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Warum Österreich in F1 (wieder) im Gespräch ist

Im Formel-1-Paddock ist die Alpenrepublik beständiges Gesprächsthema.

Warum Österreich in F1 (wieder) im Gespräch ist Foto: © GEPA

Das Wochenende des spanischen Grand Prix brachte nicht nur eine historische Leistung (die 100. Pole Position von Lewis Hamilton, damit startete er in 37 Prozent seiner 270 F1-Starts von der besten Position) und ein weiteres Duell des siebenfachen Weltmeisters mit dem einzigen Herausforderer. Nein, es brachte auch Österreich(er) erneut ins Gespräch.

Spielberg als Kanada-Ersatz-Ersatz?

Thema 1: Die Kalenderprobleme des neuen F1-Lenkers Stefano Domenicali, für die er gar nichts kann. Aber: Die Welt wird noch immer von einer Pandemie geplagt.

Und den Maßnahmen zu deren Bekämpfung fiel als erster WM-Lauf im zweiten Covid-Jahr der allseits beliebte Grand Prix von Kanada zum Opfer, weil die Einreise-/Quarantäneregeln derzeit den Auftritt in der Heimat von Legende Gilles Villeneuve (hatte Samstag den 39. Todestag) in Montréal verhindern.

Ersatz soll wie schon im Vorjahr der Istanbul Park sein, doch nun setzte die britische Regierung die infektionsgeplagte Türkei auf die "rote Liste", was für jeden von dort Einreisenden kostenpflichtige Quarantäne bedeutet.

Damit könnte der Ersatz-GP dringend einen Ersatz brauchen. Mugello, so sickerte durch, komme nicht in Frage, weil Ferrari (Strecken-Eigner) diesmal kein Interesse habe.

Der Nürburgring hatte schon im Winter mitgeteilt, heuer keine Termine frei zu haben. Daher kommt Österreich ins Spiel.

Mögliche Terminkollisionen

Nach den erstklassigen Erfahrungen mit dem Auftaktdoppel 2020 geisterte die Idee eines zweiten Rennens in Spielberg durch das Catalunya-Paddock.

Nur: Der Kanada-/Türkei-Termin Mitte Juni geht nicht, weil da auf dem Red Bull Ring das ADAC GT Masters antritt.

Spekulationen betreffen nun eine Vorverlegung des Frankreich-GP (derzeit 25. – 27. 6.) und ein zweites Österreich-Rennen eine Woche vor dem eigentlichen GP.

Von Red Bull-Seite will das noch niemand kommentieren, ebenso nicht das F1-Management – das wohl zuerst auf eine Ausnahmeregelung für die britischen/in Großbritannien ansässigen Mitglieder des F1-Zirkusses in Sachen Türkei-Rückkehr hofft.

Mercedes vs. Red Bull

Thema 2: Die wieder aufkommenden verbalen Auseinandersetzungen der österreichischen Erzfreunde Toto Wolff und Helmut Marko.

Wobei sich Red Bull in den vergangenen Tagen gleich doppelt keine neuen Freunde machte: Weder im Eishockey, wo der Wiener Manager Franz Kalla die Abwanderung seiner Stars Ty Loney, Ali Wukovits und Benjamin Nissner sowie des Ex-Wieners Peter Schneider zu den Salzburger Bullen kritisiert, noch in der Formel 1, wo der Wiener Mercedes-Sportchef Toto Wolff hinnehmen muss, dass angesehene Motoren-Techniker von Red Bull für deren künftigen auf Honda-Basis zu bauenden Antriebsstrang wegengagiert werden.

Sechs sollen es bisher sein. Wolff dazu in Catalunya lakonisch: "100 aus unserer Schmiede HPP in Brixworth bekamen Angebote, sechs gehen weg." Will heißen, 94 seien loyal geblieben und hätten der "doppelten Gage" widerstanden.

Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko sieht das natürlich ganz anders: "Mercedes hätte ihre Gehälter verdoppelt, wenn sie blieben, sie gehen trotzdem, obwohl sie bei uns nicht das Doppelte verdienen."

Mittelfristige Perspektive

Na ja – Angebot und Nachfrage, eine ebenso alte Konstante wie "to hire and fire". In Anbetracht der schwierigen britischen Bestimmungen bei Arbeitgeberwechsel in der gleichen Branche muss man ohnedies abwarten, wie lang das "gardening leave" die die Teamkleidung wechselnden Techniker auf "Eis" legt.

Red Bull jedenfalls hat eine gewisse Übung in der Sache – nicht zuletzt gelang Ende 2004 die "Kaperung" von McLarens Designguru Adrian Newey, was drei Jahre zuvor der damalige Jaguar-Sportboss Niki Lauda nicht schaffte. Und Newey ist noch immer Chief Technical Officer bei Red Bull Technologies.       

Die motorentechnische Personalverstärkung wird bei Red Bull also erst mittelfristig greifen. Vielleicht sollte sich die österreichisch-britische Mannschaft, die heuer unbedingt wieder Weltmeister werden will, eher bei den Rennstrategen verstärken.

Denn da hatte Mercedes in Katalonien – wie schon in Bahrain – das richtige Gespür für den Reifenwechsel zur richtigen Zeit. Und Verstappen wieder einmal das Nachsehen gegenüber Hamilton.

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