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Dominic Thiem: "Es sind Fehler passiert"

So will Österreichs Tennis-Ass auf die ATP-Tour zurückkehren:

Dominic Thiem: Foto: © GEPA

Die Leidensgeschichte von Dominic Thiem scheint sich schön langsam einem Ende anzunähern. 

Vor zwei Wochen konnte er die Schiene an seinem verletzten Handgelenk entfernen. Am Montag durfte der 28-jährige Niederösterreicher erstmals wieder den Schläger schwingen.

Zwar nur wenige Minuten mit einem Softball, trotzdem stimmt ihn die Entwicklung positiv, wie er am selben Tag bei einem großen Round Table in Mondsee gegenüber versammelter Journalistenschar vermelden durfte.

Fast eine Stunde nahm sich Thiem Zeit, um die vielen Fragen bezüglich seiner Person und seines Gesundheitszustandes zu beantworten. Unter anderem sprach Thiem über...

...seinen Heilungsverlauf:

Seit zwei Wochen ist die Schiene herunter und heute konnte ich zum ersten Mal zehn Minuten mit Softbällen spielen. Letzte Woche in Belgien haben wir bei meinem Arzt Frederik Verstreken entschieden, dass ich keine Operation brauche und zugleich noch eine Woche daran arbeiten muss, damit das Handgelenk wieder flexibel wird.

...seine ersten Schläge nach der langen Pause:

Nach sechs Wochen in der Schiene war das Handgelenk noch richtig steif. Es war noch richtig ungewohnt. Das Band ist aber geheilt bzw. das, was um das Band herum war. Schön langsam kann ich täglich etwas mehr machen. Ich habe zum Glück gar keine Schmerzen. Es ist nur komisch, weil ich den Schläger acht Wochen nicht in der Hand halten konnte. Die Blockade im Kopf wird noch einige Zeit da sein, aber diese Zeit habe ich jetzt eh. Wenn ich das öfter und öfter mache, dann wird das alte Gefühl auch wieder zurückkommen.

...seinen aktuellen Trainingsstützpunkt im APC (Athlete Performance Center) in Thalgau:

Es gibt mehrere Gründe, warum ich jetzt drei Wochen hier bin. Die Infrastruktur ist sensationell. Auch die Handbehandlung ist perfekt kommmuniziert. Einmal in der Woche habe ich ein Telefonat mit Verstreken. Es gib die allermodernsten Geräte dort, deshalb war es eine einfache Entscheidung, dass ich hier trainiere. Der Hauptgrund war sicher die Handtherapie. Ich hoffe aber nicht, dass ich hier wieder trainieren muss, weil ich im Normfall keine Zeit dazu habe. Also ist es nur ein Thema, wenn ich eine Verletzung behandeln muss.

Wenn alles gut läuft, kann ich in der ersten November-Woche beginnnen, mit normalen Bällen von der Grundlinie zu spielen.

Thiem über seinen Fahrplan

...die künftigen Planungen:

Ich habe einen geregelten Tagesplan von Montag bis Samstag. Wir arbeiten die ganze Zeit an Dingen, die wir verbessern wollen. Im Tennis können wir nur langsam anfangen, in der Fitness kann ich hingegen schon fast alles machen. Um den 20. Oktober herum schauen wir uns das Handgelenk noch einmal in Belgien an. Wenn alles gut läuft, kann ich in der ersten November-Woche beginnen, mit normalen Bällen von der Grundlinie zu spielen. Da kann ich dann wieder voll draufhauen und dann wird es noch drei bis vier Wochen dauern, bis ich wieder in Form bin.

...das Protected Ranking:

Ich nehme kein Protected Ranking. Ich dürfte sonst keine Exhibitions spielen und so weit runter falle ich in der Weltrangliste eh nicht. Ich brauch ja auch die Matches. Wenn ich fit bin, dann nehme ich schon an, dass ich mich schnell wieder raufspiele.

...den Turnierfahrplan:

Vor Australien benötige ich auf jeden Fall ein paar gute Matches. Mitte Dezember will ich ein Exhibition-Turnier in Abu Dhabi bestreiten. Bereits Ende Dezember müssen die Spieler wegen den Quarantänebestimmungen nach Australien anreisen. Dort würde ich gerne den ATP Cup spielen – der hat mir 2019 getaugt. Da muss man aber schauen, ob sich das mit dem Ranking ausgeht. Danach wären Mitte Jänner eh schon die Australian Open.

... seine Erwartungen:

Ich werde nicht viel von mir erwarten. Es ist für mich eine komplett neue Situation. Bislang habe ich maximal fünf bis sechs Wochen pausieren müssen. Jetzt ist es doch ein halbes Jahr. Ich glaube schon, dass ich wieder richtig gut spielen werde. Das Problem ist aber, dass mir Matches fehlen werden. Und deshalb würde ich mir in Australien nicht zu viel erwarten. Wenn ich so viele Matches wie möglich spielen kann, dann ist mein ganz großes Ziel sicherlich Paris. Nach Australien sind vier Monate, in denen ich richtig viel spielen und mich auch im Ranking wieder raufspielen kann.

...die mediale Schlammschlacht nach der Trennung von Physio Alex Stober:

Es sind ein paar Fehler passiert. Mein Fehler war, dass ich ihn nicht angerufen habe. Das hätte ich sicher machen können, aber ich bin nicht der Typ, der ihn gleich am ersten Tag anruft und dann lange darüber reden kann. Die Chance habe ich dann nicht mehr bekommen, weil er mir dann schon über die Medien die Watsche ausrichten hat lassen.

...die Ursache für die Trennung:

Er (Stober, Anm.) hat mich in den letzten Jahren topfit gemacht. Jeder macht Fehler, aber die Art und Weise, dass er den Fehler nicht eingestanden hat und die Schuld auf mich und das andere Team geschoben hat, das waren dann die Gründe für die Trennung. Der spanische Arzt hat mir auf Mallorca damals schon gesagt, dass ich mir die US Open abschminken kann. Alex sah es anders und ich habe dann Lunte gerochen und viel zu oft die Schiene runter gegeben. Nach eineinhalb Wochen Training ist die gleiche Verletzung dann wieder aufgetreten.

...die Behandlung beim belgischen Arzt Frederik Verstreken:

Seine Therapie war ein bisschen konservativer und auf der sicheren Seite. Und ich wollte nach dem ersten unbedingt auf Nummer sicher gehen. Mit einer Operation hätte ich wahrscheinlich erst im April zurückkommen können. Was mir Hoffnung gibt, ist, dass jeder Athlet, der das hatte, auch wieder zurückgekommen ist. Alle sind wieder gut zurückgekommen. Kei Nishikori und Belinda Bencic hatten dieselbe Verletzung. Bencic hatte es sogar schlimmer und musste operiert werden und jetzt ist sie sogar Olympia-Siegerin.

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