Österreichs Basketball-Nationalteam hat am Mittwoch Lust auf mehr gemacht. Mit einem souveränen 88:76-Heimsieg gegen Bulgarien deutete die ÖBV-Auswahl das Potenzial an, das in ihr steckt, wenn nahezu alle Topspieler zur Verfügung stehen.
"Solche Leistungen zeigen, dass es nach oben gehen kann", meinte NBA-Star Jakob Pöltl. Ziel: die Qualifikation für ein Großturnier. "Wenn es nicht die WM 2027 ist, dann die EM 2029", erklärte Pöltl. "Ich glaube, wir haben den Kader dafür."
Übersteht das ÖBV-Team die laufende zweite Phase der WM-Vorqualifikation, erspart es sich auch die erste Vorausscheidung für die EM in vier Jahren. Seit 1977 hat Österreich nicht mehr an einem Kontinentalturnier teilgenommen.
Pöltl sieht die Zeit reif: "Wir wussten von Anfang an, dass wir eine sehr talentierte Mannschaft haben, dass nur hin und wieder das gewisse Extra gefehlt hat", sagte der Wiener. Nun arbeite man erstmals fast in Vollbesetzung zusammen.
In wichtigen Momenten "cool bleiben"
Pöltl skizzierte den Weg zu einer möglichen Turnierteilnahme so: "Wir müssen schauen, dass wir die Teamchemie so gut wie möglich hinbekommen und dann in den entscheidenden Momenten cool bleiben und wichtige Spiele auch nach Hause bringen."
Es sei ein komplett anderes Team als in seinen jungen Jahren, erinnerte der 29-Jährige. "Wir haben einige Jungtalente, die so ein bisschen am Kommen sind", sagte Pöltl über Fynn Schott (19) und Co.
Zudem sei es ein "Luxus", mit Bogic Vujosevic (33) und Sylven Landesberg (35) nun zwei Veteranen zu haben, die ein Spiel ein wenig an sich reißen können.
Landesberg war in seinem erst zweiten ÖBV-Heimspiel mit 26 Punkten Topscorer. "Unser Ziel ist noch nicht erreicht, wir sind noch nicht da", betonte der gebürtige US-Amerikaner mit österreichischem Großvater. "Wir haben noch zwei sehr wichtige Spiele."
Nächsten Mittwoch (19:20 Uhr) geht es erneut in Schwechat gegen die Niederlande, am folgenden Samstag (16. August) auswärts gegen Bulgarien. Die zwei besten Teams der Dreiergruppe kommen weiter.
"Wir haben gegen beide Teams sehr, sehr gut spielen können", meinte Pöltl. Er habe das Gefühl, die ÖBV-Auswahl sei schon bei der knappen 64:65-Auftaktniederlage in den Niederlanden das bessere Team gewesen. "Da sind aber die Würfe nicht gefallen."
Revanche gegen Niederlande im Visier
Gegen Bulgarien klappte es von Beginn an. Am Ende ließ man sogar einen höheren Sieg liegen. Dem Team sei "ein bisschen der Saft ausgegangen", sagte Pöltl. Cheftrainer Chris O'Shea begründete das mit zwei intensiven Wochen.
"Bulgarien ist trotz der Spieler, die gefehlt haben, eine sehr gute Mannschaft", betonte der US-Amerikaner. Das ÖBV-Team habe noch nicht oft eine Mannschaft geschlagen, die in der Weltrangliste so deutlich vor ihm liege. Bulgarien ist im FIBA-Ranking 46., Österreich liegt auf Position 67.
"Wenn wir gut arbeiten und unsere Offense noch konstanter wird, können wir auch gegen die Niederlande gewinnen", sagte O'Shea. "Wir werden alles dafür geben, nächste Woche diesen zweiten Sieg zu holen."
Pöltl lässt keinerlei Fan-Wünsche offen
Davor gab es für seine Akteure aber einmal zwei Tage frei. Erst am Samstag trifft das Team um Pöltl und Landesberg in Wien wieder zusammen, ehe es neuerlich vor vollem Haus gegen die Niederländer geht.
3.000 Zuschauer waren am Mittwoch zu Pöltls erstem Heim-Länderspiel seit drei Jahren ins Multiversum nach Schwechat gekommen. Der Center der Toronto Raptors erfüllte jeden einzelnen Selfie- und Autogrammwunsch. Auch eine halbe Stunde nach Spielende stand der Multimillionär noch in der Arena.
"Ich bin wirklich froh, dass die Fans so hinter uns stehen und die Halle auch in einer kleinen Basketball-Nation einmal so voll sein kann", erklärte Pöltl.