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Langstrecke im Hoch: Je 9 Hersteller in beiden Klassen

Das Feld bei den Hypercars vergrößert sich. Das liegt vor allem an einer Kostensenkung.

Langstrecke im Hoch: Je 9 Hersteller in beiden Klassen

Nicht einmal in der „glorreichen“ Vergangenheit der späten 1960er-, 1970er- oder Ende der 1980er-Jahre hat der Langstreckensport so viel Interesse und Engagement von Autoherstellern geweckt wie in der am Samstag in Losail mit den 1812 Kilometern von Katar beginnenden zwölften Saison des World Endurance Championships (WEC), eines gemeinsamen Projekts des Automobilverbandes FIA und des Le-Mans-Organisators ACO (Automobile Club de l’Ouest).

In der 2021 eingeführten und damals von Toyota fast solo bestrittenen Hypercar-Klasse sind 19 Autos von neun Herstellern am Start, in der nun einzigen GT-Kategorie LMGT3 18 von ebenfalls neun Autobauern.

Die bisherige LMP2-Kategorie wurde gestrichen (und fährt nur noch in den regionalen Le-Mans-Serien sowie bei den 24 Stunden im Juni).

Die GT-Autos wurden auf GT3-Reglement zusammengefasst, pro Hersteller dürfen nur zwei Wagen eingesetzt werden, mit je einem Fahrer der Einstufungen Bronze, Silber und Gold/Platin.

Vergrößertes Feld bei den Hypercars

Bei den Hypercars vergrößerte sich das Feld – bisher von Toyota, Peugeot, Porsche, Ferrari und Cadillac gestellt – mit Alpine, BMW, Lamborghini und Isotta-Fraschini fast auf das Doppelte, allerdings schieden Glickenhaus und das unter österreichischer Bewerbung gelaufene Vanwall-Team von Colin Kolles aus (letzteres nicht freiwillig). In der LMGT3 sind Aston Martin, BMW, Ferrari, McLaren, Lamborghini, Ford, Lexus, Chevrolet und Porsche vertreten.

Die WM umfasst acht Rennen: Nach Katar (de facto ein Zehnstunden-Bewerb) folgen Imola am 21. April (6 Stunden, ersetzt Monza), Spa-Francorchamps (6/11. Mai), Le Mans (24, 15./16. Juni), Sao Paulo (6/14. Juli), Austin (6/1. September), Fuji (6/15. September) und Bahrain (8/2. November).

Der Auftakt in Katar ersetzt das bisherige Doppel in Sebring, das zuletzt gemeinsam mit der US-Serie IMSA durchgeführt wurde.

Hypercars günstiger als frühere LMP1

Die Attraktivität der neuen Hypercars liegt vor allem in den Kosten, die durch einige Einheitsteile massiv gesenkt wurden. "Auf ca. 20 bis 25 Prozent der früheren LMP1-Katgeoie“, schätzt der frühere Audi-Sportchef und ACO-/FIA-Berater, der Wiener Wolfgang Ullrich. Die Leistung des Hypercars ist auf 520 kW/700 PS beschränkt, das Mindestgewicht liegt bei 1030 Kilogramm. Mit einer BoP-Einstufung (Balance of Performance) versuchen die Regelhüter, ein möglichst ausgeglichenes Feld der LMH (Le Mans Hypercar) und LMDh (Le

Mans Daytona hybrid) sicherzustellen. Das mit den Amerikanern abgestimmt neue Regelwerk ermöglicht seit dem Vorjahr den Einsatz baugleicher LMDh-Fahrzeuge im WEC und in der IMSA-Serie (Daytona, Sebring, Road Atlanta etc.). Der Verbrennermotor (Benzin) ist freigestellt.

Das Hybridsystem ermöglicht LMH-Autos einen Allradantrieb, während vom Einheitssystem bei LMDh nur die Hinterachse angetrieben wird. Von LMH-Autos müssen 20 straßentaugliche Exemplare gebaut werden, für LMDh wurden vier Chassisbauer lizenziert: Dallara (z. B. Cadillac), Oreca (z. B. Alpine), Multimatic (z. B. Porsche) und Ligier. Die Autos sind maximal 5100 Millimeter lang und 2000 breit (Radstand 3150 Millimeter).

Porsche mit fünf 963 in der Topklasse

Zu den beiden von Porsche in Kooperation mit Roger Penskes Team eingesetzten Werks-963 kommen zwei private 963 von Jota plus einer des deutschen Proton-Teams von Christian Ried.

Die beiden Werks-Ferrari 499P erhalten mit dem dritten Wagen von AF Corse Verstärkung. Cadillac (die Amerikaner werden nur in Le Mans drei V-Series R am Start haben) und die Neulinge Lamborghini (SC 63) und Isotta-Fraschini (Tipo6-C) stellen nur je ein Fahrzeug.

Peugeot mit dem überarbeiteten 9x8, Alpine (A424), Toyota (GR010-Hybrid) und BMW (M Hybrid V8) sind jeweils mit zwei Wagen dabei. Titelverteidiger ist bei den Herstellern Toyota, bei den Fahrern das Toyota-Trio Buemi/Hartley/Hirakawa.

Top-Neuzugang Jenson Button

Nicht weniger als 14 Fahrer in den Hypercar-Teams haben Formel-1-Erfahrung. Spektakulärer Neuling ist dabei der Weltmeister von 2009, Jenson Button, in einem Jota-Porsche.

Der 44-Jährige war schon im Vorjahr in Le Mans mit dem NASCAR-Projekt Garage 56 dabei, fährt aber nun erstmals die gesamt WM. Ein WEC-Rookie ist auch Mick Schumacher, der bei Alpine anheuern konnte. Mit dem Salzburger Ferdinand Habsburg (im Alpine mit den Franzosen Paul-Loup Chatin und Charles Milesi) und dem Wiener Mirko Bortolotti im Lamborghini (mit Neuling Edo Mortara und dem mit italienischer Lizenz fahrenden Russen Daniil Kwjat) sind zwei heimische Piloten dabei.

Zum Stamm ihrer Teams gehören die drei Wahl-Vorarlberger Kévin Estre (Porsche), Mikkel Jensen (Peugeot) und René Rast (BMW), die seit Jahren in oder nahe Bregenz leben.

WM-Routinier Lietz, WM-Rookie Bachler

In der LMGT3-Klasse sitzen in jedem der beiden Porsche 911 GT3 R Österreicher: Klaus Bachler bei Manthey PureRxcing und Richard Lietz im Manthey-EMA-Auto.

"Die Weltmeisterschaft ist etwas ganz besonders für uns alle. Uns ist klar, dass wir in allen Rennen eine Top-Performance hinlegen müssen, um eine Chance zu haben. Aber wir treten an, um eine prominente Rolle zu spielen“, erklärt der 32-jährige Steirer, der seit Längerem Porsche-Vertragsfahrer ist, aber erstmals für eine WM-Saison einem Kundenteam zugeteilt wurde.

Der 40-jährige Niederösterreicher Richard Lietz beginnt seine 18. (!) Saison als Porsche-Werkfahrer und hat in seiner Erfolgslaufbahn den GT-WM-Titel (2015), vier Mal die 24 Stunden von Le Mans und drei Mal die 24 Stunden von Daytona als Klassensieger gewonnen.

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