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Ferrari lockt immer - sogar zur Langstrecke

Die Sechs Stunden von Imola besuchten am Wochenende über 73.000 Fans. In Spa-Francorchamps werden sogar noch mehr erwartet.

Ferrari lockt immer - sogar zur Langstrecke Foto: © WEC

Das World Endurance Championship (WEC), 2012 vom Automobilverband (FIA) und dem Le-Mans-Organisator ACO gegründet, sollte den Langstreckensport zurück zu einer Blüte wie in den 1960er, 1970ern und 1980er-Jahren führen.

Der Weg war nicht einfach: Nur wenige Hersteller bekannten sich vorerst zum Prototypensport, der 15 Jahre lang de facto eine Soloshow von Audi in Le Mans war. Toyota stieg ein, Audi war da, Porsche kam.

Bei den deutschen Premiummarken stellten österreichische Chefs die Weichen: Der Wiener Wolfgang Ullrich in Ingolstadt (heute als "Pensionist" noch Berater des ACO und der FIA) und der Steirer Fritz Enzinger in Stuttgart.

Doch die LMP1 genannten Hightech-Hybrid-Boliden wurden zu teuer. Audi stieg aus, dann wandte sich Porsche ab. Um später wieder zu kommen. Mühsam gelang das neue Hypercar-Reglement: Hightech ja, aber zu einem Viertel bis Drittel der Kosten der LMP1-Klasse. Und es wurden Prototypen für das WEC (LMh) und solche für WEC und die amerikanische Sportwagen-Meisterschaft (IMSA) als LMDh vereint und durch eine stets aktualisierte Einstufung (Balance of Performance) künstlich ausgeglichen.

Was natürlich stets Diskussionen auslöst, die es offiziell nicht gibt: "Zum BoP dürfen wir nach Sportcode ja nichts sagen", erklärte ein Mehrfach-Weltmeister am Wochenende in Imola gegenüber LAOLA1 mit etwas künstlichem Lächeln.

Zulauf der Marken wie nie zuvor

Nun ja, das BoP wird einerseits viel kritisiert, andrerseits soll es verhindern, dass es einen dominanten Hersteller gibt, der alles in Grund und Boden fährt. Damit sind auch die Soli von Toyota, dem ersten Hypercar-Protagonisten, vorbei.

Die Saison 2024, die erst zwei Rennen (Lusail/Katar und Imola) alt ist, erlebt einen Zulauf der Marken wie nie zuvor: Toyota, Peugeot, Ferrari, Lamborghini, Porsche, BMW, Alpine, Cadillac und Isotta Fraschini bringen inklusive mancher Kundenautos 19 Prototypen an den Start, in Le Mans werden es deutlich über 20 sein.

In Katar (zehn Stunden) siegte Porsche deutlich, in Imola mit Regeneinfluss Toyota. Und im Vorjahr gelang Ferrari in Le Mans im ersten WEC-Jahr die Sensation, der erste Gesamterfolg im Klassiker seit Rindt/Gregory 1965.

Ferrari mag in der Formel 1 nur um die Ehrenplätze hinter Red Bull kämpfen, auf der Langstrecke sind die zwei Werks-499P und das Kundenauto von AF Corse jedenfalls siegfähig.

Zigtausend Tifosi pilgerten nach Imola

Und allein wo Ferrari dabei ist, sind die Tifosi auch da: Die Sechs Stunden von Imola besuchten am Wochenende über 73.000 Fans, nachdem die drei Ferrari Samstag in der Hyperpole (entscheidende Quali-Phase) die ersten drei Startplätze herausgefahren hatten.

"Die Bilanz des Wochenendes bestätigt die Entscheidung, dem WEC die italienische Heimstätte zu geben. Die Tribünen und die Rivazza (Doppelkurve mit beliebtem Stehplatz-Hügel; Anm.) waren voll", resümierte die Regionalzeitung "Resto del Carlino".

Das war in der besten Zeit des Dreikampfs Audi-Porsche-Toyota außer in Le Mans nicht so. Mehrmals wurden z. B. die Sechs Stunden auf dem Nürburgring im Sommer ausgetragen, vor spärlichster Zuschauerkulisse und mit noch geringerem Medieninteresse – beim Heimspiel zweier deutscher Premiummarken und des Lokalfavoriten Toyota, zuhause in Köln-Marsdorf, 80 Kilometer vom Ring…

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

90.000 Fans in Spa-Francorchamps erwartet

Doch mit der Markenvielfalt, einem starken Fahrerfeld und Endurance-Rennen, in denen die letzten Runden und wenige Sekunden entscheiden, wurde Aufmerksamkeit geschaffen. Der nächste Lauf ist die Le-Mans-Generalprobe in Spa-Francorchamps am 11. Mai.

"Er wird mit 90.000 Fans wohl ausverkauft sein", weiß der aus dem nahen Duisburg stammende Porsche-Werkpilot André Lotterer. Der Aufschwung betrifft auch die immer beliebter werdende IMSA in den USA.

Nachtrag zu Imola (ohne den verletzten Alpine-Werkfahrer Ferdinand Habsburg, dessen Team auf sein Comeback in Spa hofft): Der Wiener Mirko Bortolotti wurde im einzigen Lamborghini Zwölfter (zwei Runden zurück), die Wahl-Vorarlberger Kévin Estre (Porsche), René Rast (BMW) und Mikkel Jensen (Peugeot) kamen auf die Plätze zwei (nach 205 Runden sieben Sekunden hinter dem siegreichen Toyota von Kobayashi/Conway/de Vries), sechs (eine Runde zurück) und neun (zwei Runden).

Die drei Ferrari mussten sich mit den Plätzen vier, sieben und acht begnügen. In der LMGT3-Klasse verteidigte der Steirer Klaus Bachler mit seinen erstaunlich starken Teamkollegen Alex Malykhin und Joel Sturm als Dritter im Manthey-Pure-Rxcing-Porsche hinter den beiden BMW (im zweitplatzierten M4 u .a. Valentino Rossi, der auch die Massen anlockte) die WM-Gesamtführung. Richard Lietz war chancenlos, weil Teamkollege Yasser Shahin schon wenige hundert Meter nach dem Start in der Tamburello in die Mauer flog.

Samstag stand in der IMSA der Stadt-Sprint in Long Beach auf dem Programm, in dem BMW-Werkfahrer Philipp Eng den M Hybrid V8 mit Partner Jesse Krohn nach 68 Runden auf Platz sechs ins Ziel brachte – mit nur fünf Sekunden Rückstand auf den siegreichen Cadillac.         

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