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Thiem: "Die ganzen schönen Sachen fallen weg"

Dominic Thiem gibt nach seiner Auszeit einen Einblick in seine Gefühlswelt:

Thiem: Foto: © getty

Nach seinem misslungenen Start in die neue Saison nahm sich Dominic Thiem eine Auszeit vom Tennis-Zirkus.

Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca versuchte Österreichs Tennis-Ass in der vergangenen Woche gemeinsam mit Freundin Lili Paul-Roncalli den Kopf freizubekommen. 

Seit einigen Tagen ist Thiem nun wieder in Wien, um sich auf den Beginn der Sandplatz-Saison vorzubereiten. Seinen Start beim in der nächste Woche beginnenden ATP-1000-Turnier in Monte Carlo sagte der Niederösterreicher bekanntlich ab, um sich die nötige Auszeit zu gönnen.

Denn der Abstand von seinem Beruf sei extrem wichtig gewesen, schließlich mache auch den Tennis-Assen die seit über einem Jahr grassierende Coronavirus-Pandemie schwer zu schaffen, wie er am Mittwoch in einem ORF-Interview erklärte: "Die Energie von den Fans, am Abend schön essen gehen, an den Strand gehen – diese ganzen schönen Sachen fallen einfach weg und die schlechten Sachen wie das Reisen sind noch da."

"Das macht es alles noch ein bisschen anstrengender, als es davor war. Deshalb werden sowohl ich als auch viele andere Spieler mehr Pausen einlegen als normal. Das ist einfach wichtig, um dann wieder voll bereit zu sein."

Kleines Loch nach US-Open-Sieg

Bei Thiem komme hinzu, dass er nach seinem Triumph bei den US Open und der damit verbundenen Erfüllung eines Lebenstraumes in ein kleines mentales Loch fiel. "Ich habe quasi mein ganzes Leben dem Gewinn eines Grand-Slam-Titels untergeordnet und dies mit einer unglaublichen Energieleistung geschafft. Dass es dann eine Zeit braucht, bis ich mich wieder neu orientiert und neue Ziele gesetzt habe, ist auch klar."

"Das Problem ist halt, dass es im Tennis diese Zeit nicht gibt. Spätestens in Australien war der letzte Grand-Slam-Titel vergessen. Der Sport ist nun mal so schnellebig. Ich muss mir aber auch selbst eine gewisse Zeit geben, um mich neu zu orientieren und neue Ziele zu setzen. Das gilt aber nur für mich persönlich", gibt Thiem Einblick in seine Gefühlswelt.

Urlaub statt mentaler Betreuung

Mentale Betreuung habe er deshalb aber nicht aufgesucht. Der Urlaub auf Mallorca sei genau das richtige Mittel gewesen. "Ich habe einfach einmal gar nichts gemacht und war weg von dem Ganzen. Ich habe mir auch sehr wenig Tennis angeschaut. Das ist glaube ich das Wichtigste, dass man wirklich Pause macht und nicht dauernd mit dem Kopf bei den Ergebnisse von Miami oder so drinhängt. Das ist einfach einmal nötig, eine Woche nichts zu machen und kein Tennis zu schauen. Irgendwann wird man dann eh wieder hungrig."

Dieser aufkommende Hunger soll in den kommenden Wochen auf roter Asche gestillt werden. Nach dem Einstieg beim ATP-250-Turnier in Belgrad will er sich bei den 1000ern in Madrid und Rom den nötigen Feinschliff für die French Open in Roland Garros holen.

"Ich bin seit drei Tagen wieder im Training und habe ein paar Tests gemacht, um zu schauen, wo ich stehe. Es schaut nicht so schlecht aus. Körperlich in Topform kann ich auch in Madrid schon wieder sein. Es geht aber um das Spielerische, um die Matchpraxis. Die Matches gegen die besten Spieler der Welt. Da muss ich schauen, dass ich mir die in Madrid und Rom hole. Damit ich in Paris wieder voll da bin", erklärt Thiem seinen Plan bis zu den French Open, die erst am Donnerstag wegen der Coronavirus-Pandemie um eine Woche verschoben wurden und nun vom 30. Mai bis 13. Juni über die Bühne gehen sollen.

Weg zum Paris-Titel führt über Nadal

Im Kampf um den begehrten Titel erwartet er harte Konkurrenz. Wobei allerdings auch heuer der Weg zum Turniersieg wohl in erster Linie über eine Person führen wird: Rafael Nadal, der im Vorjahr seinen bereits zum 13. Mal in Roland Garros triumphierte.

"Es ist alles ein bisschen augeglichener geworden. Paris ist aber doch noch einmal eine spezielle Situation, weil dort Nadal über allen anderen steht. Ansonsten hat sich die Zahl jener, die einen Grand-Slam-Titel holen können aber vergrößert. Vorher waren es Federer, Nadal und Djokovic, jetzt sind es sechs oder sieben Leute - das macht es schon interessant."

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