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Flag Football olympisch: Entscheid mit weitreichenden Folgen

Im Jahr 2012 wurde IFAF-Präsident Wiking für seinen Traum belächelt, 2028 wird Flag Football nun tatsächlich olympisch.

Flag Football olympisch: Entscheid mit weitreichenden Folgen Foto: © GEPA

Autor dieses Texts ist Philipp Pölzl, der Österreich 2012 zum WM-Titel im Flagfootball geführt hat.

"It could be that flag football will make it to the Olympics one day."

Als Tommy Wiking, seines Zeichens Präsdient der International Federation of American Football (IFAF), im Rahmen der Flag Football Weltmeisterschaft in Göteborg im Jahr 2012 diese Aussage tätigte, glaubten viele der anwesenden Teams, Funktionäre und Fans, dass dies ein unerfüllbarer Wunsch wäre. Jetzt, elf Jahre später, ist es Realität.

Höhepunkt einer rasanten Entwicklung

In einer historischen Entscheidung hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekannt gegeben, dass Flag Football im Jahr 2028 Teil der Olympischen Spiele sein wird.

Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Wendepunkt für den Sport und kann weitreichende Auswirkungen auf seine zukünftige Entwicklung und weltweite Anerkennung bewirken. Flag Football wird nun auf der größten sportlichen Bühne der Welt vertreten sein. Es ist der bisherige Höhepunkt einer rasanten Entwicklung, den der Sport hingelegt hat.

Die Aufnahme von Flag Football in das Programm der Olympischen Spiele erfolgte dabei nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis jahrelanger engagierter Bemühungen des Football-Weltverbandes IFAF, der dabei in letzter Zeit erhebliche Unterstützung von der NFL erhalten hatte.

Die stärkste Footballliga der Welt hat die einmalige Chance, Flag Football bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles ins Programm zu bekommen, gesehen, und ihre ganze Marketingmacht in den Ring geworfen. Der Prozess begann mit der Anerkennung durch die International World Games Association (IWGA), was zur Inkludierung des Sports bei den World Games, einer internationalen Multisportveranstaltung für nicht-olympische Sportarten, im Jahr 2022 führte.

Was bedeutet dies nun für Flag Football?

• Weltweite Anerkennung: Die Aufnahme von Flag Football in das Programm der Olympischen Spiele hebt den Status des Sports auf der Weltbühne an. 2028 wird man die Möglichkeit haben, einem Millionenpublikum den Reiz von Flag Football näherzubringen. Viele davon werden wahrscheinlich zum ersten Mal Kontakt damit haben. Die olympische Plattform könnte ein vermehrtes Wachstum auf der ganzen Welt auslösen, insbesondere in Regionen, in denen der Sport bisher weniger etabliert ist.

• Entwicklungsmöglichkeiten: Die olympische Anerkennung bringt zusätzliche Mittel und Unterstützung für die Entwicklung des Sports auf allen Ebenen. Nationale Sportverbände und Vereine können auf zusätzliche Ressourcen zugreifen, um Talente zu entwickeln und die Qualität der gebotenen Leistungen erhöhen.

• Professionelle Ligen: Die Aussicht auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen könnte die Gründung professioneller Flag-Football-Ligen in verschiedenen Ländern fördern. Diese Ligen können einen Weg bieten, auf dem Spitzensportler den Sport Vollzeit betreiben können, was zu einer höheren Qualität des Wettbewerbs führt. Ein erster Schritt dafür passiert bereits in den USA, wo gerade die erste semi-professionelle Flag-Football-Liga startet.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sowohl die Anzahl der Aktiven, als auch das sportliche Niveau deutlich steigen wird. Vor allem im Männerbereich gibt es wohl ein großes Potential für Weiterentwicklung, weil viele Tackle-Footballspieler sich überlegen werden, entweder zu Flag Football zu wechseln oder es zumindest zusätzlich auszuüben.

Der olympische Traum mancher wird sicherlich größer sein, als eine Teilnahme an der österreichischen oder deutschen Tackle-Football-Liga. Vorbilder gibt es jetzt schon: Die beiden in der European League of Football engagierten Italiener Luke Zahradka (Milano Seamen) und Jordan Bouah (Vienna Vikings) haben in der Vergangenheit Erfolge im italienischen Flag-Football-Nationalteam feiern können.

Interessant wird sein, wie die Verbände der einzelnen Nationen bei der Auswahl der Flag-Football-Nationalteams vorgehen. Vertraut man auf die erfahrenen Flag-Football-Spieler, die in den vergangenen Jahren am Start waren, oder überlässt man das Feld Tackle-Footballern, die erst jetzt beginnen, Flag Football zu spielen? Die Kräfteverhältnisse können sich dabei extrem schnell verschieben.

Erfolgreiche Flag-Football-Nationen wie Österreich und Deutschland werden den eingeschlagenen Weg wohl weitergehen und versuchen, sich kontinuierlich zu verbessern. Aber was macht etwa Finnland? Im Tackle Football ist man seit Jahren in der europäischen Spitze, im Flag Football dagegen immer im abgeschlagenen Feld anzufinden. Die Finnen werden wohl eher eine Chance an einer Teilnahme an den Olympischen Spielen haben, wenn sie ihren Tackle Footballern lernen, Flag Football zu spielen, als auf reine Flag-Football-Spieler zu bauen.

NFL-Star zeigt Interesse

Das Extrembeispiel ist die USA. Es gibt unzählige Flag-Football-Spieler, die noch dazu sehr erfolgreich und in den letzten Jahren auf internationaler Ebene ungeschlagen sind. Es wird in Zukunft eine semi-professionelle Liga geben. Aber es gibt auch die NFL.

Der Star-Receiver der Miami Dolphins, Tyreek Hill, hat bereits getweetet, dass er sich mit anderen NFL-Stars zusammentun und die Goldmedaille holen will. Wie ernst er das meinte, wird man sehen, die Diskussion, wer die USA bei den Olympischen Spielen vertreten soll, ist jedenfalls entfacht. Eines will der Gastgeber 2028 nämlich sicherlich vermeiden: Auf eigenem Boden in der ureigenen Sportart zu verlieren.

Die Entscheidung des IOC bedeutet, dass Flag Football 2028 olympisch ist, 2032 in Brisbane, Australien kann die Sache schon wieder ganz anders aussehen. Die Aufnahme ins Olympische Programm ist ein Elfmeter, den der Schiedsrichter - das IOC - gegeben hat. Das Tor müssen nun alle Beteiligten selbst schießen.

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