seit über dreieinhalb Jahren und seinem überhaupt erst zweiten A-Team-Einsatz beweisen. Teamchef Bader wollte ihm die Möglichkeit geben, ein nicht unwesentlicher Faktor dabei war, dass Wraneschitz in Wien regelmäßig zu Einsatzzeiten kommt.
Der Capitals-Tormann lieferte eine solide Leistung, hatte ein, zwei Big Saves dabei. Bei beiden Treffern konnte er nichts ausrichten, hatte beim 2:2 etwas Pech, dass Wimmer die Scheibe nach einer starken Parade nicht klären konnte und stattdessen ins eigene Tor legte. Insgesamt ein Auftritt, der ihm weitere Einsätze garantieren sollte.
Florian Vorauer, der bei der Olympia-Quali im letzten Spiel gegen Ungarn nach seiner Einwechslung stark performte, blieb ohne Einsatz und saß zweimal als Backup auf der Bank.
Worauf kann aufgebaut werden?
Sicher auf den Auftritten gegen die Slowakei, insbesondere aber gegen Dänemark.
Die etablierte A-Nation wurde über weite Strecken dominiert, mehr als doppelt so viele Torschüsse gab Österreich ab. Wie? Indem das Spiel konstant einfach gehalten wurde, die Scheibe schnörkellos aus dem eigenen Drittel gespielt wurde, der 2-Mann-Forecheck konsequent gefahren und die Wechsel kurz gehalten wurden.
Es war auf vielen Ebenen ein nahezu perfektes Spiel, in dem alle vier Linien frech aufgetreten sind, konstant Druck ausgeübt und mutig agiert haben. Diese Partie wird der Teamchef in schwierigeren Zeiten wohl auch gerne mal als Paradebeispiel für das "Torpedo-Eishockey", das er sehen will, hernehmen.
Zumindest ein Teil der Special Teams muss ebenfalls positiv hervorgehoben werden. Österreich hatte bereits bei der Olympia-Qualifikation mit einer makellosen Quote von 100 Prozent das beste Penalty Killing aller Teams, dieser Trend wurde in Landshut fortgesetzt.
Sechs von sieben Unterzahlspielen wurden schadlos überstanden, gegen Dänemark ein Shorthander erzielt. Es herrschte stets eine gute Abstimmung, im Boxplay passten die Abstände und wenn sich die Chance ergab, wurde der Gegenspieler aggressiv unter Druck gesetzt und so Scheibengewinne erzielt.
Und ein nicht zu unterschätzender Fakt: Österreich schaffte es ermeit, von der allerersten Sekunde an da zu sein. In den letzten Jahren war es oft noch der Fall, dass besonders das erste Spiel verschlafen wurde. Das war weder bei der Olympia-Quali noch beim Deutschland-Cup der Fall.
Was muss verbessert werden?
Eindeutig die Chancenverwertung. Bei der Weltmeisterschaft in Prag war sie noch die größte Stärke des Nationalteams, bei der Olympia-Quali und jetzt in Landshut die größte Schwäche.
Drei Tore, zwei Spiele ohne einen einzigen Treffer und ein Efficiency-Wert von 3,19 Prozent sind auf internationalem Niveau einfach viel zu wenig, um konstant erfolgreich zu sein. Mit 94 Torschüssen hätte man immerhin die meisten aller Teams abgegenen - wie übrigens schon vor drei Monaten in Bratislava.
Das Konzept, Scheiben zum Tor zu bringen, ist prinzipiell schon richtig. Doch, und das wurde an dieser Stelle auch öfters kritisch angemerkt, muss an der Schuss-Qualität gearbeitet werden. Und nicht nur das, es muss konsequenter der Weg zum Tor gesucht werden, viel zu oft hatte der gegnerische Goalie freie Sicht und dadurch leichtes Spiel.
"Das Powerplay sieht gut aus", meinte Assistant Coach Christoph Brandner am Mittwoch nach dem letzten Training vor dem Turnierstart zu Roger Bader. Leider blieb es bei sechs Möglichkeiten - darunter die bereits erwähnte doppelte Überzahl gegen die Slowakei und das fünfminütige Powerplay gegen Deutschland - aber völlig ertraglos.
 
     
                 
                 
                 
 
 
 
 
 
