Danach lief es in Folge auf Hartplatz zwar nicht mehr nach Wunsch, mit dem Wechsel auf Sand kamen aber auch wieder die Siege. Anfang April stand Rodionov beim Challenger-Turnier in Madrid im Halbfinale. Zudem erreichte er beim ATP-250-Turnier in München das Achtelfinale, wo er erst gegen Alex Zverev verlor.
Schaller kritisiert Chancenverwertung
"Bei den Sandplatz-Turnieren hat er zuletzt wirklich ganz brav gespielt", so Schaller, der aber auch noch genug Steigerungspotenzial bei seinem Schützling sieht.
"Was halt definitiv verbessert werden muss, ist die Chancenauswertung", meint er vor allem im Hinblick auf die Drei-Satz-Niederlage von Rodionov in der Madrid-Qualifikation gegen den Monegassen Valentin Vacherot. "Da war er eigentlich über weite Strecken der bessere Spieler, hat dann aber leichtfertig Breaks kassiert und dadurch das Match verloren. Da muss er einfach noch konstanter werden."
Dafür benötige es eine breite Brust, um auf dem Court mit dem nötigen Mut agieren zu können: "Das hängt natürlich auch mit seinem Mindset zusammen. Er muss da einfach noch stabiler werden und das Vertrauen bekommen, damit er die wichtigen Punkte aktiv erspielt. Da wird er teilweise noch zu passiv und wartet drauf, dass der Gegner einen Fehler macht."
Eine Probezeit im Dezember habe schließlich so gut funktioniert, dass man es für diese Saison einmal versuchen wolle. "Wir wollen Schritt für Schritt das Beste rausholen", so Schaller, denn langfristige Planungen seien im Tennis immer schwierig.
"Jurij wird nicht jünger"
In der Vergangenheit probierte es Rodionov bereits mit vielen verschiedenen Betreuern. Unter anderem holte sich der Niederösterreicher bereits bei Wolfgang Thiem, Günter Bresnik und einigen ausländischen Betreuern Inputs. Eine wirklich dauerhafte Zusammenarbeit ergab sich aber nie. Mittlerweile ist der gebürtige Nürnberger bereits 25 Jahre alt.
"Jurij wird nicht jünger. Er ist sicher noch kein Spieler, der zum alten Eisen gehört. Meiner Meinung nach kommt er zuerst eigentlich schon langsam ins beste Alter, was den Tennisprofi betrifft", sieht Schaller seinen Schützling schön langsam unter Zugzwang.
Rückkehr in die Top 100 soll mit mehr Eigenverantwortung gelingen
Der Steirer will vor allem die "Eigeninitiative" des Niederösterreichers fördern. "Natürlich ist von meiner Seite eine Philosophie und eine Idee vorgegeben, mit der er sich identifiziert, mit der er leben kann und mit der er sich wohlfühlt. Aber er muss im Spiel Entscheidungen unter Stress am Platz treffen. Deshalb möchte ich, dass er mehr Eigenverantwortung übernimmt und kein reiner Befehlsempfänger ist. Wir haben eine beiderseitige Absprache, was für uns beide wichtig ist, was die Inhalte betrifft. Auf diese Art und Weise wollen wir uns qualitativ immer mehr steigern."
"Ich will ihm nicht dauernd sagen, was er zu tun hat und er soll das dann einfach runterspielen. Ich will, dass er seinen eigenen Kopf einschaltet, denn das braucht er ja im Match genauso", sieht Schaller eine gewisse Reife vonnöten, um in den Top 100 reüssieren zu können.
Vorrangiges Ziel ist es allerdings sowieso, erstmals wieder dorthin zurückzukehren. Da ihm in den letzten Wochen einige Punkte aus dem Vorjahr aus der Wertung gefallen sind, rangiert Rodionov derzeit nur auf Position 133 im ATP-Ranking.