Dass Österreich eine der erfolgreichsten Nationen bei Olympischen Winterspielen ist, ist hinreichend bekannt. Die 64 Goldmedaillen, die österreichische Athleten bis 2018 bei Winterolympiaden gewonnen haben, bringen das Land auf den sechsten Platz des ewigen Medaillenspiegels (hinter Deutschland, Russland, Norwegen, den USA und Kanada). Die 232 Medaillen sind sogar der fünftbeste Wert aller Nationen (noch vor Kanada).

Weniger Medaillen als einige deutsche Bundesländer

Bei den Sommerspielen ist Österreich jedoch allenfalls Mittelmaß. In der Geschichte der Olympischen Sommerspiele, die 1896 begann, holten österreichische Sportler gerade einmal 26 Goldmedaillen. Wie ein interessanter Blogbeitrag von Betway Sportwetten zeigt, können allein fünf deutsche Bundesländer mehr Athleten vorweisen, die von 1998 bis 2018 Olympiasieger wurden, nämlich Nordrhein-Westfalen (63 Goldmedaillen), Bayern (58), Thüringen (40), Sachsen (39) und Brandenburg (34). Berlin ist mit 25 Olympiasiegern nicht weit von Österreich entfernt. Zugegeben: Der Vergleich hinkt, weil in die Wertung der deutschen Bundesländer auch die Winterspiele eingeflossen sind. Fakt ist aber, dass österreichische Erfolge im olympischen Sommer rar gesät sind.

Zweites Gold beim Radrennen

Zuletzt trug sich die Radrennfahrerin Anna Kiesenhofer in die Liste der österreichischen Olympiasieger ein. Die Staatsmeisterin im Einzelzeitfahren von 2019, 2020 und 2021 gewann sensationell das Straßenrennen bei Olympia 2020 in Tokio. Mit vier weiteren Ausreißerinnen baute sie zunächst einen teilweise enormen Vorsprung auf. Rund 40 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Kiesenhofer ab und gewann das Rennen im Alleingang. Es war das zweite österreichische Gold im Radrennen, nachdem Adolf Schmal bei den ersten Spielen in Athen 1896 das 12-Stunden-Rennen gewonnen hatte. Kurioserweise nahmen an dem Wettbewerb nur sieben Athleten teil, von denen vier bereits nach drei Stunden aufgaben. Die zwölf Stunden überstanden nur Schmal und der Brite Frederick Keeping, die am Ende nur 300 Meter trennten.

Der legendäre Sieg von Kate Allen

Der Olympiasieg von Kiesenhofer war der erste österreichische Triumph seit 2004. In Athen gewannen gleich drei Österreicher Goldmedaillen. Im Triathlon siegte Kate Allen und beeindruckte die Sportwelt mit einer spektakulären Aufholjagd. Nach dem Schwimmen hatte sie rund zwei Minuten Rückstand auf die Führende, nach dem Radfahren lag sie lediglich auf Platz 29. Auf der Laufstrecke überholte Allen dann eine Konkurrentin nach der anderen und überflügelte im Zielsprint noch die bis dahin führende Australierin Loretta Harrop. Im Segeln der Klasse Tornado gewannen Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher bei Olympia 2004 Gold für Österreich.

Österreicher gewinnt für die USA

Damit verteidigten Hagara und Steinacher ihren Olympiasieg von 2000 in Sydney. Zudem gehören sie zu den fünf Österreichern, die jeweils zwei Goldmedaillen bei Olympischen Sommerspielen gewonnen haben. Die Erfolge der anderen drei österreichischen Doppel-Olympiasieger liegen schon deutlich länger zurück. Der Turner Julius Lenhart holte 1904 den Sieg im Einzel- und im Mannschaftsmehrkampf. Obwohl er die österreichische Staatsbürgerschaft hatte, ging er für die USA an den Start. Daher wurden seine Medaillen in der Statistik lange für die Vereinigten Staaten gezählt. Erst in den 1960er-Jahren flossen seine Olympiasiege in die Wertung für Österreich ein.

Vom Kanuten zum Orgelbauer

Der Kanute Gregor Hradetzky gewann bei Olympia 1936 in Berlin Gold im Kajak-Einer über 1.000 und über 10.000 Meter. Da er auch ein guter Wintersportler war, wollte er auch bei den Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen in der Nordischen Kombination an den Start gehen. Dies verhinderte jedoch eine Handverletzung. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere baute Hradetzky Orgeln. Unter anderem stammen die Orgeln in der Pfarrkirche Leopoldau und in der Hochschulkirche St. Ursula in Wien von ihm.

Titelverteidiger und Verbrecher

Die Reihe der Doppel-Sommerolympiasieger aus Österreich macht Peter Seisenbacher komplett. Der Judoka holte 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul Gold in der Gewichtsklasse bis 86 Kilogramm. Als erster Judoka überhaupt schaffte er es damit, seinen Olympiasieg zu verteidigen. Nach seiner aktiven Karriere wurde er Trainer, 2019 wurde er wegen sexuellem Missbrauchs Minderjähriger zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

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