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Was kann das Eishockey-Gegenstück zur UEFA Nations League?

Der Eishockey-Weltverband IIHF startet mit dem European Cup of Nations eine neue Turnierserie. LAOLA1 beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was kann das Eishockey-Gegenstück zur UEFA Nations League? Foto: © GEPA

Der Eishockey-Weltverband IIHF hat mit dem European Cup of Nations einen neuen Wettbewerb ins Leben gerufen.

Österreich zählt zu den 18 Nationen, die heuer an der Premierenausgabe teilnehmen. Die Spiele des Deutschland-Cups, bei dem die ÖEHV-Auswahl derzeit im Einsatz ist, zählen bereits zum neu geschaffenen Turnier.

Doch was steckt hinter dem European Cup of Nations, wie ist der Bewerb aufgebaut und was erhofft sich die IIHF davon?

LAOLA1 erklärt, was hinter dem Eishockey-Gegenstück zur UEFA Nations League steckt.

Was ist der European Cup of Nations überhaupt? Warum wurde er ins Leben gerufen?

Der European Cup of Nations ist eine der zentralen Initiativen des Weltverbands im Zuge des Strategieplans "ICE26" und ein neu geschaffener IIHF-Wettbewerb, der als Eishockey-Gegenstück zur UEFA Nations League im Fußball zu sehen ist.

Diese Turnierserie soll den nationalen Mitgliedsverbänden (MNAs) in den internationalen Spielpausen im November, Dezember und Februar eine Plattform für bedeutungsvolle, wettbewerbsorientierte Länderspiele bieten.

Wer organisiert den Bewerb?

Der Eishockey-Weltverband (IIHF) fungiert als Schirmherr des Bewerbs, ist aber derzeit noch auf die Zusammenarbeit mit den nationalen Mitgliedsverbänden (MNAs) angewiesen.

Diese legen ihr Länderspiel-Programm meist bereits vor Saisonbeginn fest und schließen untereinander Verträge für Spiele oder Turnierteilnahmen ab.

Ein Beispiel dafür ist der Deutschland-Cup, an dem Österreich in diesem Jahr bereits zum vierten Mal in Folge teilnimmt.

Welche Nationen sind beim Start dabei?

An der Premierenausgabe der Turnierserie nehmen 18 nationale Mitgliedsverbände teil.

Mit dabei sind: Deutschland (Nummer 8 der Welt), Slowakei (9), Lettland (10), Dänemark (11), Norwegen (12), Österreich (13), Frankreich (14), Großbritannien (17), Ungarn (18), Slowenien (19), Italien (20), Polen (21), Rumänien (23), Litauen (25), Ukraine (27), Estland (28), die Niederlande (29) und Spanien (30).

Russland (2) und Belarus (16) bleiben aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seit 2022 von allen IIHF-Wettbewerben ausgeschlossen.

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Die Schweiz nimmt im Gegensatz zu Österreich nicht teil
Foto: ©GEPA

Finnland (3), Tschechien (4), die Schweiz (5) und Schweden (7) bestreiten weiterhin ihre eigene Turnierserie, die Euro Hockey Tour. Die Eidgenossen haben 2022 den Platz Russlands übernommen und den Vertrag im Folgejahr bis 2027 verlängert.

Wie ist der Modus aufgebaut?

Die 18 Nationen wurden in drei Vierer- und zwei Dreier-Gruppen eingeteilt.

Die Zuteilung erfolgte teils auf Grundlage bestehender Vereinbarungen zwischen den Mitgliedsverbänden, teils durch den Weltverband selbst, der im Sinne des Wettbewerbs die finale Einteilung vornahm.

Ein Auf- und Abstiegssystem ist vorgesehen, soll aber erst ab der zweiten Saison eingeführt werden.

Auch ein Finalturnier – ähnlich der UEFA Nations League, wo die vier Gruppensieger der höchsten Liga ein "Final Four" bestreiten – ist im ersten Jahr noch nicht angedacht.

Wann und wo wird gespielt? In welchem Rhythmus findet der Bewerb statt?

Die Spiele des European Cup of Nations werden während der offiziellen IIHF-Länderspielpausen im November, Dezember und Februar ausgetragen.

Jede Mannschaft bestreitet in diesen Fenstern mehrere Begegnungen, wobei die Auswahl des Spielorts in der Verantwortung der beteiligten Verbände liegt.

Der Wettbewerb ist als jährliche Turnierserie angelegt.

Wie kann ich die Spiele sehen?

Alle Spiele des European Cup of Nations werden live und on demand auf IIHF.tv übertragen.

Über den "European Cup of Nations Pass" können alle Partien des Bewerbs für einen einmaligen Betrag von 10 Euro gestreamt werden.

Wie die TV-Rechte in den jeweiligen Mitgliedsländern geregelt sind, hängt von den nationalen Verbänden und bestehenden Vereinbarungen ab. In Österreich überträgt der ORF.

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Was erhofft sich die IIHF davon?

Die IIHF sieht im European Cup of Nations eine Möglichkeit, die Qualität und Regelmäßigkeit des europäischen Nationalteam-Hockeys zu erhöhen.

Der Bewerb soll für die teilnehmenden Nationen eine strukturierte Plattform schaffen, um sich während der Saison regelmäßig auf internationalem Niveau zu messen.

Das Produkt habe das Potenzial, "den Sport in der gesamten Region weiterzuentwickeln – sowohl in sportlicher als auch in kommerzieller Hinsicht", sagt IIHF-Präsident Luc Tardif.

Wie ist der Bewerb finanziell aufgebaut?

Die IIHF macht auf Nachfrage keine konkreten Angaben zu den finanziellen Details des European Cup of Nations.

Der Weltverband bestätigt jedoch, dass alle teilnehmenden Nationen finanzielle und logistische Unterstützung erhalten, um die Durchführung der Turniere zu erleichtern.

Nach LAOLA1-Informationen beläuft sich die Förderung aktuell auf rund 50.000 Euro für ausrichtende Nationen, während Teilnehmer ohne Gastgeberrolle etwa 10.000 Euro pro Turnier erhalten sollen.

Diese Beiträge dienen in erster Linie dazu, Reise-, Unterbringungs- und Organisationskosten abzudecken; ob künftig eine eigene Preisgeldstruktur eingeführt wird, wurde nicht erläutert.

Wie wird er von Spielern und Verbänden aufgenommen?

Die Reaktionen auf die Einführung des European Cup of Nations fallen gemischt aus.

Einige nationale Verbände sehen den neuen Bewerb weniger als sportliche Innovation, sondern eher als Marketing-Instrument der IIHF und als Möglichkeit für Präsident Luc Tardif, vor der Wahl 2027 zusätzliche Zustimmung bei kleineren Nationen zu gewinnen.

"Für mich persönlich ändert sich nichts an der Herangehensweise."

Peter Schneider

Einige nationale Verbände sehen den neuen Bewerb weniger als sportliche Innovation, sondern eher als Marketing-Instrument der IIHF und als Möglichkeit für Präsident Luc Tardif, vor der Wahl 2027 zusätzliche Zustimmung bei kleineren Nationen zu gewinnen.

Für die großen Eishockey-Nationen ändert sich in der Praxis wenig, da ihre Länderspielpausen und Turnierplanungen ohnehin etabliert sind. Kleinere Nationen profitieren in Zukunft hingegen davon, regelmäßig auf Gegner eines höheren Niveaus zu treffen, was langfristig ihre Entwicklung fördern könnte.

Peter Schneider, Österreichs Kapitän beim Deutschland-Cup, sieht den Wettbewerb grundsätzlich positiv: "Für mich persönlich ändert sich nichts an der Herangehensweise. In solche Turniere mit so starken Gegnern geht man immer mit der Erwartungshaltung, dass man alles gibt. Für die Verbände ist es wahrscheinlich trotzdem cool, dass die Turniere etwas aufgewertet werden."

Gibt es Kritikpunkte an Format oder Zeitpunkt?

Grundsätzliche Kritik am European Cup of Nations fällt bislang verhalten aus - auch, weil viele Fragen zur praktischen Umsetzung noch offen sind.

Fest steht: Mehr Bewerbsspiele im ohnehin schon dichten Eishockey-Kalender erhöhen automatisch das Verletzungsrisiko.

"Man kann sich ja immer dagegen entscheiden, herzukommen, wenn man das Verletzungsrisiko höher wiegt. Es wird niemand gezwungen."

Peter Schneider

Schneider sieht das jedoch gelassen: "Man kann sich ja immer dagegen entscheiden, herzukommen, wenn man das Verletzungsrisiko höher wiegt. Es wird niemand gezwungen. Ich konzentriere mich lieber auf das Eishockey spielen und mache mir über so etwas gar keine Gedanken."

Welche Chancen bietet das Format für kleinere Nationen?

Vor allem kleinere und mittlere Nationen sollen vom European Cup of Nations profitieren.

Der Bewerb ermöglicht ihnen, regelmäßig gegen Gegner eines ähnlichen oder leicht höheren sportlichen Niveaus anzutreten – etwas, das im bisherigen Turnierkalender kaum planbar war.

Dadurch können sich aufstrebende Nationalteams schrittweise an das internationale Tempo herantasten, ohne ausschließlich in Freundschaftsspielen oder Qualifikationsturnieren gefordert zu sein.

Langfristig erhofft sich die IIHF davon eine breitere Leistungsbasis in Europa und mehr Konkurrenzfähigkeit abseits der etablierten Top-Nationen.

Was sagt die IIHF zu einer möglichen Integration weiterer Nationen in Zukunft?

Die IIHF sieht die ersten beiden Austragungen des European Cup of Nations als Testphase, um den endgültigen Aufbau des Wettbewerbs zu definieren.

Nach der Premierensaison soll der Bewerb intern und gemeinsam mit den teilnehmenden Nationen evaluiert werden – sowohl in Hinblick auf das Format als auch auf die Zahl der künftigen Teilnehmer.

Erst auf Basis dieser Ergebnisse wird entschieden, wie der Wettbewerb in den kommenden Jahren fortgeführt und gegebenenfalls erweitert wird.

Wie sieht die langfristige Vision der IIHF aus?

Langfristig will die IIHF den European Cup of Nations zu einem echten kontinentalen Wettbewerb für Europa formen.

Der Bewerb soll sich in den kommenden Jahren als feste Säule im internationalen Eishockeykalender etablieren und Nationalteams aller Leistungsstufen regelmäßige, sportlich relevante Vergleiche bieten.

Ziel ist es, ein nachhaltiges und marktfähiges Format zu entwickeln, das sowohl die Spielerentwicklung fördert, als auch das Fan-Engagement zwischen den großen Turnieren stärkt.

Damit soll die europäische Wettbewerbsstruktur enger vernetzt und das sportliche Niveau insgesamt weiter angehoben werden.

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