Francesco Bagnaia hinkt den Erwartungen in der aktuellen MotoGP-Saison deutlich hinterher.
Der zweifache Weltmeister hat den WM-Titel schon vor dem Start in die zweite Saisonhälfte abgeschrieben. 168 Punkte fehlen ihm auf Marc Marquez. Selbst wenn der designierte Champion die nächsten vier Wochenenden auslassen würde, könnte Bagnaia ihn nicht einholen.
War der Italiener lange das Aushängeschild von Ducati, steht er nun deutlich im Schatten seines spanischen Teamkollegen. Nur in Austin konnte Bagnaia bisher einen Sieg einfahren.
Daher hat "Pecco" die Sommerpause nicht nur für einen Urlaub mit seiner Frau auf Sardinien genutzt, sondern auch für eine eingehende Analyse.
Zwei völlig unterschiedliche Fahrer
Der 28-Jährige hat sich viele Rennen aus den vergangenen Jahren angesehen, von 2021 bis 2024. "Ich bin stets auf dieselbe Art gefahren - immer sehr effektiv, sehr stark, sehr schnell."
"Wenn ich die Rennen und mich selbst darin sehe, erkenne ich einen anderen 'Pecco'. Man sieht, dass ich überhaupt kein Vertrauen habe."
Dieses Jahr sei es anders. Bagnaia erklärt: "Wenn ich die Rennen und mich selbst darin sehe, erkenne ich einen anderen 'Pecco'. Man sieht, dass ich überhaupt kein Vertrauen habe. Es wirkt, als wären wir zwei völlig unterschiedliche Fahrer."
Er kommt daher zum Schluss, "dass mein Fahrstil nicht zu diesem Motorrad passt. Das ist eine wichtige Erkenntnis."
Woran das liegt? "Die DNA des diesjährigen Motorrads hat sich verändert", sagt der Turiner. "Es ist völlig anders als 2019, als ich die Ducati zum ersten Mal fuhr. Zum ersten Mal muss ich meine Art zu bremsen komplett ändern. Das ist ziemlich ungewöhnlich, aber ich versuche es."
Ideen gehen aus
In den letzten Rennen vor der Pause hat er bereits versucht, seinen Fahrstil zu verändern.
Das Resultat: "Wir haben uns in Bezug auf die Rennpace etwas verbessert, nicht in Bezug auf die Ergebnisse, aber das sind Schritt-für-Schritt-Dinge, die ich verbessern muss. Wir werden mit dem Team daran arbeiten, uns anzupassen."
Er vermisst vor allem das Gefühl auf der Bremse, das er benötigt, um stark zu sein. "Wir müssen also einen Weg finden, um mir zumindest ein wenig mehr Gefühl zu geben. Denn die Schwierigkeiten sind seit Saisonstart dieselben, obwohl wir viele Dinge verändert haben."
Das lässt Bagnaia etwas ratlos zurück. "Ich arbeite hart, habe aber keine Ideen mehr, denn alle, die wir hatten, haben wir ausprobiert."
Marquez hat sich besser angepasst
Er sieht das Problem nicht auf technischer Seite, sondern bei sich selbst. Er betont nämlich: "Letztlich hat sich Marquez perfekt an dieses Motorrad angepasst."
Der WM-Leader hätte sich nach seinem Aufstieg ins Ducati-Werksteam sofort wohler gefühlt. "Es passt einfach sehr gut zu seinem Fahrstil, über die Probleme hinwegzufahren - das hat er immer gezeigt. Meiner Meinung nach hat er einen Stil, der gut zu diesem Motorrad passt."
Trendwende in Spielberg?

In Spielberg hat Bagnaia in den vergangenen drei Jahren gewonnen, 2023 und 2024 auch die Sprints und damit das Punktemaximum abgestaubt.
Kann er hier eine Trendwende einleiten? "Für mich haben sich die Anhaltspunkte geändert", bremst der 30-fache MotoGP-Sieger die Erwartungen, "denn auch Assen, Mugello und Jerez waren so, aber dieses Jahr hat sich alles geändert."
Sein Fokus in der zweiten Saisonhälfte liegt darauf, "den Speed zurückzufinden. Das ist das erste Ziel, und dann kommen die Ergebnisse von selbst."
Doch dafür muss er sich zunächst "auf dem Motorrad wohlfühlen und nicht gegen das Motorrad kämpfen. Das ist die Hauptsache."