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Wie Österreicher in Le Mans Akzente setzten

Die heimischen Langstrecken-Fahrer konnten in der Vergangenheit schon für viele Schlagzeilen sorgten. Der erfolgreichste Österreicher war aber Sportboss:

Wie Österreicher in Le Mans Akzente setzten Foto: © GEPA

NBA-Legende LeBron James wird Samstag um 16 Uhr die 62 Wagen auf die Reise und auf den 13,6-km-Kurs der Sarthe schicken (wäre nicht möglich gewesen, hätten nicht die Denver Nuggets den Superstar und seine Los Angeles Lakers kürzlich im Western Conference Finale eliminiert).

Mit dabei sind drei "echte" Österreicher (Ferdinand Habsburg, René Binder und Richard Lietz), vier Wahl-Österreicher (Mirko Bortolotti, Kévin Estre, Mikkel Jensen und René Rast) und ein unter österreichischer Bewerbung antretendes Team (Vanwall-Vanderwell von Colin Kolles, der in Kitzbühel lebt).

Die drei heimischen Piloten haben allesamt schon Klassensiege in Le Mans genießen können: Der Ybbsitzer Porsche-Werkfahrer Lietz gleich vier Mal (2007, 2010, 2013, 2022) bei den GT-Autos, der Salzburger Habsburg bei seinem Debüt in der LMP2-Klasse der kleineren Prototypen 2021 im WRT-Oreca und auch der Zillertaler Binder im Vorjahr in der Kategorie LMP2 Pro-Am.

Österreicher sorgten schon für Schlagzeilen

Österreicher sorgten in den 90 bisherigen Rennen seit 1923 in jüngerer Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen.

Ferrari beginnt das Jubiläumsrennen nach fulminantem Quali-Erfolg aus der ersten Reihe mit den beiden neuen 499P – der letzte Gesamtsieg für Ferrari liegt aber 58 Jahre zurück. Denn 1965 siegte Jochen Rindt mit seinen US-Partnern Masten Gregory und Ed Hugus im privaten 250 LM des North American Racing Teams.

Der letzte Peugeot-Sieg in Le Mans? 2009 mit Alex Wurz sowie Marc Gene und David Brabham im 908 HDi FAP, zugleich der letzte Sieg eines französischen Konstrukteurs. Dass Wurz noch immer der jüngste Gesamtsieger ist (er war 1996 beim Debüterfolg im TWR-Porsche 22 Jahre und 91 Tage alt), sei ergänzend erwähnt.

Der erste Gesamtsieg vom bisher erfolgreichsten Hersteller Porsche (18 weitere folgten bisher)? Durch den 917-K von Porsche Salzburg 1970 mit Hans Herrmann/Richard Attwood, betreut von der kleinen Mannschaft unter dem damaligen Alpenstraßen-Rennleiter Gerhard Strasser.

Als Helmut Marko und Gijs von Lennep 1971 im Martini-Porsche 917 ihren legendären Sieg feierten, fuhren sie dabei 397 Runden oder 5.335,313 Kilometer – der Distanzrekord hielt 39 Jahre, ehe 2010 das Audi-Trio Rockenfeller/Dumas/Bernhard 5.410,713 Kilometer schaffte.

Marko/van Lennep wurden bis heute nur noch von Hülkenberg/Tandy/Bamber 2015 (Porsche 919) mit 5382,82 km überboten. Der bisher letzte von 109 Klassensiegen in Le Mans ging im Vorjahr auf das Konto von Lietz (mit Mackowiecki/Bruni) beim letzten Werkseinsatz des 911 RSR in der GTE-Pro-Kategorie.

Heimische Klassensieger gibt es viele

Klassensieger gab es außer Lietz, Habsburg und Binder noch einige mehr: Helmut Marko/Rudi Lins gewannen als Gesamtdritte 1970 die Dreiliterklasse; Dieter Quester mit Toine Hezemans 1973 im 3,3-Liter BMW CSL; Roland Ratzenberger 1993 mit Mauro Martini und Naoki Nagasaka im Sard-Toyota (Turbo-Prototypen); Karl Wendlinger 1999 und 2000 mit Dominque Dupuy und Olivier Beretta in der Chrysler Viper (GTS) als Gesamt-Zehnter bzw. -Siebenter; Walter Lechner jun. 2022 mit Jean-Dénis Delétraz/Christoph Pillon im Reynard-VW (LMP675).

Einen dritten Gesamtrang schafften außer Marko/Lins noch Philipp Peter 2002 (im Audi R8 mit Michael Krumm und Marco Werner) sowie Christian Klien 2008 im Peugeot 908 HDi FAP mit Franck Montagny und Ricardo Zonta.

Mit Hans-Joachim Stuck siegte ein "halber" Österreicher (Doppelstaatsbürger) 1986 und 1987 für Porsche. Und als Steve McQueen im Rennen 1970 etliche Szenen für seinen historischen Film "Le Mans" drehte, saßen als Stuntmen der Steirer Erich Glavitza und der Niederösterreicher Peter Huber am Steuer.

Wolfgang Ullrich führte Audi zu Serienerfolgen

Erfolgreichster Österreicher in Le Mans ist aber ein Teamchef: Der Wiener Wolfgang Ullrich führte als Sportboss Audi zwischen 2000 und 2014 zu 13 Erfolgen und hatte auch beim Bentley-Sieg 2003 seinen Anteil.

Der Steirer Fritz Enzinger war kaum weniger erfolgreich: Als Vizepräsident Motorsport für Porsche leitete er die erfolgreiche LMP1-Ära mit drei Siegen en suite (2015-17). Und Wurz kam als Toyota-Berater zu fünf weiteren Triumphen (2018-22).

Die größte Tragödie aus heimischer Sicht ereignete sich 1986, als Jo Gartner nach einem Materialdefekt am Kremer-Porsche 962 in der Nacht auf der Hunaudières-Geraden bei 320 km/h tödlich verunglückte. Der damals 32-jährige Wiener galt als einer der schnellsten Sportwagen-Piloten und war als Porsche-Werkfahrer ab 1987 vorgesehen.


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