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Karriereende: Wie es für Niki Hartl nun weitergeht

Der gebürtige Zeller stellte in den letzten elf Jahren einen Fixpunkt bei den Capitals dar. Nach seinem Karriereende zieht LAOLA1-Scout Bernd Freimüller Bilanz:

Karriereende: Wie es für Niki Hartl nun weitergeht Foto: © GEPA

Tabula rasa bei den Vienna Capitals im heurigen Sommer: Nach zwei völlig desolaten Saisonen musste ein Neubeginn her. Nach über elf Jahren war damit auch für Winger Niki Hartl Schluss. Ein Blick auf eine Karriere und den Grund für sein Karriereende:

Vorausgeschickt: Niki Hartl kam im Sommer 2013 während meiner Scouting-Tätigkeit nach Wien. Ich kannte ihn (den Spieler, nicht den Menschen) nicht nur von der Saison zuvor in Villach, sondern auch von Spielen im U20-Nationalteam und bei seinem Stammverein Zell/See.

Sein Speed war immer schon seine größte Stärke, dass er körperlich zulegen konnte und seine Offensive über seine anfängliche Tiefenrolle so ausbauen konnte, dass es zu einer langjährigen EBEL-Karriere reichen sollte, war nicht unbedingt abzusehen. Wie immer bei Spielern, die aus der Jugend bzw. unteren Ligen kommen: Du suchst etwas, was ihn von der Masse herausragen lässt (komplette Pakete finden sich in Österreich ohnehin keine), der Rest liegt dann in der Hand des Spielers bzw. der Betreuer.

Als Unternehmer weiter "Big im Business" 

Was waren für den heute 33-Jährigen die Höhepunkte seiner Wien-Jahre? "Sicher die Zeit nach meiner Rückkehr aus Straubing – erst der Meistertitel 2017, dann mein persönlich bestes Jahr mit 20 Toren vier Saisonen später.“ Das waren auch die besten Zeiten der Vienna Capitals, die damals Stammgast unter den Top-4 des österreichischen Eishockeys waren. Etwas, wovon in den letzten beiden Saisonen keine Rede mehr sein konnte, Hartl nimmt sich da auch kein Blatt vor den Mund: "So viel haben wir gar nicht trainieren können, um den Mangel an Qualität ausgleichen zu können. Für das Team und die Fans war das gleich frustrierend."

Im Gegensatz zum Großteil der österreichischen Cracks – egal ob Inländer oder Legionäre – setzte der Zeller zuletzt nicht nur auf die Karte Eishockey. Hartl ist nämlich seit einigen Jahren Unternehmer, gründete die Firma NH Energie. Sein Geschäftsfeld: Energielösungen für Privat- und Geschäftskunden, von Brokertätigkeiten über den Bau von Photovoltaikanlagen bis zur Hauseinrichtung.

Wie kommt man in diese Branche? "Mein Vater hat ein Elektronikgeschäft in Zell, aber sonst wäre ich eher unbelastet gewesen. Klar war nur: In Österreich kannst du mit deinem Eishockey-Einkommen nicht den Rest deines Lebens finanzieren, das war mir schon immer klar und nicht jeder kann Trainer werden. Ich habe mir eben die letzten Jahre diese Firma aufgebaut und das macht mir auch immensen Spaß."

Karriereende als logische Konsequenz

Allerdings: Arbeit und Familie sorgten zuletzt für einen Tagesablauf, den Hartl selbst als "knackig" bezeichnet: Aufwachen um fünf Uhr, nach etwas Arbeit die beiden Söhne (3 und 5) in den Kindergarten bringen, Vormittagstraining, danach wieder Arbeit und dann ein Abend mit der Familie. Nicht Zell oder Wien werden für Familie Hartl auch in Zukunft der Lebensmittelpunkt sein, sie hat sich unweit von Wien im 2000-Einwohner-Ort Groß-Engersdorf niedergelassen. Frau Jasmin (als Korneuburgerin mit lokalen Wurzeln) erwartet im Dezember das dritte Kind (diesmal eine Tochter), die Tage werden auch ohne Eishockey prallgefüllt sein.

Ging das Karriereende – mit 33 Jahren noch nicht unbedingt aufgelegt – jetzt von den Caps oder von Hartl aus? "Ich habe mich mit Christian Dolezal im Sommer zweimal getroffen, mein Zwei-Jahres-Vertrag ist ausgelaufen. Wir haben dann unsere Ansichten ausgetauscht. Aber die beiden letzten Saisonen haben auch an mir gezehrt. Beide Seiten haben nicht auf eine Verlängerung gedrängt, wir haben uns irgendwie gegenseitig die Entscheidung abgenommen."

Als Besitzer eines deutschen Passes – seitens seiner Mutter – kamen immer wieder auch Anfragen aus Deutschland, so auch in dieser Offseason. War das ein Thema?

"Nicht wirklich, weder Umziehen noch eine Fernbeziehung wäre für mich in Frage gekommen. Aber die DEL-Saison in Straubing war zwar schwer, aber trotzdem eine tolle Erfahrung für mich. Dort wird dir nichts geschenkt und das noch auf einem höheren Niveau. Bei uns fehlt es mitunter an Förderung, allerdings oft auch an der notwendigen Selbstkritik jüngerer Spieler." Auch ein Comeback in Zell war aufgrund der Distanz daher kein Thema, auch wenn der dortige Manager Patrick Schwarz Hartls Trauzeuge war.

Trainerkarriere vorerst kein Thema 

Bis auf eine Handvoll Länderspiele hat Hartl keine Nationalteamkarriere vorzuweisen – ungewöhnlich bei einer so langen Karriere.

"Ich bin Roger Bader sehr dankbar, er hat über die Jahre immer wieder angefragt und war auch nicht verärgert, wenn ich abgesagt habe. Aber ich wollte einfach nicht in Camps gehen und so lange von der Familie getrennt sein. Aber dass ich nie eine A-WM gespielt habe, tut mir schon etwas leid. Trotzdem freut es mich sehr, wie sich das Nationalteam in den letzten Jahren weiterentwickelt hat."

Wird es eine Trainerkarriere – vielleicht im Nachwuchs – für Hartl geben? "Vorläufig sicher nicht, obwohl meine Söhne schon die ersten Gehversuche machen. Ich werde aber den Caps immer verbunden bleiben, nicht nur wegen der vielen Jahre dort. Sie haben mir auch die Türen zu ihrem Sponsorenpool aufgemacht, umgekehrt versuche ich auch, für sie Kontakte zu knüpfen."

Ein Wiener Fixpunkt verabschiedet sich 

Namen, die für Hartl in Wien hängenblieben? "Dave Cameron war sicher der härteste Trainer in meiner Karriere, aber er hat mich immens weitergebracht. Auch mit Franz Kalla war es nicht immer einfach, aber alleine die lange Zusammenarbeit spricht schon für unser gutes Verhältnis."

Hartl gehörte in mehr als einem Jahrzehnt zu einer seltenen Spezies im rot-weiß-roten Eishockey – aus der damaligen Nationalliga nach oben gekommen, krallte er sich nach einem Jahr in Villach in Wien fest und gehörte danach zum Stamm (Top 6 oder -9) einer starken Truppe.

Das Karriereende im rechten Moment verhinderte im Gegensatz zu anderen Spielern (gerade in Wien) einen allzu krassen Leistungsabfall und die damit verbundene schlechte Nachrede. Im österreichischen Ligenalltag, wo Spieler kommen und gehen, war Hartl ein Fixpunkt, bei dem Spieler, Verein und Fans immer wussten, was sie aneinander hatten...



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