Scouting Report

Was tut sich im November am Transfermarkt?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nennt einige spannende Namen, die aktuell verfügbar wären. Und erklärt auch, warum sie das sind.

Was tut sich im November am Transfermarkt? Foto: © GETTY

Der November präsentiert sich wie immer grau in grau.

Aber wie sieht es auf dem Spielermarkt aus? Ebenfalls deprimierend oder tun sich doch einige Sonnenstrahlen auf?

Ein Überblick von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller:

Der November ist (spätestens) der Monat, in dem die Teams noch einmal über die Bücher gehen: Wo fehlt's? Wen würde man gerne – wenn es geht, kostengünstig – weiterreichen? Und woher sollten etwaige Verstärkungen kommen? Noch gibt es da einige Varianten, die dann im Jänner schnell verschwinden...

Heuer noch ohne Spielpraxis

Natürlich nicht die beste Variante, aber sehr vom jeweiligen Spieler abhängig: Die einen haben seit Sommer ihr Sofa kaum verlassen, die anderen kümmern sich individuell um ihre Fitness bzw. fanden doch etwas Eiszeit bei lokalen Teams. Von Haus aus leichtfüßige Spieler wie etwas Josh Teves, der sich gleich mit einem Hattrick in seinem ersten Spiel für den KAC vorstellte, haben es da immer etwas leichter als die schweren Öltanker.

Die Bandbreite bei vertragslosen Cracks ist natürlich eine große: Für Andreas Athanasiou gab es bis jetzt in der NHL einfach keine Interessenten. Noch kann er etwas zuwarten, aber falls er sich doch für Europa entscheidet, hätte er sicher kein Problem, einen gutdotierten Job zu bekommen. Erst 31 Jahre alt, dazu noch immer sehr gute Beine und zuletzt fast ein Punkt pro Spiel in der AHL: Das klingt nach der Schweiz oder Schweden.

Am anderen Ende der Skala: Der Ex-Innsbrucker Max Gerlach, der sicher Scorerqualitäten mitbringt, diese allerdings eher für schwächere Ligen und Teams.

Giorgio Estephan war bis vor zwei Jahren noch ein solider Center in der tschechischen Extraliga. Die letzte Saison, die er bei drei Teams (Hradec Kralove, Zvolen, Ässät) in drei Ligen bestritt, taten dem Marktwert des 28-jährigen Centers jedoch nicht gut.

Ebenfalls ohne Arbeitgeber, aber nicht durchgehend ohne Spielpraxis: Die lettischen Stürmer-Brüder Rihards und Roberts Bukarts spielten zuletzt beim Deutschland-Cup, Roberts könnte sich als Lösung für Teams mit Abschlussproblemen auftun.

Wenn wir schon bei Brüdern sind: Brett und Nick Ritchie stehen ebenfalls noch ohne Vertrag da. Beides wuchtige Forwards, bei denen allerdings Background-Checks anstehen. Brett erfüllte seine Rolle als Mann um das Tor herum in Schwenningen aber den Erwartungen entsprechend.

In der Defensive warten Wyatt Ege (Ljubljana) und Viktor Svedberg (Pustertal) noch auf Jobs, Svedberg wurde zuletzt mit Allsvenskan-Teams in Verbindung gebracht. Ob der 35-jährige Abwehrhüne das Tempo dort noch gehen könnte?

Ein sehr interessanter Name, der zuletzt auch in der ICE angeboten wurde: Jan Drozg. Der slowenische Winger spielte in der Länderspielpause für sein Heimatland, wartete lange auf einen Anschlussvertrag in der KHL. Mit 26 Jahren im besten Alter und ohne Zweifel eine Offensivwaffe. Bleibt er nahe seiner Heimat Maribor oder findet sich ein Team in einer besseren Liga? Olimpija Ljubljana, die es heuer schon wissen wollen, kassierte aber eine Absage.

Länger verletzt

Nicht bei allen Spielern scheiterten neue Engagements am mangelnden Interesse oder zu hohen Forderungen: Matteo Gennaro erzielte in den letzten zwei Saisonen 41 Tore für Asiago, im Sommer gab es durchaus auch Interessenten in der ICE. Dann verletzte er sich beim Sommertraining und fiel Monate aus. Jetzt wäre der abschlussstarke Center wieder fit...

Nicht mehr gewünscht

Einige Cracks legten bei ihren neuen Teams Fehlstarts hin, sind bereits jetzt oder in Kürze wieder auf dem Markt: Miks Indrasis kam bei Mlada Boleslav einfach nie auf Touren, ein Assist in 14 Spielen war die ganze Ausbeute. Der 35-jährige Winger – immer mit guten Händen ausgestattet – kann sich jetzt einen neuen Arbeitgeber suchen.

Ebenfalls in der Extraliga ohne Glück: Brendan O'Donnell. Er trat als Nachfolger von Peter Mueller bei Kometa Brno ein schweres Erbe an, ein Tor in neun Einsätzen und jetzt ein Healthy Scratch, die Trennung steht bevor. In der DEL war er zuvor immer ein Goalgetter, vor allem im Powerplay. Der 33-jährige war nie ein Zwei-Weg-Stürmer, könnte in Deutschland oder der ICE noch das eine oder andere Tor in petto haben.

Stets spät auf der Party auftauchend

Einige Spieler haben es sich zum Geschäftsmodell gemacht, erst nach der Vorbereitung und weit nach Saisonstart einzusteigen. An erster Stelle dabei: David Booth.

Der mittlerweile 41-Jährige heuerte in den letzten Jahren in Norwegen (Manglerud, Valerenga und Storhamar), der DEL2 (Regensburg) und der Ersten Liga (Ferencvaros) an. Vor November unterschrieb er hier nie, das galt auch heuer für sein Engagment in Fife (EIHL). Nach 530 NHL-Spielen lernt er so im hohen Alter noch Europa kennen, seine Offensivausbeute war bei all seinen Stationen immer noch beachtlich.

Nicht ganz so krass, aber zuletzt auch mit zwei späten Starts in die Saison: Defender Brandon Gormley rückte für seine beiden letzten Engagements in Iserlohn erst im Oktober ein. Dieses Datum hat er heuer schon überschritten, wird aber wieder angeboten. Im Alter von 33 Jahren wird es aber immer schwerer, die körperlichen Defizite ohne Sommertraining zu reduzieren.

ECHLer oder in anderen Übersee-Ligen

Bezüglich Neuverpflichtungen aus der ECHL kann alles passieren, noch dazu heuer: Es gibt Streitigkeiten bezüglich der Verlängerung des Rahmentarifvertrags, ein Streik kann nicht ausgeschlossen werden. In dieser Liga sind die Verträge von beiden Seiten jederzeit kündbar, einem guten Angebot aus Europa steht daher nichts im Wege. Der letztjährige Grazer Winger Casey Bailey (Tahoe Knight Monsters) könnte daher jederzeit wieder über den großen Teich jetten, was natürlich auch für Defender Josh Atkinson (zuletzt bei Fehervar, jetzt in Greenville) gilt.

Ein ECHL-Defender ohne Europaerfahrung, dessen Namen ich zuletzt gehört habe: Matt Anderson (26, Idaho).

Natürlich werden auch Spieler aus anderen nordamerikanischen Ligen angeboten: Defensiv-Defender Turner Ottenbreit etwa spielt mit einem PTO bei den Calgary Wranglers in der AHL, könnte jederzeit in Europa unterschreiben.

Die CWSHL und das Team der Corner Brook Royals sagt mir ehrlich gesagt nichts, dort hält sich aber Verteidiger Jared McIsaac fit. Der ehemalige Zweitrunden-Pick der Detroit Red Wings hatte mit Schulterverletzungen Pech, spielte letzte Saison bei Litvinov in Tschechien und das gar nicht so schlecht. Der 25-jährige würde auch etwas (nicht übermäßig viel) Offensive von der blauen Linie versprechen.

Torhüter

Nicht immer, aber meist und derzeit auch wieder zutreffend: Der Goalie-Markt ist ein “Buyer's Market”. So kam zuletzt Liptovsky Mikulas in der Slowakei – nicht gerade eine begehrte Destination – zu Michael Houser, der in den letzten Jahren zwischen der AHL und ECHL pendelte, gute Qualität versprach und diese in seinen ersten Spielen auch ablieferte.

Ohne Verein, mit gutem Niveau und jederzeit verfügbar: John Lethemon (zuletzt Lukko Rauma), Michael Hutchinson (Saipa), Hunter Miska (Bridgeport), Jeremy Smith (Kunlun), Mareks Mitens (Spisska Nova Ves) oder der Ex-Grazer Olivier Rodrigue (Bakersfield).

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