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User Endzone: Rams - "All-in" oder doch nicht?

Was für eine Super Bowl nach einer aufregenden Saison. Die Schlüsselmomente:

User Endzone: Rams - Foto: © getty

Da sind wir wieder - nach Super Bowl LV ein letztes Mal in dieser Saison.

Gerade nach dem NFL-Endspiel gibt es viel zu besprechen. Gut also, dass es in dieser Saison die "User Endzone" gibt - das NFL-Format von EUCH für EUCH.

Diesmal gibt User MatB seine Expertisen, Meinungen und Ansichten zu den Duellen zum besten.

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen und gerne auch Anregungen, schließlich will auch dieses Format weiterentwickelt werden.

Und jetzt der Rückblick auf das Football-Spiel aller Football-Spiele:

USER MATB:

Schade, dass diese NFL-Saison schon zu Ende ist. Aber was für eine spannende Saison und was für spannende Playoffs. Ein großer DANK schon jetzt mal an euch liebe treue Leserschaft, die immer wieder eine sehr angenehme Diskussionskultur hier zustande bringt.

Es ist schön wenn es mehrere Meinungen gibt und jeder seine Meinung auch untermauert. Ich hoffe und wünsche auch im Namen aller Autoren, dass ihr uns auch in der kommenden Saison die Treue haltet und vielleicht findet sich der eine oder andere noch, der seine Meinung dazu abgeben möchte. Und ja, wir sind bei Leibe auch keine Profis, in dem was wir machen und über was wir schreiben, daher einfach nur her mit euch.

Kommen wir aber zur Super Bowl und dem nächsten engen Match in den Playoffs. Nochmals zusammengefasst, es gab in diesen 13 Games nicht weniger als neun One-Scoring-Games. 2 davon gingen sogar in die Overtime. Von den neun Spielen waren es nicht weniger als sechs Games, die mit drei Punkten Unterschied entschieden wurden. Solche Spiele rechtfertigen schlafarme Wochenenden. Ich kann mich nicht daran erinnern, solch enge Playoffs schon mal miterlebt zu haben und ich schau schon Football, da stand noch 199x in der Jahreszahl. Uff – Peter (Altmann, Redakteur LAOLA1), ich denke wir werden nicht jünger ;-).

Aber gerne mehr solcher Playoffs, die haben auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, und wir hoffen den Sommer gut zu überstehen – so ganz ohne Football – wobei heuer haben wir ja zwei EFL Teams – aber genug davon, ich schweife schon wieder ab.

Ich möchte euch -mit ein wenig Abstand - die Super Bowl im gewohnten Playoff-Format der User Endzone pro Team näherbringen, es gibt sicherlich noch genug worüber man sprechen kann. Das Ergebnis dieser Super Bowl ist ja mittlerweile bekannt und unser User „neo“ war mit seinem Tipp (24:20) eigentlich ganz gut dran.

LA Rams gegen Cincinnati Bengals 23:20

Beginnen möchte ich dabei mit der Mannschaft, welche am Ende das schlechtere Ende für sich gehabt hat:

Cincinnati Bengals

Mixon bedient Higgins in der Endzone
Foto: © getty

Aus Cincinnati-Sicht war es schon ein riesiger Erfolg, in die Super Bowl einzuziehen. Doch wenn man dort ist, möchte man natürlich auch gewinnen. Aus meiner Sicht hat das Team Zukunft. Natürlich ist vor dem Spiel viel über die Philosophien gesprochen worden. Doch User "Eperanza" hat mich etwas zum intensiveren Recherchieren und Nachdenken angeregt.

Habe ich auch. Die Cincinnati Bengals hatten acht Spieler in der Startformation, welche nicht selbst gedraftet wurden. Die Rams ihrerseits zehn Spieler. Der Unterschied ist halt, dass die Bengals keine Spieler über Trades von Picks geholt haben. Doch einige Bausteine auch über die Free Agency – für mich der größte Impact defenseseitig Trey Hendrickson, der vor der Saison aus New Orleans geholt wurde. Doch die Impact Player vor allem auf Offense-Seite sind alle gedraftet worden – sei es ein Joe Burroy, Joe Mixon, Ja’Marr Chase, Tee Higgins, Tyler Boyd oder C.J. Uzomah.

Cincinnati Star(s) of the Game

Prinzipiell war es schon die Defense der Bengals, die mich in diesem Spiel wieder beeindruckte und die Rams phasenweise in Schach hielt. Doch dann waren sie es für mich doch nicht ganz. Klar, sie hatten zwei Interceptions, doch als es drauf ankam, hielten sie nicht und machten sich mit Strafen das Leben unnötig schwer.

Daher sehe ich die besten Spieler auf Seiten der Rams in der Offense und dort in Tee Higgins und Joe Mixon. Tee Higgins, seines Zeichens 2nd Round Pick aus dem Jahr 2020, hat ein ausgezeichnetes Spiel mit 4 Receptions bei 7 Targets und 100 Yards, dazu waren 2 der 4 gefangenen Pässe Touchdowns. Diese Zahlen können sich sehen lassen.

Ein gefangener Touchdown wurde von Joe Mixon geworfen. Für mich war er vor dem Spiel der mögliche X-Faktor in diesem Spiel, er läuft in meinen Augen etwas unter dem Radar und ist für mich einer der besseren und vor allem kompletteren Running Backs - was laufen und fangen betrifft. Joe Mixon hatte in einem laufarmen Spiel doch beachtliche 72 Yards. Mehr als bei den Rams alle Spieler gemeinsam hatten. Doch wie wir wissen, reichte dies schlussendlich nicht.

Cincinnati Worst of the Game

Aus meiner Sicht kann man hier einige Punkte nennen. Die Defense der Bengals, die es nicht schaffte, die Rams zu stoppen, als es am Ende des Spiels drauf ankam und dabei richtig blöde Strafen zog.

Zum Weiteren schafften es die Bengals nicht, die Adjustments zur Halbzeit zu setzen um das Spiel zu gewinnen, wie sie es noch gegen die Kansas City Chiefs geschafft haben. Aber das wirkliche Problem aus meiner Sicht war, dass sie es nicht schafften, die Fehler der Rams auszunutzen. Aus den zwei Interceptions konnten lediglich 3 Punkte mitgenommen werden - und das war, aus meiner Sicht, schon das Minimum, was man daraus machen kann.

Besonders Blöd die Aktion nach der ersten Interception, wo Vernon Hargreaves aufs Feld “stürmte”, um diese Interception mitzufeiern. Dafür gabs 15 Yard Strafe und der Drive begann an der eigenen 10.

Cincinnati best Play of the Game

Der mögliche Game Changer zu Beginn der 2. Halbzeit. Das Big Play von Tee Higgins, das zu seinem 2. Touchdown führte. Wie er hier Ramsey aussteigen ließ, war schon aller Ehren wert. Einziger Schönheitsfehler, auch aus meiner Sicht war es ein Facemask von Higgins an Ramsey. Doch es war wieder mal ein Big Play von ihm diese Saison.

Dieses noch junge Receiver-Corp ist auf jeden Fall ein Versprechen für die Zukunft. Tyler Boyd mit 28 als 2nd Round Pick 2016 noch der Älteste, dazu noch angesprochener Tee Higgins, 2nd Round Pick 2020 und der heurige Offensive Rookie of the Year, Ja’Marr Chase.

Cincinnati worst Play of the Game

Aus Cincinnati-Sicht sind es die viele Strafen, die sie im letzten Touchdown-Drive der Rams. Zum Teil sehr diskussionswürdige Entscheidungen - ob das ausgleichende Gerechtigkeit für das Facemask von Tee Higgins war? Bei der Holding-Strafe von 3rd and Goal an der 8 Yardlinie von kleinlich zu reden, ist noch mehr als übertrieben, diese Strafe hätte es so nicht geben dürfen.

Dazu noch die Unnecessary Roughness Strafe beim 1st and Goal von der 4 Yardlinie. Diese Strafe war eigentlich auch unnötig und etwas kleinlich gepfiffen. Wenn man bedenkt, dass es auf Offense-Seite ein Offensive Holding gegeben hatte, was 10 Yards gekostet hätte, ist es noch ärgerlicher. Doch sich hier auf die Refs auszureden, wäre viel zu einfach. Es waren einfach unglückliche Aktionen in der Crunchtime des Spiels.

 

Los Angeles Rams

Aaron Donald zeigt all seine Klasse
Foto: © getty

"Eperanza" hört den Ausdruck nicht gerne, dass die Rams "All-in" gegangen sind. Doch eines kann er nicht abstreiten, viele Experten sahen den Stafford-Trade vor der Saison schon ziemlich hoch an. Wenn er sagt, dass man im Draft auch etwas später findet, hat er schon recht, doch eines muss klar sein, die Rams haben 2022 einen 3rd Round Pick, einen 5th Round Pick und zwei 7th Round Picks. 2023 fehlt auch der 1st Round Pick und 4th Round Pick.

Doch eines muss klar sein, die Rams haben ein Team zusammengebaut, ähnlich wie die Patriots in ihrer Hochphase, und es sind Spieler dabei, die sicherlich für den Erfolg auf Geld verzichten würden.

Rams Star(s) of the Game

Super Bowl LVI MVP Cooper Kupp ist hier sicherlich zu nennen und auch die beiden Eckpfeiler in der Defense der Rams mit den Namen Von Miller und Aaron Donald. Cooper Kupp mit 10 Targets, 8 davon gefangen, und 82 Yards, dazu 2 Touchdowns, einer davon der spielentscheidende - er hat so seine Saison sicherlich gekrönt. Einziger Schönheitsfehler, der überworfene Ball auf den komplett freistehenden Matthew Stafford. Für mich umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Kupp ein “weißer” Receiver ist, eher eine Minderheit in der NFL.

2017 in der 3. Runde gedraftet. Er galt damals als guter Receiver, aber in keinen Bereichen als top. Diese Vorurteile wollte Kupp beseitigen und arbeitete unkonventionell in jeder Offseason.  Er versuchte es mit sehr viel Sprinttraining und vor allem Gleichgewichtstraining, um in jeder Situation schnelle Richtungswechsel machen zu können. Dazu gibts einige interessante Berichte im www.

Rams Worst of the Game

Umso erstaunlicher die Leistungen von Kupp, wenn man bedenkt, dass sein Pendant Odell Beckham Jr. sich in der ersten Halbzeit das Kreuzband riss. Damit war die Super Bowl für ihn gelaufen. Doch das größte “worst” der Rams war das Laufspiel, das so gar nicht funktionierte, die Rams aber auch nicht davon weg gehen wollten. Weder Sony Michel, noch Darrell Henderson noch Cam Akers hatten einen Schnitt über 1,8 Yards pro Versuch.

Vor allem bei den ersten Versuchen hielten sie zum Teil zu starr darauf fest. Hier wäre ein Adjustment schon sehr vorteilhaft gewesen, eins der kleinen Schwächen von Sean McVay und seinem Trainerteam. Aber egal, wenn es trotzdem funktioniert hat.

Rams Best Play of the Game

Ich entscheide mich hier für die Defense in der 2. Hälfte des Spieles. Abseits des 1. Drives schaffte es die Defense, immer mehr Druck auf Bengals QB Burrow aufzubauen. War es in der ersten Halbzeit noch ein Sack, konnte die Defense rund um Aaron Donald und Von Miller diese Zahl in Hälfte zwei um 6 auf den SB-Rekordwert von 7 erhöhen.

Fast wären es 8 geworden, wenn man sich den letzten Spielzug ansieht. Wieder mal war Aaron Donald durch, und wie schon gegen die 49ers beendete er das Spiel, als er den QB zu Boden brachte. Auch Joe Burrow brachte den Ball noch weg, doch dieses Mal fand der Ball weder Freund (Bengal) noch Feind (Ram).

Doch das Spiel war zu Ende, und es war wieder Mal der Star der Defense der Rams, der das höchstpersönlich als Chefsache ansah. Für mich ist Aaron Donald der MVP der Playoffs, er drückte fast jedem seiner Spiele seinen Stempel auf.

Rams Worst Play of the Game

Neben dem nicht funktionierenden Rungame wären es fast die beiden Interceptions gewesen, die den Rams das Spiel gekostet hätte. Doch die Bengals konnten kein Kapital daraus schlagen.

Vor allem die erste Interception war für mich ein Play, das nicht funktionieren kann. Stafford und die Rams wollten hier unbedingt einen Big Play erzielen. Mit Muss, wollten sie in diesem Play einen Touchdown erzielen. Für mich das schlechteste Play in diesem Game.

PETER ALTMANN:

SENF DER WOCHE:

Zum Match selbst muss nichts mehr gesagt werden - es war das verdient spannende Ende einer aufregenden Saison. Zum Thema "All-in" möchte ich jedoch tatsächlich meinen Senf abgeben.

Ich würde in diesem Punkt nämlich nicht die selbst gedrafteten Spieler zählen oder wie viele Free Agents am Kader stehen. Die Fluktuation in NFL-Rostern ist von Jahr zu Jahr derart hoch, dass es ohne Spieler von außen gar nicht geht. Man sollte sich eher den Kern des Teams ansehen - und hier gibt es ja keine zwei Meinungen, dass der Bengals-Aufschwung von ihren (genialen) Picks in der Offense beflügelt wurde, während die Rams gelungene eigene Picks wie Aaron Donald oder Cooper Kupp via teurer Trades oder Free Agency mit Promi-Namen aufgehübscht haben. So kam gleich eine ganze Armada an Schlüsselspielern.

Die Frage ist eher: War das tatsächlich "All-in"? In der Theorie eher nein. Ich bezweifle nämlich, dass die Rams 2022 keine Rolle spielen werden, wenngleich man mit solchen Aussagen vorsichtig sein muss - einen Aaron-Donald-Rücktritt (unersetzbar!) später kann alles wieder ganz anders aussehen. Aber mit Les Snead hat man einen originellen GM und - auch das gehört erwähnt - mit Los Angeles einen Markt, in dem sich der eine oder andere NFL-Charakterdarsteller auch in Zukunft gerne verwirklichen möchte.

Trotzdem: War es in der Praxis "All-in"? Bei einer Niederlage ja. Super-Bowl-Hangover des Verlierers können grauslich sein und dann hätte sich etwas noch Grauslicheres eingeschlichen: der Zweifel. Auf jeden Fall noch mehr Zweifel von außen, ob das die richtige Strategie ist.

Deshalb würde ich schon dazu neigen zu behaupten, dass dieser Triumph in dieser Saison und im eigenen Stadion alternativlos war, auch wenn ich das Titelfenster in L.A. nicht zwingend geschlossen gesehen hätte, was der Begfriff "All-in" meinem Verständnis nach beinhaltet. Aber das Schöne ist: Ich kann das genauso wenig beweisen wie die gesamte NFL-Gemeinde ihre Millionen an Theorien jedes Jahr. Hauptsache es gibt in dieser genialen Liga so viel zu diskutieren.

Und aus Rams-Sicht isses nach dem Knacken des Jackpots auch wurscht, der wichtigste Beweis ist am Ende das Ergebnis, und das gibt ihnen recht. Wobei ich nun extremst gespannt bin, wie viele Nachahmer es für diese aggressive Strategie geben wird. Denn die NFL ist ein besserer Kopierer. Sollte sich andere Teams - und womöglich sogar weniger clevere GMs - nun inspiriert fühlen, könnte dies ein noch fantastischeres Trade-Feuerwerk auslösen. Manche würden womöglich gar nutzlos ihre Zukunft verpfänden.

Denn, ihr kennt mich als alten Draft-Freund: In alle Ewigkeit geht es ohne Erstrunden-Pick wahrscheinlich auch nicht gut...

2.) Apropos Draft: Man darf ja nie etwas verschreien und muss vorsichtig bleiben: Aber wenn folgender Herr Ende April seinen Namen hören wird, sollte es NFL-Österreich für die Saison 2022 auf ein noch mal viel höheres Level heben. Ich würde mich verdammt freuen.

Ein paar Zeilen zu Bernhard Raimann.

3.) Zu guter Letzt am Ende von Episode 22 dieser Saison natürlich auch von meiner Seite auch ein riesiges und von Herzen kommendes DANKE - vor allem natürlich an all unsere User-Autoren. In dieses Produkt fließt neben Euphorie für diese großartige Liga auch jede Menge Freizeit und dies kann man gar nicht genug wertschätzen! Danke aber auch an alle LeserInnen und hier speziell an jene, die Woche für Woche im Kommentarbereich wertvolle Inputs geben und sich an spannenden Diskussionen beteiligen.

Dieses Format war immer als Bühne zum Austausch der rot-weiß-roten NFL-Gemeinde gedacht, und das ist es auch. Deshalb ist es auch mehr als egal, dass die Autoren keine "Profis" sind, wie "MatB" weiter oben erwähnt.

Mein letzter Dank gilt eben "MatB", der die Endzone von User-Seite her mit unglaublichem Herzblut und vorausschauender Planung koordiniert. Großer Sport! Und ist zwischendurch doch mal Spontanität gefragt - findet sich trotzdem immer jemand. Auch das sagt viel aus.

Und nun freue ich mich bereits auf den traditionellen User-Mock-Draft, der dann heuer wohl garantiert so aufregend wird wie noch nie.

Hiermit ist die Raterei eröffnet: Bernhard Raimann landet bei den...?

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