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Neue Corona-Probleme für die ICE

Es bleibt ein harter Kampf um den Liga-Start - Bernd Freimüller berichtet:

Neue Corona-Probleme für die ICE Foto: © GEPA

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Die bet-at-home ICE Hockey League legte eine Kehrtwendung um 180 Grad hin: Der schon mehrfach verlängerte Transfer-Stopp wurde auf unbestimmte Zeit ausgedehnt (HIER nachlesen>>>). Die Gründe für diese auch für viele Teams unerwartete Maßnahme sind keine sportlichen, sondern wirtschaftliche.

Eigentlich war alles klar: Der Transfer-Stopp war soweit aufgeweicht, dass einige Teams schon wieder den Markt sondiert oder es nicht nur dabei belassen hatten. Die Gründe, warum abermals die Reißleine gezogen wurde, standen unter dem Motto "Im Westen nichts Gutes".

In Dornbirn und Innsbruck standen nämlich die ersten Hallenbegehungen mit den lokalen Gesundheitsämtern und Veranstaltungsbehörden an und die Ergebnisse waren ernüchternd. In Innsbruck etwa wären knapp 400 Fans zu jedem Heimspiel zugelassen – unmöglich, da an einen Spielbetrieb auch nur zu denken.

In Dornbirn spricht Manager Alex Kutzer zwar von einem längeren Prozess und betonte die seriöse Arbeit der Behörden, weiß aber auch: "Es geht auch um den Zugang der Zuschauer in die Halle und zu den Verpflegungsständen. Wie sieht es bei TV-Spielen aus? Alles Probleme, die besprochen werden müssen und wo die Verantwortlichen ohne Erfahrungswerte bei null beginnen müssen."

Diese ersten Begehungen und deren ernüchternde Ergebnisse werfen die Liga zurück. Als die österreichische Regierung Ende Juni die Parameter für Sport-Veranstaltungen im Sommer und Herbst bekanntgab, war Licht am Ende des Tunnels zu sehen. So sind ab September 5.000 Fans für Indoor-Sport-Events zugelassen.

Allerdings: Dabei handelt es sich um eine Zahl, die nur unter fast nicht erreichbaren optimalen Verhältnissen zu erreichen ist. Aber selbst unter Einberechnung der Abstands- und sonstiger Regeln kamen die Liga und ihre Teams auf Benützungskonzepte der Hallen, die offenbar behördlich nicht Bestand haben.

Dabei schien es, als ob die ICE einen großen Vorteil gegenüber der DEL hatte: In Deutschland leidet man unter dem Föderalismus, schon die strengen Vorgaben nur eines Bundeslandes (Bayern) können die ganze Liga zum Einsturz bringen. Die ICE-Teams hofften dagegen, dass die Vorgaben des Sportministeriums auf die einzelnen Hallen umgelegt werden könnten und von den lokalen Behörden abgesegnet würden.

Danach schaut es aber nicht aus und in den nächsten Tagen und Wochen stehen für Liga-Manager Christian Feichtinger und die Teams folgende Tagesordnungspunkte an, die durch die Urlaubszeit nicht erleichtert werden:

  • Neuerliche Gespräche mit dem Sportministerium, das grundsätzlich Verständnis für die Probleme der Indoor-Mannschaftssportarten zeigte. Findet sich ein Konzept, das über alle Hallen zu stülpen ist oder ist die Umsetzung weiter davon abhängig, welches Risiko die lokalen Behördenvertreter zulassen? Von der Aussage, dass Eishockey hinter dem Fußball die zweitwichtigste Mannschaftssport in Österreich sei, kann man sich alleine nichts kaufen.

  • Könnte eine Maskenpflicht die Kapazitäten nach oben treiben und den Ein-Meter-Abstand aushebeln? Auf eine Antwort auf diese Frage wartet auch die Fußball-Bundesliga, dafür ist aber wieder das Gesundheitsministerium zuständig.
  • Wie sehr machen Umbau-Maßnahmen wirtschaftlichen Sinn? In Villach etwa besteht über die Hälfte der Zuseher-Kapazität aus Stehplätzen. Diese in Sitzplätze umzuwandeln ergäbe wirtschaftlich nur Sinn, falls dabei nicht zu viele Plätze verlorengehen. Die Liga zielt auf eine durchschnittlich mögliche Kapazität von 50 Prozent ab, alles darunter liefe auf ein wirtschaftliches Vabanque-Spiel hinaus und wäre nur mit finanziellen Abgeltungen möglich.
  • Kommen personalisierte Tickets? Gelten nur Familien als Besuchergruppen oder auch solche Gruppen, die an jedem Wirtshaustisch zugelassen sind?
  • Für Fans weniger interessant, für die Vereine aber unerlässlich: Wie sehr können staatliche Förderungs- und Unterstützungsprogramme die Einnahmenverluste ausgleichen? Durch die Kombination von Entschädigungen für die abgebrochene Saison sowie Kurzarbeit kommen die Teams noch einigermaßen über den Sommer. Aber: Was passiert nach dem 30. September, wenn die Hilfsprogramme auslaufen? Und was nach dem 31. Dezember, wo die Corona-Deutungshoheit durch den Staat ausläuft?

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Selbst im günstigsten Fall sinken die Budgets für die nächste Saison im Durchschnitt um 25 Prozent ab, in absoluten Zahlen kann das bis zu einer Million Euro pro Team bedeuten. Die Zuschauer-Einnahmen betragen 30 bis 40 Prozent der Budgets, die Gastronomie-Einnahmen sind von Team zu Team verschieden zu veranschlagen (selbst betrieben oder Pacht?).

Am schlimmsten von Corona betroffen sind die Vienna Capitals – wo die selbst betriebene Halle samt Gastronomie etwa bei Playoff-Spielen ein Riesenvorteil ist, ist sie derzeit ein Klotz am Bein mit drei (abgetauten) Eisflächen.

Was diese Tage auf dem Programm gestanden wäre, durch die aktuellen Ereignisse in den Hintergrund rückte: Wie nehmen die Spieler Eingriffe in ihre bestehenden Verträge hin bzw. welche Beträge werden hier freigesetzt? Was in Bozen überhaupt keine Rolle spielt (kein Spieler unter Vertrag), hat in Graz, wo 18 Spieler vor Corona unterschrieben hatten, natürlich eine wesentlich größere Bedeutung.

Viele Teams behalfen sich bis jetzt mit Kurzarbeit, bei ab 1. August abgeschlossenen Verträgen wäre das aber für ein Monat nicht möglich – auch das ein Grund für die Verlängerung des Transfer-Stopps. Dieser beißt sich aber wiederum mit den Kürzungen, nimmt so den Cracks die (theoretische) Möglichkeit, bei Nicht-Akzeptanz einer Kürzung zu einem anderen Team zu wechseln.

Fragen betreffen alle (Mannschafts-)Sportarten

Fragen über Fragen, die natürlich nicht nur das Eishockey, sondern alle (Mannschafts-)Sportarten betreffen, Fortschritte werden, wenn überhaupt, nur in kleinen Schritten gemacht.

Alex Kutzer gibt sich als Optimist: "Wir gehen weiter von einem Trainingsbeginn im August und einem Saisonbeginn am 25. September aus." Seine aufrichtige Meinung oder das Pfeifen im Walde? Noch ist etwas Platz nach hinten, nur: "Eine dauernde Änderung des Saison-Starts hilft keinem weiter", wissen sowohl Kutzer als auch Feichtinger.

Es herrscht auch Uneinigkeit in der Liga, wie lange man die derzeitige Hinhalte-Taktik noch hinnehmen kann oder ob man die Folgen einer Saison-Absage, die natürlich auch den Juniorenbereich beträfe, nicht drastischer skizzieren sollte.

Immerhin: Etwaige Problematiken am Eis und in der Kabine dürften mit dem "Return-to-play"-Konzept erledigt worden sein, hier sind keine großen Stolpersteine zu erwarten. Auch die Verhältnisse in Bozen, Bratislava und Szekesfehervar sollten keine großen Probleme bedeuten, obwohl die ursprünglich volle Kapazität in Ungarn derzeit wieder aufhoben wurde.

Viel Zeit für die Saison-Planung bleibt nicht mehr – auch wenn der (Import)-Spielermarkt weiter proppenvoll ist, muss ja Zeit für Anreise, Trainingslager und Vorbereitungsspiele eingeplant werden. Der Trainingsstart für die Teams wurde ohnehin schon so breit aufgefächert wie nie zuvor (1. August bis 1. September). Feichtinger gibt sich selbst den 7. August als letzten Planungstermin für einen September-Start.

Auch wenn alle Teams betonen, unbedingt spielen zu wollen, nahm die letzte Video-Konferenz dem in den letzten Wochen vorherrschenden Optimismus wieder etwas den Wind aus den Segeln.

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