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Perez: Warum ein Fast-Vizechampion ständig Prügel bekommt

Red-Bull-Pilot Sergio Perez steht in Singapur vor einem Meileinstein, dennoch wird dem Mexikaner das Leben in der Formel 1 schwer gemacht.

Perez: Warum ein Fast-Vizechampion ständig Prügel bekommt Foto: © getty

Stell dir vor, du wirst Zweiter in der Weltmeisterschaft (okay, erster Verlierer wie Bernie E. sagen würde), bist damit "Bester des Rests" und wirst dennoch landauf, landab kritisiert.

So ergeht es Sergio Pérez seit Wochen, Monaten. Geschichten rund um den Mexikaner drehen sich nur um die Frage, wer ihn wann ersetzen würde. Die Beschwichtigungen der Teamführung von Red Bull Racing in England und Österreich klingen lauwarm. Aber speziell beim "Berater" Helmut Marko ist es Usus, seine Fahrer unter Druck zu setzen. Das müssten sie aushalten, ist das Credo des Grazers.

Nicht wenige im Nachwuchsbereich bis hin zur Formel 1 sind daran gescheitert.

Gut, Pérez sah heuer im Vergleich zum Überflieger Max Verstappen im gleichen (?) Auto manchmal nicht wirklich gut aus. Da fallen kleine Fehler mit großer Nachwirkung (verpatzte Qualifyings) gegenüber dem makellosen Dominator besonders auf.

250. Grand Prix vor der Tür

Es hat sich aber noch niemand gemeldet, der behauptet hätte, XY käme sehr viel näher an Super-Max heran. Oder würde ihn gar fordern können.

Was bei Red Bull passiert, wenn der zweite, nahezu ebenbürtige und öfters siegreiche "andere" Fahrer Druck macht, ist eher der Albtraum eines Teamchefs denn sein Wunschprogramm – wir erinnern uns an den türkischen GP 2010….

Pérez hätte schon 2022 Vizeweltmeister werden können, hätte sich Verstappen in Brasilien als Teamplayer gezeigt.

49 Punkte hat die Nummer elf vor Singapur Vorsprung auf Fernando Alonso, 55 auf Lewis Hamilton.

Apropos Nummer elf, Pérez fährt Sonntag seinen 250. Grand Prix. Als elfter Pilot gelingt ihm das. Ihm, der seine F1-Laufbahn 2011 (sic) bei Sauber begonnen hatte. Seither gab es u. a. sechs Siege, 28 Podestplätze, drei Pole Positions, elf (!) schnellste Rennrunden und 1420 Punkte.

Als einer, der sehr schnell und dennoch reifenschonend fahren kann, wurde er bei Force India/Racing Point bekannt. Er ist nicht der Top-Qualifier, aber im Rennen meist stark, wie auch Marko öfters bestätigte.

Mögliche Kandidaten aufs zweite RB-Cockpit lauern

Klar freut sich der Mexikaner auf Singapur, "da fuhr ich im Vorjahr eines meiner besten Rennen." Start aus Position zwei, Charles Leclerc in Kurve eins düpiert und dann bis zum Ziel in Führung.

Da sprach niemand über Austausch.

Helmut Marko, Christian Horner und damals noch Dietrich Mateschitz brachten mit der Verpflichtung von Pérez Ende 2020 ihre Philosophie ins Wanken, aus dem eigenen Nachwuchspool Fahrer hochzuziehen. Mittlerweile war nach Pérez auch Nyck de Vries als langjähriger Mercedes-Zögling ein "Fremdprodukt". Und nun wird Marko & Co. massives Interesse an Lando Norris nachgesagt. Der 23-Jährige ist nicht nur gut Freund mit Max Verstappen (wie das wohl als Teamkollege wäre?), sondern auch höchst talentiert – und bei McLaren bis 2025 unter Vertrag. Abgesehen davon, dass McLaren-Chef Zak Brown (nicht nur nach dem Desaster mit dem vertragsbrüchig gewordenen Indycar-Champion Alex Palou) Norris nie und nimmer aus seinem Vertrag entlassen würde, wäre auch die mögliche Ablöse für Red Bull abschreckend.

Pérez wird heuer Vizeweltmeister werden und damit Red Bull zu einem noch nie erreichten Doppelsieg in der WM verhelfen. Und er wird vertragsgemäß 2024 für RBR fahren. 2025 steht noch in den Sternen. Bis dahin soll sich Liam Lawson bei AlphaTauri bewähren. Der Publikumsliebling Daniel Ricciardo soll dort nach der längeren Verletzungspause seine Karriere wieder in Schwung bringen (was ihm im richtigen Umfeld zuzutrauen ist). Über Yuki Tsunodas Zukunft muss man bei realistischer Betrachtung mehr als ein Fragezeichen setzen. Und aus dem Formel-2-Sextett von Red Bull wird wohl höchstens der derzeitige Gesamtdritte Ayumu Iwasa (wird nächste Woche 22) eine Testchance bekommen.

Dass an dem Sägen an Pérez die Konkurrenz von Red Bull eine Freude hat, ist offensichtlich. Wenn man die überlegenen Bullen schon auf der Strecke nicht schlagen kann, dann wenigstens medial Unruhe verbreiten.

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