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Aus dem Leben eines Scouts

Bernd Freimüller erklärt Scouting-Unterschiede zwischen Fußball und Eishockey.

Aus dem Leben eines Scouts

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Naturgemäß verschlinge ich Fachliteratur zum Thema Scouting, auch wenn sie aus anderen Sportarten stammt.

Ronald Reng schrieb mit „Mroskos Talente – Das erstaunliche Leben eines Bundesliga-Scouts“ einen wunderbaren 400-Seiten-Wälzer über den Berliner Lars Mrosko, der als Scout für Bayern München, St. Pauli und Wolfsburg tätig war.

Mroskos nassforsche Art stand ihm aber mitunter im Weg, sodass er aus dem Scouting-Business rausfiel und sich schließlich auch als Spielervermittler verdingen musste. Rengs Buch widmet sich im Gegensatz zu Michael Calvins „The Nowhere Men“ mit Mrosko nur einem einzigen Scout, gibt aber die Hochs und Tiefs dieses Berufes gut wieder. Deswegen will ich in diesem Artikel auf die Parallelen und Unterschiede zwischen Fußball- und Eishockey-Scouting eingehen.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

GUTE SPIELER WERDEN AUF DICH ZUKOMMEN

Mroskos Klagen über die Erhaltung der Datenbank gegenüber Felix Magath: „Die Datenbank ist ein wahnsinniger Zeitfresser. Wenn ich bei einem Spiel bin, um einen linken Verteidiger zu bewerten, und soll dann alle 22 Spieler bewerten, kann die Einschätzung nie präzise sein. So gut kann niemand alle 22 Spieler im Blick haben. Ich schnappe auf, wie der Rechtsaußen einen Trick macht – und dann schreibe ich „trickreich“ in die Datenbank, oder was? Das ergibt keinen Sinn.

Magath schaffte die Datenbank daraufhin ab. Nach meinem Dafürhalten eine zu radikale Antwort auf Mroskos Beschwerde. Denn damit wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Wie geht man in der NHL damit um? Scouts müssen grundsätzlich immer die Spieler in die Datenbank-Aufstellung einfließen lassen, das ergibt später einen Überblick, wie oft ein Spieler gesehen wurde. Der Computer zeigt dir dann an: „Du hast diesen Spieler zehnmal gesehen und zwei Berichte erstellt.“

Kein vernünftiger Headscout oder GM kann jedoch verlangen, dass jeder Spieler einen Bericht erhält. Ich erinnere mich an einen Kollegen von Columbus, der in der Vorbereitung auf deren NHL-Einstieg genau dies machen musste und schon nach wenigen Tagen ins Trudeln kam. Der GM ließ sich daraufhin erweichen und schaffte die Muss-Berichte wieder ab.

Scouting-Grundsatz

Grundsätzlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, 40 Spieler auf einmal zu beobachten. Meist pickt man sich eine Handvoll heraus, die man von Shift zu Shift verfolgt. Wer das ist, liegt aufgrund früherer Berichte auf der Hand.  

Darüberhinaus gilt ohnehin der Scouting-Grundsatz: „Die guten Spieler kommen auf dich zu.“

Dasselbe trifft auch auf klar untaugliche Cracks zu: Wer 1,70 Meter groß ist, nicht eislaufen kann und die Scheibe wie eine Handgranate behandelt, bekommt auch einen Report, der aber nur aus drei Worten besteht: „No pro qualities“.

Je länger die Saison, umso größer die Selektion

Natürlich hängt die Anzahl der Berichte auch vom Zeitpunkt ab. Am Anfang der Saison – für europäische U18-Talente das “Ivan-Hlinka-Turnier“ - scannt man die Teams und pickt Spieler heraus, die man weiter verfolgen möchte.

Doch das Sommerturnier dient nur als Sprungbrett. Die Einschätzungen am Ende der Saison können ganz anders aussehen. Zieht einmal der Februar oder März ins Land, fällt die Anzahl der Berichte, da viele Cracks aussortiert werden. Qualität ersetzt dann Quantität.

Grundsätzlich gibt es in jedem Spiel auch eine graue Masse, die weder positiv noch negativ herausstich. Bevor man Eigenschaften erfindet, genügt bei diesen Spielern ein Bericht mit den Worten: „Fiel heute überhaupt nicht auf.“ 

 

PLANE DEINE REISEN MIT BEDACHT

(Wolfsburg-Headscout) Uli Mohr hatte Mrosko in den letzten Oktobertagen 2006 nach Teplice geschickt. Weil er nach Teplice sollte, fuhr er zuerst nach Prag und Pilsen. Eine Dienstreise für ein einziges Spiel anzutreten konnte er nicht mit seinem Selbstbild als Vielarbeiter vereinbaren.

Mir ging es dabei weniger um mein Selbstbild, sondern vielmehr um eine kluge Reiseplanung. Auch in der NHL macht man weite Reisen nicht nur für ein Spiel: Egal ob in der NHL, AHL oder im Nachwuchseishockey – gute Scouts bringen viele Spiele mit einem Minimum an Reisestrapazen in Einklang.

So habe ich mir für meine AHL-Reisen in den letzten Jahren immer schon zu Saisonbeginn „saftige“ Wochen ausgesucht. Was versteht man darunter?

Ganz einfach: Die Wochenenden sind immer leicht, Freitag bis Sonntag finden überall genug Spiele statt. Montag und Donnerstag sind meistens spielfrei, Dienstag und Mittwoch sind dann die entscheidenden Tage. Vormittagsspiele (von Schulklassen besucht) sind hier die „Joker“, ich kann mich etwa an einem Trip von Albany nach Syracuse erinnern, dazwischen blieb noch genug Zeit für ein geruhsames Abendessen.

Kein Scout würde in der AHL wie wild von einem von einer Conference zur anderen fliegen. Ein Wochenende im Osten, das nächste dann um Chicago herum, dazwischen vielleicht ein paar Tage daheim, das ergibt Sinn und vermindert die Reisestrapazen.

Keine Spiele um der Spiele willen

So viele Spiele wie möglich bei so wenig Reisen ist das Ziel, aber auch hier gilt: Am Beginn der Saison ist Scannen angesagt, am Ende können einzelne Spieler etwas schwierigere Reiserouten verlangen. Wenn ein Spieler etwa lange verletzungsbedingt ausgefallen ist, muss man ihm eben am Ende der Saison nachjagen, da sollten dann die Spesen keine Rolle spielen.

Umgekehrt gilt, dass Spiele nicht um der Spiele willen besucht werden. Wenn eine Partie selbst in der eigenen Heimatstadt einfach keine interessanten Cracks hergibt, ist ein Familienabend durchaus akzeptabel, der nächste Trip kommt ohnehin früh genug.

 

AUF REKORDJAGD

2009 wurde Mroskos Rekordjahr. Er zählte nach. 235 Tage im Jahr war er unterwegs, er ging davon aus, dass er dabei gut 275 Fußballspiele gesehen hatte.

Der Unterschied zwischen Fußball und Eishockey liegt auf der Hand: Mittlerweile finden in Europa ja in jedem Monat Fußballspiele statt. Wenn man es darauf anlegt, kann man ohne Pause unterwegs sein.

Im Eishockey ist es etwas anders: In Europa geht die Saison etwa von August (Testspiele) bis Mitte Mai (A-WM). Juni und Juli sind aber spielfrei. In Nordamerika verschiebt sich die Saison etwas nach hinten, dort wird von September bis Juni gespielt. In den Playoffs wird der Spielplan freilich erheblich ausgedünnt.

Wie in jedem Berufszweig gibt es auch im Scouting Viel- und Wenigarbeiter. Aber die Anzahl der Spiele sagt nichts über einen Scout aus, kein Headscout wird diese als Grundlage für die Bewertung seines Staffs herziehen.

Körperlich anstrengend

Klar, als Fulltime-Scout wirst du mit 100 Spielen nicht durchkommen, aber mit Erfahrung weißt du genau, wo du hin musst und was dein Körper aushält. Mrosko bezahlte seinen fast schon manische Reisetätigkeit auch mit erheblichen körperlichen Problemen.

Ich erinnere mich an meine erste Saison mit den Thrashers, in der wir sowohl für den Entry- als auch für den Expansion Draft planen mussten. Damals kam ich auf knapp 220 Spiele, im Laufe der Jahre schwankte die Zahl dann zwischen 160 und 190 Spielen pro Saison.

Bei Amateur Scouts gilt es natürlich die vielen Turniere zu berücksichtigen, wo bis zu drei Spiele pro Tag stattfinden, das gilt bei Pro Scouts – bis auf die oben angesprochenen „Double Headers“ - natürlich nicht.

Reise-Zombie

Wie gesagt, jeder Scout tickt anders und es gibt Leute, die sich gerne mit Rekorden übertrumpfen. Da kommen schon Road Trips von mehreren Wochen zusammen.

Das lässt sich oft nicht vermeiden, wie mir ein Scout bei der Junioren-WM in Wien erzählte: Er machte sich am zweiten Weihnachtsfeiertag zu einem U18-Turnier in die Schweiz auf, von dort ging es zur Junioren-WM nach Helsinki und nach deren Ende direkt zu den Scouting-Meetings seines NHL-Teams.

Gesamtdauer des Trips: Knapp drei Wochen. Das geht natürlich an die Substanz, auch wenn die Meetings wenigstens im warmen Florida stattfanden.

Mir persönlich waren immer Trips am liebsten, die zehn bis zwölf Tage dauerten und zwei Wochenenden einschlossen. Da war bei guten Schedules viel abzudecken, gleichzeitig wurde ich noch nicht zu jenem Reise-Zombie, wie bei einem 16-Tage-Trip nach Finnland in meinem ersten Scoutingjahr. Ich glaube auch nicht, dass ich – nach bester Finnland-Manier – auch nur einmal die Sonne gesehen habe…

 

DIE RICHTIGEN LÄNDER

Viel zu arbeiten wurde (Lars) Mroskos Auszeichnung. Er reiste nach Nordirland, nach Wedau, nach Paris, Dortmund, Bratislava, durch Kroatien und Tschechien, mal schnell nach Lissabon und Gelsenkirchen. Alles in weniger als zwei Monaten. Er gehörte jetzt zu den Profiscouts dazu…Unterwegs zu sein macht süchtig.

Da das Eishockey weit weniger international ausgerichtet ist als der Fußball, weist die „Speisekarte“ eines europäischen NHL-Scouts weit weniger Länder und Städte auf. Bleiben die großen Eishockeyländer auch gleich, änderte sich über die Jahre deren Gewichtung.

Ich kann mich erinnern, dass um die Jahrtausendwende Finnland und Tschechien die Top-Nationen waren, dahinter kamen erst Schweden und Russland.

Auch die Slowakei war damals noch am Leben: Damals machte es sogar noch Sinn, in Bratislava zwei Juniorenspiele an einem Tag abzudecken und man konnte dabei spätere NHL-Goalies (Jan Lasak, Jaroslav Halak) entdecken. Bei Halak kann ich mich sogar erinnern, dass er seine letzte Saison bei Slovan in der U18 und nicht der U20 beendete. 

Freimüller sah Halak schon in der U18

Schweden als Nonplusultra

Über die Jahre änderte sich die Gewichtung der Destinationen: In den letzten Jahren war Schweden das Nonplusultra im europäischen Eishockey, pro Jahr wurden mindestens 20 Schweden in die NHL gedrafted.

Finnland fiel im Laufe der Zeit etwas zurück, befindet sich derzeit aber wieder im Kommen. Allerdings darf ein Superjahrgang wie 2016 mit zwei Top-Picks (Jesse Pulujuvärvi und Patrik Laine) natürlich nicht jedes Jahr erwartet werden.

Konkurrenz aus der KHL

Russland produziert trotz schwächerer Jahre eigentlich immer gute Spieler, allerdings waren die NHL-GMs nach Gründung der KHL zögerlich: Lohnt es sich, Spieler von dort zu draften, wenn sie dann ohnehin nicht kommen?

Bei den Atlanta Thrashers passierte uns genau das mit Defender Ilja Nikulin: Jedes Jahr verliefen die Vertragsgespräche im Sande, sein amerikanischer Agent war zwar an einem NHL-Vertrag interessiert, sein russischer Kollege nützte die Angebote jedoch aus, um Nikulins Verträge bei Kazan nach oben zu drehen und gleichzeitig seine eigenen Taschen per Agentengebühr vollzustopfen. Klar, dass bei einem Jahresgehalt von fünf Millionen Dollar ein gedeckeltes NHL-Grundgehalt von knapp einer Million für Nikulin nie verlockend klang.

Doch nach den finanziellen Schwierigkeiten der letzten Jahre sind Russen wieder leichter loszueisen. Vor allem viele junge Cracks kommen gerne in die kanadischen Juniorenligen, da sie in die KHL nur sehr zögerlich eingebaut werden. Die Zahl der gedrafteten Russen befindet sich jetzt wieder im Steigen.

Die Slowakei liegt im Koma

Über die Jahre abgesackt sind Tschechien und die Slowakei. Alle jungen Tschechen mit etwas Talent (und das sind nicht mehr viele) gehen in die CHL. Von dort wird nur mehr ein kleiner Bruchteil gedrafted. Auch hier ist jedoch ein kleiner Aufwind festzustellen. Ein Draft wie 2013 mit nur drei tschechischen Picks gilt als Ausreißer. Im Gegensatz zur Slowakei: Das Eishockey dort liegt schon seit Jahren im Koma, Juniorenspiele werden schon lange keine mehr gescoutet und die Extraliga ist in Fachkreisen eine Lachnummer. Bezeichnend: 2008 und 2012 wurde kein einziger Slowake gedrafted.

Geburtsdaten-Schwindel in Russland

Was bedeutet das für die Planungen der NHL-Teams? Zumindest ein Scout in Schweden gehört zum Pflichtprogramm. Er kann Finnland bei finanziellen Engpässen auch bereisen, doch eine starke Präsenz in Skandinavien mit mehreren Leuten ist ein Muss.

Reisen nach Russland stehen weiter an der Tagesordnung, ein Mann vor Ort erspart dir aber viel Kopfzerbrechen bei der Recherche. Gute Scouts wissen dort auch, welche Geburtsdaten der Realität entsprechen und welche um zwei Jahre verschoben sind.

Arbeitslose Scouts

Sehr viele tschechische und slowakische Scouts verloren über die Jahre ihre Jobs, kein Wunder: Warum Präsenz dort haben, wenn die wenigen Cracks  ihr Draftjahr ohnehin in der CHL verbringen? Die wenigen Scouts aus diesen beiden Ländern verbringen heute einen Großteil ihrer Zeit im Pendelbetrieb zwischen Schweden und Finnland.

Wie steht‘s um die anderen Länder wie Schweiz oder Deutschland? Dort begnügt man sich mit Turnierscouting - fällt etwa bei der U18 ein Spieler positiv auf, sieht man ihn sich natürlich im Klubteam an, vor allem wenn er Senioreneishockey spielt.

Die Juniorenligen werden aber nie flächendeckend gecovert, Aufwand und Ertrag würden in keinem Verhältnis zueinander stehen.

 

MAN DARF SICH NICHT ZU WICHTIG NEHMEN

Scouts sagen noch viel lieber, den habe ich entdeckt. (Wolfsburg-Headscout) Uli Mohr versuchte Mrosko zu vermitteln, dass es nicht um Entdeckerruhm ginge, sondern bloß darum, dem Sportdirektor möglichst präzise Vorschläge zu machen. Alles Weitere liege nicht in ihrer Hand.

Hier entscheiden sich Pro- und Amateur-Scouts in der NHL doch kategorisch. Die Pro-Scouts, die die NHL und AHL abdecken, sollen alle Spieler in diesen Ligen bewerten, von Entdecken kann da natürlich keine Rede sein.

Ihre Reports sind gefragt, wenn es um die Free-Agent-Saison geht oder um kurzfristige Trades.

Nehmen wir nur das im Februar 2016 erfolgte Tauschgeschäft zwischen Ottawa und Toronto her: Ohne auf großen Namen wie Phaneuf, Michalek und auch Cowen einzugehen – der Rest des Trades bestand vor allem aus Minor-Leaguern, über die die Scouts natürlich unzählige Reports in der Database angelegt hatten, da braucht kurzfristig nicht viel nachgeforscht zu werden.

Berater-Funktion

Pro-Scouts entdecken also keine Spieler, sie geben Empfehlungen ab. Natürlich treten sie vor allem bei Free Agents für einige Spieler sehr stark ein oder lehnen andere wieder kategorisch ab.

Aber auch hier gilt: Halte deine Meinung schriftlich oder, wenn gefragt, mündlich fest, dann geh aus dem Weg. GMs müssen sich mit vielen Imponderabilien herumschlagen, seien es die Salary Caps, Agenten mit ihren eigenen Agenden oder familiäre Einflüsse.

Wenn also keiner deiner Vorschläge verpflichtet wird, dafür wiederum Cracks geholt werden, die deiner Meinung nach Pfeifen sind – einfach herunterschlucken und weitermachen, es wird schon Gründe dafür geben und dein Gehalt bleibt ohnehin immer das Gleiche.

Alle Zitate stammen aus diesem Buch

Spieler können nicht mehr „entdeckt“ werden

Bei Amateur-Scouts, die die Juniorenspieler für den Draft beobachten, sieht es schon etwas anders aus. Zwar werden heute auch keine Spieler mehr entdeckt – die Marktpräsenz der NHL-Teams ist längst zu erdrückend.

Doch natürlich setzten sich die Scouts für den einen Spieler mehr ein als für andere. Es hängt natürlich ganz von der Persönlichkeit jedes Scouts ab, wie sie für solche Spieler eintreten.

Der Eine macht seine Meinung klar, erhebt in Meetings seine Stimme und kommt immer wieder auf seinen Liebling zu sprechen.

Lars Mrosko fiel sicher in diese Kategorie. Ein anderer Scout begnügt sich wiederum damit, seine Meinung schriftlich festgehalten zu haben und will in den Meetings nicht unbedingt Kollegen oder gar Bosse mit seiner abweichenden Meinung verärgern.

Lautstarke Streitereien

Alles akzeptabel, aber Meetings arten doch mitunter in lautstarke Streitereien aus. Am Ende des Tages gilt aber der Grundsatz: Wenn die Sitzungen vorbei sind, sollte alles vergessen sein. Die Endentscheidung liegt ohnehin beim Headscout.

Und selbst wenn du dich übergangen fühlst und der Spieler, den du unbedingt wolltest, von einem anderen Team gedrafted wird: Wenn sich nach Jahren herausstellt, dass du recht gehabt hast, wird sich jeder daran erinnern. Wenn du aber unrecht gehabt hast und der Spieler stellt sich als absolute Null heraus – sei froh, dass dieser Kelch an dir vorübergegangen ist!

 

ACHTUNG, STRENG GEHEIM!

Dann beobachteten (Bayern-Scout) Wolfgang Grobe und Mrosko in Stille (Patrick) Ochs gegen die Polen, jeder fuhr nach Hause, schrieb alleine sein Gutachten und reichte es bei Dremmler ein, ohne die Meinung des anderen Scouts zu erfahren. So verlangte es der Klub. Es ging ja darum, dass zwei Scouts den Spieler unabhängig voneinander bewerteten, um ein breites Bild von ihm zu erhalten.

Ohne dass NHL-Teams es explizit erwähnen müssen: Sie bezahlen dich für deine Meinung, nicht dafür, dass du die Meinung deiner Kollegen wiedergibst.

Klar, einige Scouts diskutieren gerne mit ihren Kollegen über die einzelnen Spieler, geben gar während des gemeinsam betrachteten Spiels ihre Kommentare ab. Wie sehr sich der Kollege davon beeinflussen lässt, hangt von ihm ab.

Eines ist aber ein absolutes „No-Go“ und auch ein Kündigungsgrund: Die eigene Meinung über Spieler mit Scouts anderer Organisationen zu diskutieren oder gar über die eigene Draftliste zu philosophieren.

Scouten ist Privatsache

Grundsätzlich ist die NHL-Scouting-Community eine sehr engmaschige und man hilft sich auch gegenseitig aus – das beschränkt sich aber vor allem auf Mitfahrgelegenheiten oder Hoteltipps.

Ab und zu, wenn ein Draft vorbei ist, fragt man vielleicht bei einem Freund nach, wie dessen Organisation den einen oder anderen Spieler eingestuft hat.

Selbst das ist aber schon etwas anrüchig, schließlich sind diese Informationen immer geheime Kommandosache und das geistige Eigentum des Arbeitgebers. Daher beschränken sich die meisten Gespräche mit Scouts von anderen Teams über allgemeine Reisethemen. Es sind auch schon Scouts gefeuert worden, weil sie die Entscheidungen ihres GMs in der Öffentlichkeit kritisiert haben.

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