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Massu: "Österreich kann stolz auf Dominic sein"

Coach Nicolas Massu sieht es positiv, dass Thiem zeitgleich mit "Big Three" spielt:

Massu: Foto: © GEPA

Bei der Vor-Premiere des Dokumentations-Films "Der Thiem-Spirit" in Wien war neben Dominic Thiem auch dessen Coach Nicolas Massu mit dabei.

Mangels nötiger Deutsch-Kenntnisse bekam der Chilene zwar nicht alles mit, trotzdem zeigte sich der Betreuer vom von ServusTV produzierten Werk, das am 29. Juli (20:15 Uhr) erstmals ausgetrahlt wird, begeistert: "Der Film ist wirklich sehr schön geworden und zeigt, wie Dominics Werdegang zum Top-Spieler ablief."

Im LAOLA1-Interview spricht Massu zudem zudem über die kommenden Ziele des Niederösterreichers, dessen Potenzial und er erklärt, warum es positiv ist, in derselben Ära mit den "Big Three" Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer spielen zu dürfen. 

LAOLA1: Wie hat dir der „Thiem-Spirit“ gefallen?

Nicolas Massu: Gut. Der Film ist wirklich sehr schön geworden und zeigt, wie Dominics Werdegang zum Top-Spieler ablief. Vor allem die Szenen aus seiner Kindheit sind etwas Besonderes. Es ist sehr schwer, der beste Spieler Österreichs und Nummer vier der Welt zu werden. Sein Tennis ist großartig. Österreich kann wirklich stolz auf ihn sein. Er ist nicht nur ein großartiger Tennis-Spieler sondern auch eine tolle Persönlichkeit.

LAOLA1: Du warst selbst jahrelang Top-Spieler, bist zweifacher Olympia-Sieger. Wie hast du den Wechsel zum Trainer-Job geschafft?

Massu: Ich habe während meiner Karriere viel von meinen Coaches gelernt. Ich hatte ja auch sehr viele, auch sehr viele Davis-Cup-Kapitäne und Physiotherapeuten. Ich bin dann langsam in diesen Job reingewachsen. Sehr wichtig ist für mich die Kommunikation zwischen Spieler und Trainer. Jedes Match ist anders. Die Gegner sind anders und auch die Situationen sind niemals dieselben. Deshalb ist es wichtig, so gut wie möglich in sein Match reingehen zu können. Als Coach muss ich sehr viel mit dem Spieler reden, damit er seine Aufgabe zu 100 Prozent bestreiten kann, um das Match zu gewinnen.

LAOLA1: Was kann Dominic in seiner Karriere erreichen?

Auch ich habe einmal davon geträumt, der beste Spieler der Welt zu werden. Mir ist es leider nicht gelungen, aber ich hoffe, dass ich nun Dominic auf diesen Platz führen kann.

Massu über seine Ziele mit Thiem

Massu: Er ist jetzt die Nummer vier der Welt. Die meisten Spieler auf der Tour träumen davon, einmal so gut zu werden und vielleicht einmal auch in zwei Grand-Slam-Endspielen zu stehen. Wenn du auf das aktuelle ATP-Ranking schaust, dann siehst du da Djokovic, Nadal und Federer an der Spitze stehen. Die besten Spieler der Geschichte des Tennis-Sports. Und wer ist auf Nummer vier? Dominic. Und wie alt ist Dominic? 25 Jahre. Wie alt sind die anderen? 32, 33 und 37. Was kann man also von Dominic erwarten? Er kann sich den Traum jeden Tennis-Spielers erfüllen und Nummer eins der Welt werden. Auch ich habe einmal davon geträumt, der beste Spieler der Welt zu werden. Mir ist es leider nicht gelungen, aber ich hoffe, dass ich nun Dominic auf diesen Platz führen kann.

LAOLA1: Nach der tollen Sandplatz-Saison setzte es für Dominic in Wimbledon eine Erstrunden-Niederlage gegen den starken Rasenspieler Sam Querrey. Warst du über seine Performance enttäuscht?

Massu: Wimbledon war natürlich keine gute Auslosung, aber wenn man ein Turnier gewinnen will, muss man sowieso jeden schlagen. Wenn man gute Ergebnisse oder ein gutes Jahr hatte, dann erwarten die Leute immer, dass man alles gewinnt. So läuft es aber auf der ATP-Tour nicht. Da gewinnen nicht jede Woche dieselben Leute. Es gibt viele andere sehr gute Spieler auf der Tour, die ebenfalls Turniere gewinnen wollen. Dominic ist jetzt die Nummer vier der Welt – das ist er deshalb, weil er in den letzten Jahren Großartiges geleistet hat. Deshalb sind jetzt auch die Erwartungen an ihn sehr hoch. Wenn jemand nichts Großes gewonnen hat, dann erwartet man auch nichts von ihm. Das ist ganz normal. Dominic kann mit dieser Erwartungshaltung aber auch umgehen.

LAOLA1: Wie fühlt sich Dominic derzeit körperlich?

Massu: Gut. Er ist auch sehr motiviert, wieder auf die Tour zurückzukehren. Nach der für Dominic sehr langen und anstrengenden Sandplatz-Saison ist es nicht leicht, auf Rasen in Wimbledon zu spielen. Er hat sein Bestes gegeben, aber seine Chancen nicht nützen können. Umso motivierter ist er jetzt für die Rückkehr auf Sand. Die Turniere in Hamburg und Kitzbühel sind sehr wichtig für Dominic.

LAOLA1: Was erwartest du von ihm in den nächsten Wochen? Nach Kitzbühel geht es zur US-Hartplatz-Saison mit zwei 1000er-Turnieren und den US Open.

Massu: Das Wichtigste ist, dass Dominic einfach sein Spiel spielt. Wenn er mit Selbstvertrauen auf den Platz kommt, kann er jeden schlagen. Auf Sand weiß er sowieso, dass er da nur sehr schwer zu schlagen ist. Und auf Hartplatz hatte er ebenso schon sehr, sehr gute Ergebnisse in dieser Saison. Das weiß er und das wissen auch seine Gegner.

LAOLA1: Wie habt ihr den Wiedereinstieg ins Training gestaltet?

Massu: Wir haben in erster Linie versucht, den Wechsel von Rasen auf Sand erfolgreich zu erledigen. Spielerisch haben wir einige Dinge trainiert. Um das alles aufzuzählen, müsste ich eine Stunde reden.

LAOLA1: Habt ihr euch spezielle Saisonziele gesetzt?

Massu: Eines der Ziele ist natürlich, wieder die Qualifikation für das Masters in London zu schaffen. Das wäre bereits das vierte Mal in Folge. Ansonsten ist natürlich ein großer Titel immer ein Ziel. In Indian Wells hat Dominic bewiesen, dass das auch auf Hartplatz möglich ist.

LAOLA1: Dominic ist derzeit hinter den „Big Three“ die Nummer vier der Welt. Ist es positiv oder negativ, ausgerechnet in der Ära dieser drei Ausnahme-Athleten aktiv zu sein?

LAOLA1: Das hängt vom Blickwinkel ab. Ich glaube, dass es positiv ist, weil man dadurch jemanden hat, der einen selbst zu einem besseren Tennis-Spieler macht. Man pusht sich dadurch immer mehr. Ich habe selbst viele Jahre mit diesen drei Top-Spielern auf der Tour verbracht und alleine dies sagen zu können, ist schon etwas Besonderes. Deshalb ist es für mich positiv und etwas ganz Besonderes. Ich selbst habe mit Federer schon bei den Junioren gespielt und auch danach gegen Nadal und Djokovic. Wenn ich sie jetzt als Coach sehe, ist das sehr speziell für mich. Drei solche Spieler in derselben Ära zu haben ist einzigartig.

 

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