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Freimüller klärt über NHL-Hoffnung Marco Rossi auf

Bernd Freimüller hat alle Antworten zu Fragen über NHL-Hoffnung Rossi.

Freimüller klärt über NHL-Hoffnung Marco Rossi auf

Im Schatten des NHL-Drafts vor einigen Tagen, wo Rasmus Dahlin von den Buffalo Sabres an erster Stelle gezogen wurde, machte jetzt ein österreichischer Eishockey-Crack einen Schritt näher zum nordamerikanischen Profieishockey: Die Ottawa 67's draften Center Marco Rossi an 18. Stelle des heurigen CHL Import Drafts.

Doch was bedeutet das? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller klärt auf.

Was ist der Import Draft überhaupt?

Als europäischer Spieler kannst du nur in der CHL (Canadian Hockey League) spielen, wenn du durch diesen Draft gehst. Die Teams aus der OHL, WHL und QMJHL können nur jeweils zwei Importspieler in ihrem Kader führen bzw. einsetzen. Im heurigen Draft konnten Spieler der Jahrgänge 1999-2001 gezogen werden, Marco Rossi war daher erstmals an der Reihe.

Der Unterschied zwischen dem NHL-Draft und dem Import Draft?

Ein gewaltiger: Je höher man beim NHL-Draft gezogen wird, desto besser ist es für dich und desto höher wurdest du von den Teams eingestuft. Beim Import Draft sieht es anders aus, ist er doch von den Agenten, die bei der NHL-Talenteziehung überhaupt keine Rolle spielen, bestimmt. Es ist schon vorher meist festgelegt, welcher Spieler zu welchem Team geht, denn es geht vor allem um eines: Dass der Spieler auch kommt. Spieler, die bei aller Klasse lieber in Europa bleiben bzw. nur zu gewissen CHL-Teams wechseln wollen, sollten halt nach Möglichkeit nicht gezogen werden, sonst wird es ein "Wasted Pick" und das Team muss vielleicht nur mit einem Import – die ja Leistungsträger sein sollen – in die Saison gehen. Aus der Reihung im Import Draft ist daher kein Rückschluss auf die Leistungsstärke und den Status der einzelnen Spieler zu ziehen.

Was bedeutete das im Falle von Marco Rossi?

Der gebürtige Feldkircher hatte sich schon früh festgelegt: Wenn nach Nordamerika, dann nur zu einer Organisation, die ihn kennt und ihn wirklich zu schätzen weiß. Die Ottawa 67's flogen im heurigen Februar extra nach Zürich, um Rossi live zu sehen. Trotzdem hätte dem Draft noch etwas im Wege stehen können: Vor allem Teams aus der QMJHL mit hohen Picks wollten Rossi noch vor Ottawa ziehen. Rossis Agenten, Serge Payer und Patrick Pilloni, hatten bis zuletzt damit zu tun, diesen Teams klarzumachen, dass er in diesem Falle in Zürich bleiben würde.

Geht Rossi definitiv nach Übersee?

In den nächsten Tagen stehen Gespräche mit dem ZSC an. Die Zürcher bildeten Rossi über die Jahre vorbildlich aus und gaben ihm heuer auch schon eine Chance, im Farmteam GCK Lions mit und gegen Männer anzutreten. Für Rossi, der nach einem Monat Power-Skating-Camp in Phoenix ausgerechnet heute wieder zurück nach Österreich flog, ist daher der ZSC sicher der erste Ansprechpartner, bevor eine Entscheidung fällt. Allerdings hat der Center eine CHL-Ausstiegsklausel in seinem erst heuer verlängerten Vertrag.

Was denken die Ottawa 67's über Rossi?

Coach Andrei Tourigny war im Gespräch mit LAOLA1 unmittelbar nach dem Pick äußerst happy: "Wir haben bis zuletzt darauf gehofft, dass es klappt. Wir halten Marco für einen überaus talentierten und gut ausgebildeten Spieler, dem wir dabei helfen wollen, sein Spiel auf die nächste Stufe zu heben. Dass er so jung ist, ist für uns eher ein Pluspunkt, wir wollen ihn ja mehrere Jahre bei uns sehen. Sein Talent mit der Scheibe und sein Spielverständnis sind wohl seine größten Stärken."

Was sagt Marco Rossi über seinen möglichen Sprung nach Übersee?

"Ich habe mich in Zürich überaus wohlgefühlt, die Organisation hat alles für mich getan. Ich glaube aber, dass mir das Eishockey in Nordamerika entgegenkommt, geht es dort doch vor allem darum, schnelle Entscheidungen auf engstem Raum zu machen. Vor allem die ersten drei Schritte sind hier oft entscheidend, daran habe ich jetzt auch in Phoenix gearbeitet. Mit den 67's war ich über die letzten Monate stets im Kontakt, trotzdem waren die Tage vor dem Draft sehr nervenaufreibend."

In puncto eines eventuellen NHL-Drafts liegt auf Rossi in der nächste Saison überhaupt kein Druck: Als sogenannter "später 01er" (nach dem 15. September geboren) kann er im nächsten Sommer noch nicht gezogen werden, egal wo und wie er spielt. Eine Parallele dazu: Auch Michael Grabner konnte sich in seiner ersten Saison in Spokane ohne Draft-Druck an das nordamerikanische Eishockey gewöhnen.

Wer sind die Ottawa 67's?

Das Team spielt in der East Division der Eastern Conference, belegte zuletzt dort den vierten Platz. In den letzten vier Jahren schieden die 67's jeweils in der ersten Playoff-Runde aus. Beim NHL-Draft wurden in den letzten vier Jahren jeweils zwei Spieler gezogen.

Von den beiden Legionären der letzten Saison, Defender Nikita Okhotyuk (RUS) und Stürmer Oliver True (DEN), kommt nur Okhotyuk nächste Saison zurück. Die 67's ließen daher auch ihren zweiten Pick im Import Draft verfallen.

Die Österreicher im CHL Import Draft?

Bis heuer wurden insgesamt 17 rot-weiß-rote Cracks in diesem Draft gezogen, von denen aber fünf (Dieter Kalt, Tino Teppert, Thomas Vanek, Christof Kromp, Lukas Haudum) dort nie ein (Regular-Season-)Spiel bestritten. Zuletzt wurden 2015 mit Mario Huber, Dario Winkler und Kromp drei Spieler gezogen. Huber (Victoriaville) und Winkler (Brandon Wheat Kings, dann zu den Everett Silvertips getradet) absolvierten auch die ganze Saison in Übersee.

Marco Rossi war heuer nicht der einzige österreichische Draftpick: North Bay Batallion (ebenfalls OHL) sicherte sich in der zweiten Runde (87. Stelle) den Klagenfurter Verteidiger David Maier (18), der die letzten Jahre im Nachwuchs von Södertälje (Schweden) verbrachte. Wie Rossi spielte Maier heuer sowohl im U18- als auch U20-Nationalteam und gehört aufgrund seines Spielwitzes zu den hoffnungsvollsten Verteidigertalenten in Österreich.

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