Vier Punkte aus den beiden Spielen – für die Vienna Capitals, die gleich fünf Stürmer (Gregoire, Wallner, Peeters, Lanzinger, Koschek) vorgeben mussten, eine durchaus brauchbare Ausbeute.
Die hatten sie aber großteils am Freitag Goalie Sebastian Wraneschitz zu verdanken, der Ljubljana fast im Alleingang schlug. Er steht derzeit auch weit über Legionär Evan Cowley, der gegen Pustertal ziemlich durch die Gegend schwamm.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat die beiden Teams genauer unter die Lupe genommen und auch die Leistung der Capitals eingeschätzt.
Caps mit defensiven Schwächen
Ein überragender Goalie ist für die Caps lebenswichtig, denn in der Defensive stehen groteske Zuordnungsfehler geradezu an der Tagesordnung. Übergaben funktionieren überhaupt nicht, was zu langen Druckphasen der Gegner führt. Die Scheibe unter Druck aus dem Drittel zu bringen oder zu führen gelingt nur Simon Bourque ab und zu. Die 73 kombinierten Torschüsse von Ljubljana und Pustertal spiegeln die Spielverhältnisse gut wider.
Immerhin fanden sich neben der Toplinie, in die Coach Gerry Flemming mit Mitch Hults und Linden Vey seine beiden Topcenter presste, mit Sam Antonitsch (zwei Tore am Samstag) und Zane Franklin noch weitere Torschützen, Franklin ist aber gegenüber der Vorsaison nicht wiederzuerkennen. Ebenfalls nur mit Teilerfolgen: Carter Souch, der zwar ab und zu gute Hände zeigt, aber doch ein ziemliches Fliegengewicht ist.
Auch wenn Maxi Theirich und Lukas Zach-Kiesling (erster Ligatreffer) ebenfalls scorten: Die Angriffslinien sind schon arg ausgedünnt, das wird über längere Zeit nicht gutgehen. 30 Gegentreffer in acht Spielen sind ebenfalls kein Grund zum Optimismus in Rennen um die Top-6.
Ljubljana mit Salzburger Handschrift

Ljubljana und Pustertal sind eben genau zwei Teams, die die Caps hinter sich lassen müssen. Bei der ersten Saisonniederlage präsentierte sich Olympija zu Beginn vogelwild, ehe sie dann doch das Kommando übernahmen.
Die Handschrift von Coach Ben Cooper ist die seiner Ex-Organisation Red Bull Salzburg: Hohes Tempo über vier Linien, der Gegner wird stets unter Druck gesetzt. Das kann zwar öfters Gegenstöße einbringen, sorgt aber für viel Offensive, der Ligahöchstwert von 38 Toren kommt nicht von ungefähr. Überragend dabei: Defender TJ Brennan, der auch mit 36 Jahren noch große Eiszeit schultern kann, er und Nicolai Meyer (15 Punkte) sind auch die Topscorer im Team. Cooper, der in Laibach den Headcoach-Posten bekam, der ihm in Salzburg verwehrt blieb, kennt beide noch von dort.
Legt Ljubljana nochmal nach?
Der Kader der Slowenen ist tief, auch ohne Jan Cosic, Robert Sabolic und Jan Sodja konnten sie ohne Probleme sieben Defender und vier Sturmlinien aufbieten. Olympija hat schon öfters Saisonen stark begonnen, um dann nachzulassen, heuer könnten sie aber einen weiteren Schritt nach oben machen, vor allem wenn sie noch schlau nachlegen (zwei Legionärsspots sind noch offen). Stark bis jetzt: Winger Evan Polei, um das Tor herum kaum wegzudrängen.
Ein Fragezeichen für mich: Goalie Lukas Horak, der bei jeder Rettungsaktion seinen Körper öffnet und wild agiert. Das schaut zwar spektakulär aus, ist aber nicht unbedingt zielführend.
Pustertal vergeigte am Samstag in der Schlussphase eine Zwei-Tore-Führung, holte sich dann aber in der Overtime den Zusatzpunkt.
Kurios: Jakob Rabanser spielte sein zweites ICE-Spiel – wie sein erstes in der Saison 21/22 ebenfalls in Wien. Mein Report damals: „Baumlang, braucht lange, um nach unten zu kommen.“ Das hat sich über die Jahre nicht geändert, Standardgoalie Eddie Pasquale wird wohl nur wenige Pausen bekommen.
Auch Pustertal mit einer Kampfansage
Ganz stark bei den Wölfen: Center Cole Bardreau. Der legte sich gefühlt mit dem gesamten Wiener Team an, holte sich dabei auch eine blutige Nase, sorgt aber für dauernde Unruhe und bildet mit Henry Bowlby ein stark skatendes Duo. Seinen Kettensägen-Spielstil hätte ich mir eher von JC Lipon erwartet, der blieb aber größtenteils unauffälig.
Ebenfalls auffällig und das nicht zum ersten Mal, diesmal aber mit seinem ersten Ligatreffer belohnt: Der aus Ritten bekommene Winger Alan Lobis – zwar klein, aber durchaus kräftig und unerschrocken, dazu mit sehr gutem Speed. Als einziger U24-Crack im Kader weist er von Haus aus einen Mehrwert auf.
Überhaupt ist der HCP-Kader ein gut abgehangener, gerade in der Defensive täte mehr Footspeed durchaus gut. Markus Lauridsen kommt fußtechnisch schon auf dem letzten Zacken daher, mobilisierte aber seine letzten Energien für den Siegestreffer in der Overtime.
Fazit: Mit Pustertal und Ljubljana stellten sich zwei ernsthafte Anwärter für die Top-6 in Wien vor, die Caps müssen ihre Verletzungs- und Defensivprobleme in den Griff bekommen, um diese nicht vorzeitig aus den Augen zu verlieren.