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So nah war Marc Marquez dem Karriereende

Der achtfache Weltmeister hatte nur zwei Optionen: Operation oder Karriereende.

So nah war Marc Marquez dem Karriereende Foto: © GEPA

"Ich bin froh, hier zu sein", wirkt Marc Marquez erleichtert.

Vor knapp drei Monaten stand seine illustre Karriere nämlich auf der Kippe. Während des Italien-GP in Mugello gab der Spanier bekannt, sich einer weiteren Operation - der insgesamt vierten - an seinem rechten Oberarm zu unterziehen.

Dieser macht ihm seit seinem Sturz 2020 in Jerez und folgenden Komplikationen große Probleme. Er stieg damals zu früh wieder auf das MotoGP-Bike, verletzte sich den Oberarm daraufhin erneut. 2021 kehrte er zurück, fuhr sogar Rennsiege ein - ehe ihn ein Motocross-Sturz zu einem vorzeitigen Saisonende zwang.

Auch heuer verpasste er die Grand Prix in Indonesien und Argentinien verletzungsbedingt, da machte ihm eine Sehstörung vermeintlich mehr zu schaffen als der Oberarm.

"Am Ende ist es ein Arm, der vier Operationen hinter sich hat. Deswegen gebe ich zu, dass zwischendurch immer wieder mal Zweifel aufkommen."

Marc Marquez

Doch Ende Mai musste Marquez eine wegweisende Entscheidung treffen: Entweder operieren oder die Karriere vorzeitig beenden. Der 29-Jährige entschied sich für die erste Option, flog extra in die USA, um sich behandeln zu lassen.

Und ist nun in Spielberg erstmals wieder im MotoGP-Paddock anzutreffen. Auf einer außerordentlichen Pressekonferenz berichtet Marquez über den Status quo.

Guter Genesungsprozess, aber Zweifel

"Es sieht gut aus. Die Ärzte kümmern sich um den Genesungsprozess. Wir gehen langsam, aber sicher vor", weiß der Spanier, dass "diese Genesung sehr wichtig ist. Ich fühle mich recht gut, aber am Ende ist es ein Arm, der vier Operationen hinter sich hat. Deswegen gebe ich zu, dass zwischendurch immer wieder mal Zweifel aufkommen."

Nach dieser vierten Operation durfte er seinen Arm sechs Wochen lang nicht bewegen. "Ich war völlig außer Gefecht", erklärt er. "Die Ärzte haben den konservativen Weg eingeschlagen. Sie haben versucht, sich um all diese Dinge zu kümmern, und wenn wir eine Woche länger brauchen, ist das besser als zu optimistisch zu sein."

Im Moment funktioniere der Arm aber normal, in den letzten vier Wochen konnte er bereits mit elastischen Bändern trainieren. "Ich mache Übungen, die vorher (Anm: vor der vierten OP) unmöglich waren", sieht Marquez schon frühe Fortschritte. Außerdem konnte er die Gewichte schon leicht erhöhen, ohne Schmerzen zu bekommen.

Kommende Woche werde er einen "wichtigen Check haben. Wir werden eine Röntgenaufnahme machen lassen, bei der die Ärzte feststellen, ob ich die Belastung und das Gewicht erhöhen kann. Im Moment sind wir optimistisch, der Arm reagiert gut", sagt Marquez.

Darum ist Marquez in Spielberg

Der an diesem Wochenende nicht nur aufgrund des schönen Ambiente am Red Bull Ring ist, sondern weil er mit seinem Team eng verbunden bleiben will. Denn Honda befindet sich aktuell in einer veritablen Krise, ist weit von den Spitzenrängen entfernt und der schwächste Konstrukteur in der WM-Wertung.

"Es ist natürlich eine schwierige Phase, nicht nur für die Fahrer, sondern das gesamte Team. Wenn alle Fahrer Probleme haben, bedeutet das, dass das aktuelle Projekt nicht gut läuft", meint Marquez.

Der Spanier blieb in den letzten Monaten, im Gegensatz zu früheren Zeiten, viel mit dem Team in Kontakt. Denn vor nicht allzu langer Zeit koppelte er sich zwischen Rennwochenenden bzw. nach Saisonende ab, danach sei "alles neu" für ihn gewesen.

"Wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein MotoGP-Bike fahren kann, werde ich zurückkommen. Man kann nicht warten, bis man bei 100 Prozent ist."

Marc Marquez

Das soll sich nun ändern, bestätigt der achtfache Champion. "Ich bin hier, um mit den Ingenieuren zu sprechen, um mich zu kümmern. Natürlich kann ich nicht entscheiden, was wir tun werden, aber ich möchte involviert sein. Denn wenn man sich in einem schwierigen Moment befindet, müssen alle Leute den gleichen Weg gehen."

"Und wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden, ist es unmöglich, dass ein Einzelner den Unterschied ausmacht", will Marquez in Zukunft nicht nur bei sich, sondern auch innerhalb der Mannschaft mehr Teamwork sehen.

Vorsichtige Comeback-Ambitionen

Doch zurück zu seinem Arm. Wann wird dieser es wieder zulassen, dass Marquez auf ein MotoGP-Bike steigen darf?

Eine konkrete Antwort kann der Spanier nicht liefern, aber: "Wenn die Ärzte mir nach der Kontrolle erlauben, den Arm mehr zu bewegen und zu pushen, werden wir einen Plan machen, wann ich zurückkomme."

Hört sich danach an, als ob eine Rückkehr im Saisonfinish nicht ausgeschlossen ist. Honda wünscht sich, dass der Ausnahme-Pilot Anfang September bei den Testfahrten in Misano schon wieder am Bike sitzt. Marquez merkt aber an: "Er könnte noch etwas zu früh sein. Eine Sache ist der Knochen, die andere die Muskeln. Ich weiß, wie wichtig die Rehabilitation ist, und wenn ich noch eine Woche warten muss, werde ich warten."

Der Spanier ist gereift, hat aus seinen vergangenen Fehlern gelernt. Er stellt aber klar: "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein MotoGP-Bike fahren kann, werde ich zurückkommen. Man kann nicht warten, bis man bei 100 Prozent ist", blitzen bei ihm letztendlich doch wieder alte Muster hervor.

Bleibt nur zu hoffen, dass der achtfache Weltmeister sich nicht übernimmt, auf seinen Körper und vor allem die Ärzte hört. Denn ein zu frühes Comeback würde das Karriereende wieder ganz nah rücken lassen.

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