Ja, Dominic Thiem hat in seiner Laufbahn nicht immer die besten Entscheidungen getroffen. Ja, es wäre sportlich sicher mehr möglich gewesen – vor allem in den vergangenen paar Jahren.
Wenn man dem lange Zeit so akribischen Arbeiter aber eines nicht vorwerfen kann, dann dass er es nicht versucht hätte. Der Sog der Negativspirale, in die Thiem nach seiner Handgelenksverletzung 2021 samt Motivationsproblemen geriet, war am Ende jedoch zu stark.
Sich einzugestehen, dass man seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann, ist sicher nicht die leichteste Übung in einem Sportlerleben. Respekt dafür!
Das hat Thiem nicht verdient
Das unschöne Ende seiner Karriere hat sich der Niederösterreicher ebenso wenig verdient wie Hasskommentare. Nur hinzuhauen und das Schlechte zu sehen, wird der Karriere von Thiem nicht gerecht.
Er ist nach Thomas Muster der erfolgreichste Tennisspieler, den dieses Land je hatte. 17 Titel errang Thiem auf der ATP-Tour, als bisher einziger Österreicher durfte er einen auf Rasen feiern. Nur ihm und Muster (French Open 1995) gelang ein Einzel-Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier. Nummer drei in einer Weltsportart.
Dass ihn Roger Federer bei den French Open 2019 als „Superstar“ bezeichnet hat, spricht für sich. Novak Djokovic beschreibt Thiem als „tollen Menschen, der sehr gute Manieren und gute Werte hat. Er hat auf dem Platz immer Respekt gezeigt und sich immer Zeit für ein Hallo genommen.“ Der Mensch Dominic Thiem geriet vor allem in den vergangenen Monaten zu oft in den Hintergrund.
Man muss auch Danke sagen für all das, was er für das österreichische Tennis geleistet hat. Dafür, dass er unzählige Kinder zum Sport gebracht hat. Für die vielen schönen Momente, die er den Tennis-Fans beschert hat.
Und man muss Dominic Thiem Respekt zollen, für seine Entscheidung zum Rücktritt und vor allem für seine eindrucksvolle Karriere.