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Thiem-Bresnik: "Das hat sich abgezeichnet"

Vater Wolfgang Thiem gibt Einblicke in die aktuelle Krise Thiem-Bresnik.

Thiem-Bresnik: Foto: © GEPA

Wie geht es weiter mit Dominic Thiem und seinem langjährigen Trainer Günter Bresnik?

Die Frage, die derzeit ganz (Tennis)-Österreich beschäftigt, wurde am Montagabend weiter angeheizt, als Bresnik bei „ServusTV“ offenbarte, dass er derzeit selbst nicht wisse, ob er noch Thiem-Trainer sei oder nicht, und ein Gespräch mit seinem (Noch-?)-Schützling ausständig ist.

Bei LAOLA1 nimmt Vater Wolfgang Thiem, der in den letzten Tagen die Trainingseinheiten mit seinem Sohn absolvierte, ausführlich zu der auch für ihn selbst schwierigen Situation Stellung. 

Da er gemeinsam mit Bresnik im Leistungszentrum in der Südstadt zusammenarbeite, müsse man „das Eine vom Anderen trennen. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das Eine ist eine Freundschaft, Dominic wird als mein Sohn aber natürlich trotzdem immer an erster Stelle stehen. Ich bin dementsprechend bestrebt, dass wir da eine saubere Lösung finden.“

Wie diese aussehen sollte, warum es überhaupt zum aktuellen „Abnabelungsprozess“ gekommen ist und wie Dominic Thiem mit der Belastung der aktuellen Situation umgeht, lest ihr im folgenden Interview:

LAOLA1: Wie ist die aktuelle Lage im Thiem-Team vor dem Start der Sandplatz-Saison?

Wolfgang Thiem: Am Mittwoch fliegt Dominic zum ATP-1000-Turnier nach Monte Carlo. Dort stößt Nicolas Massu dazu und sie trainieren vor Ort vier, fünf Tage bis das Turnier losgeht. Vielleicht spielt er Doppel, dann könnte es schon am Montag losgehen.

LAOLA1: Seit wann gibt es diese Reibungspunkte zwischen Günter Bresnik und Dominic? Hat sich das schon seit längerem abgezeichnet?

Es ist ein Abnabelungsprozess. Dominic will selbst Entscheidungen treffen und verschiedene Dinge ausprobieren. Wenn man einen sehr dominanten Vater hat, will man auch selbst einmal etwas ausprobieren und den einen oder anderen Fehler machen.

Thiem über die Gründe der Krise

Thiem: Es ist ein Abnabelungsprozess. Dominic will selbst Entscheidungen treffen und verschiedene Dinge ausprobieren. Wenn man einen sehr dominanten Vater hat, will man auch selbst einmal etwas ausprobieren und den einen oder anderen Fehler machen. Man muss selbst Fehler machen, um entscheiden zu können, was richtig oder falsch ist. Wenn man alles vorgekaut bekommt, dann bekommt man kein Gefühl dafür.

LAOLA1: Es gab also keinen bestimmten Grund als Auslöser für die aktuelle Situation?

Thiem: Nein, überhaupt nicht. Wenn man 16 Jahre mit jemandem zusammenarbeitet, hast du nun mal gewisse Abnützungserscheinungen. In einer Ehe mit normalen Arbeitszeiten hab ich wahrscheinlich weniger Berührungspunkte als in so einer Beziehung. Schon vor zwei, drei Jahren wurde deshalb bereits immer wieder ein Touring Coach hinzugenommen, um den Druck ein bisschen rauszunehmen. Die Kontakte – also die gemeinsame Zeit - wurden reduziert, damit man sich auch noch was zu sagen haben kann. Das wurde versucht und hat auch funktioniert. Jetzt will es Dominic einmal alleine probieren. Das ist auch sein gutes Recht.

LAOLA1: Inwiefern hat der misslungene Saisonstart die aktuelle Situation verschärft?

Thiem: Ich glaube nicht, dass das großartig mit reingespielt hat. Es hat sich in den letzten drei Jahren abgezeichnet und sich langsam zu diesem Punkt entwickelt, dass man es einmal anders ausprobieren will.

LAOLA1: Warum hat man bis jetzt keine Zeit für ein Gespräch gefunden?

Thiem: Es hat vor Südamerika bereits ein Gespräch gegeben, bei dem grundlegende Dinge besprochen worden sind. Erst danach hat Dominic entschieden, dass er es einmal mit Massu alleine probieren will. Das Gespräch wird natürlich kommen.

LAOLA1: Du bist Vater von Dominic, betreibst mit Günter Bresnik aber auch gemeinsam das Leistungszentrum in der Südstadt. Wie siehst du deine Position?

Thiem: Meine Situation ist natürlich nicht einfach, da Günter auch ein sehr guter Freund von mir ist und wir gemeinsam dieses Leistungszentrum machen. Deshalb muss ich das Eine vom Anderen trennen. Ich verstehe mich mit Günter gut, ich muss allerdings auch schauen, dass für Dominic alles passt. Das zu verbinden, ist derzeit sehr schwierig. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das eine ist eine Freundschaft, Dominic wird als mein Sohn aber natürlich trotzdem immer an erster Stelle stehen. Ich bin dementsprechend bestrebt, dass wir da eine saubere Lösung finden.

LAOLA1: Versuchst du vermittelnd einzuwirken? Wie kann man sich deine Situation vorstellen?

Thiem: Ich trage die Entscheidungen von Dominic natürlich mit, alleine schon deshalb, weil er mein Sohn ist, aber auch, weil sie für mich teilweise nachvollziehbar sind. Allerdings wünsche ich mir auch, dass mein Verhältnis zu Günter so bleibt wie es ist. Daran wird sich hoffentlich nichts ändern. Das Leistungszentrum hat sich super entwickelt und die Kooperation mit den Verbänden läuft gut. Wenn beim ÖTV noch eine kleine Umstrukturierung kommt, kann man noch eine Stufe weitergehen und das noch professioneller gestalten. Ich muss diesbezüglich das Geschäftliche vom Familiären trennen.

Günter Bresnik und Wolfgang Thiem
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie geht Dominic mit der Belastung dieser aktuellen Situation um?

Thiem: Ich glaube nicht, dass ihn das belastet. Dominic braucht sehr lange, um Entscheidungen zu treffen. Wenn er sie dann schlussendlich trifft, trägt er sie aber auch mit allen Konsequenzen. Es wird logischerweise ein Gespräch geben, man muss ihm aber auch Zeit dafür geben. Es ist eine 16-jährige Zusammenarbeit, in der viele wunderschöne Sachen passiert sind. Dominic muss seine Gedanken ordnen und dann wird er mit Günter eine Lösung finden. Sie hatten ja keinen Streit.

LAOLA1: Angesichts des engen Turnierplans wird es aber wohl schwierig, bis zum Ende der Sandplatz-Saison Zeit für dieses Gespräch zu finden, oder?

Thiem: Das muss nicht sein. Man muss dieses Gespräch ja nicht monatelang davor planen. Man kann natürlich darüber streiten, ob man die Art von Dominic – wie von Günter am Montag bezeichnet - als „diskutierbar“ erachtet oder nicht. Es ist aber nicht nur der Zugang von Dominic diskutierbar.

LAOLA1: Wie glaubst du wird es in Zukunft weitergehen?

Thiem: Ich hoffe, dass es eine Lösung geben wird, mit der alle Beteiligten leben können. Jeder ist Teil des Teams und erfüllt seinen Part – in welchen Rollen, die sicher neu verteilt werden, auch immer. Man kann hoffentlich das Konstrukt in einer optimierten Form wieder neu aufsetzen.

LAOLA1: Ist es für dich vorstellbar, dass du in Zukunft wieder vermehrt als Touring-Coach von Dominic mit dabei bist?

Thiem: Mir macht die Arbeit in der Südstadt riesigen Spaß. Wir haben hier einige richtig gute Jugendliche, dazu kommen Dennis Novak und Sebastian Ofner sowie die heimische Nummer zwei bei den Damen, Julia Grabher, mit denen ich sehr gerne trainiere. Wir haben bei den U12- bis U16-Jahrgängen fünf Staatsmeistertitel geholt und sind in diesem Bereich so gut aufgestellt wie nie zuvor. Wenn ich in der einen oder anderen Woche mal aushelfen soll, mache ich das natürlich gerne, aber ansonsten ist mein beruflicher Lebensmittelpunkt die Südstadt. Mir taugt es einfach, die Jugendlichen, die Potenzial haben, zu formen und weiter zu bringen. Ich werde mich in Zukunft bei Dominic aber sicher mehr einbringen und das Ganze öfter mal hinterfragen. Das habe ich in den letzten Jahren vielleicht zu wenig gemacht.

LAOAL1: Wie gut kennst du mittlerweile eigentlich Nicolas Massu? Was ist deine Meinung über ihn?

Thiem: Ich habe mit ihm erst einmal telefoniert und ihn nur in Salzburg einmal gesehen. Ich werde ihn erst in Barcelona zum ersten Mal richtig treffen. Ich reise am Sonntag an und er muss am Mittwoch wegfliegen – da haben wir zwei, drei Tage, um uns kennenzulernen. Auch als Spieler kenne ich ihn nur sehr eingeschränkt. Laut Dominic ist er ein sehr umgänglicher Typ. Die beiden können sehr gut miteinander und hatten von Anfang an eine gute Chemie. Das ist das Wichtigste.

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