Die Innsbrucker Haie bedienten sich heuer mit Forward Benjamin Corbeil und Emmett Sproule gleich zweimal in der U Sports-League - eine Liga, die eher eine kleine Rolle am europäischen Transfermarkt spielt.
Ein Blick hinter die Kulissen des kanadischen Universitäts-Eishockeys und wie sich die Spieler in der EBEL und win2day ICE Hockey League schlugen.
Was ist U Sports?

Die Vereinigung der kanadischen Universitäts-Sportligen, also das Gegenstück zur amerikanischen NCAA. 2016 wurde der Name von CIS (Canadian Interuniversity Sports) auf die heutige Abkürzung geändert.
Wie funktioniert die Liga?
35 Teams spielen in vier regionalen Divisions, am Ende der Saison spielen acht Mannschaften den Ligatitel aus. Im Grunddurchgang werden zwischen 28 und 30 Spielen pro Team ausgetragen.
Welche Spieler sind in dieser Liga tätig?
Zu einem Großteil (ca. 80 Prozent) ehemalige Spieler aus den kanadischen Juniorenligen OHL, WHL und QMJHL. Diese dürfen dort zwar nicht bezahlt werden, erwerben mit ihrer Tätigkeit aber eben Stipendien für U Sports. Für eine Saison in der CHL wird jeweils eine an der Universität finanziert.

Die (fast ausschließlich kanadischen) Spieler können dann ihr Studium gleich aufnehmen bzw. sich zuerst im Profibereich (meist in der ECHL) versuchen. Die meisten Spieler bereiten sich so auf ihr Berufsleben vor, das Eishockey steht nicht im Vordergrund.
Das Altersspektrum ist groß - in der heurigen Saison fanden sich Cracks von den Geburtsjahren 1997 bis 2004 wieder, im Schnitt sind die Spieler etwa 23 Jahre alt.
Wie ist das Niveau in dieser Liga?
Bei dieser Anzahl an Teams natürlich höchst unterschiedlich – die Divisions in den Maritimes (New Brunswick verlor heuer nur zwei von 30 Spielen) und im Westen werden allgemein als die besten angesehen. Allgemein ist das Hockey aber hinter der NCAA anzusiedeln.
Warum ist das heurige Jahr so entscheidend für diese Liga?
Die Entscheidung der NCAA, die Schulen auch für ehemalige CHL-Spieler zu öffnen, hatte einen Sickereffekt auf alle Nachwuchs- und Universitätsligen. Nun ist U Sports nicht mehr die alleinige Variante für ein Studium, die NCAA ist aufgrund besserer finanzieller Mittel die weit attraktivere Alternative.
U Sports passte auch gleich seine Regeln an, um in Zukunft einigermaßen mithalten zu können: Spieler, die aus dem Profibereich an eine Universität wechseln, brauchen in Zukunft nicht mehr das bisher obligatorische Jahr auszusetzen, können gleich spielen.
U Sports setzt im ungleichen Rennen mit der NCAA darauf, weiterhin kanadische Spieler, die ihre berufliche Zukunft im eigenen Land sehen und dafür kanadische Diplome brauchen, anziehen zu können. Bei Spielern, die immer noch etwas auf die Karte Eishockey setzen, könnte das schwierig werden.
Welche Karrieren legten Ex-Spieler hin?
Einige Cracks schafften es sogar in die NHL, darunter einer über den Umweg EBEL (siehe unten). Capitals-Goalie Logan Thompson (spielte aber nur eine CIS-Saison) wäre das aktuellste Beispiel, Steve Rucchin und Dr. Randy Gregg bekannte Cracks aus vergangenen Zeiten.
Aber auch in der AHL – die bevorzugte Desination – und Europa finden sich in den letzten Jahren immer mehr U Sports-Absolventen wieder. Ingolstadt etwa fand mit Austen Keating im letzten Sommer eine Forward-Trouvaille.
Welche Preise kann man für solche Cracks veranschlagen?
"Du zahlst, was der Agent verlangt", so ein Manager eines EIHL-Teams, das sich schon öfters in dieser Liga bediente. Realistisch ist aber ein Einstiegsgehalt zwischen 25.000 und 45.000 Euro, die Innsbrucker Haie liegen hier sicherlich im unteren Segment.
Einige Ex-CIS-Cracks in der EBEL bzw. ICE
Derek Ryan (University of Alberta, 2011 – 2014 bei Fehervar bzw. VSV)
Vielleicht der Poster Boy für Karrieren nach der Universitätslaufbahn, schaffte er es nach seinem EBEL-Gastspiel über Schweden bis heuer auf fast 700 NHL-Spiele für Carolina, Calgary und Edmonton. Im Alter von 39 könnte seine Karriere jetzt zu Ende gehen – wird er dann zum Apotheker, zu dem er sich ursprünglich ausbilden ließ?
Sean Ringrose (University of Alberta, 2014 16 Spiele für den VSV)
Der Blitz schlägt nur einmal an der gleichen Stelle ein, musste der VSV feststellen. Ringrose kam quasi als Ryan-Nachfolger von der gleichen Universität. Die Aussage in der damaligen Presseaussendung, dass der Center von Teams in ganz Europa gejagt worden war, wurde den damaligen Verantwortlichen öfters aufs Brot geschmiert, Ringrose agierte völlig unscheinbar und hielt sich nur einige Wochen in Villach.
Scott Aarssen (Univ. of Western Ontario, 2012/13 Dornbirn)
In der ersten EBEL-Saison der Bulldogs ein Defensivverteidiger, der defensiv alles andere als gut war. Hielt sich danach aber noch einige Jahre in der EIHL.
Steve Owre (University of Alberta, 2023/24 Pioneers Vorarlberg)
Passt nicht ganz in diese Aufstellung, da zwischen seiner Universitätskarriere und seinem Engagement in der ICE drei Saisonen in der ECHL, Frankreich, und der EIHL lagen. In Feldkirch dann Liga-Topscorer und -MVP, in Europa überhaupt ein Garant für mehr als einen Punkt pro Spiel.
Brady Gilmour (University of New Brunswick, 2024/25 Pioneers Vorarlberg)
Ok Hände und schnelle Reaktionen im Verkehr, aber sehr oft unscheinbar und körperlich schwach. Wechselte zur Trading Deadline noch nach Freiburg in die DEL2.
Jason Willms (Univ. of New Brunswick, 2024 16 Spiele für die Vienna Capitals)
So schwierig kann die Spielerakquise sein – Teamkollege Keating schlug in Ingolstadt voll ein, Willms (sogar Teamkapitän bei New Brunswick) floppte in Wien, fiel eigentlich nie auf. Zog nach 16 Spielen nach Herlev in Dänemark weiter, traf dort wie in bein den Capitals auch nur einmal.
Die Bandbreite der kanadischen Universitäts-Cracks in der EBEL bzw. ICE ist also so groß wie bei keiner anderen Liga – von zweimaligen Liga-MVPs (Ryan, Owre) zu Flops, die sich nur einige Spiele hielten. In welche Kategorie Corbeil und Sproul, aber auch Troy Lajeunesse (früher ebenfalls mit vier U Sports-Saisonen) fallen, wird maßgeblich für das Haie-Abschneiden heuer sein...