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Red Bull: WM-Titel eher auf 2 als auf 4 Rädern?

Luft im Titelkampf wird für F1-Team dünn, in der MotoGP "ist alles möglich":

Red Bull: WM-Titel eher auf 2 als auf 4 Rädern? Foto: © getty

Die Ausgangslage für das Red-Bull-Imperium vor dieser durch die Pandemie massiv verzögerten und beeinträchtigten Motorsport-Saison war völlig unterschiedlich.

In der Formel 1 galt weiter die Prämisse von Red Bull Racing, Mercedes die Dominanz und den WM-Titel streitig zu machen. In der MotoGP durfte Red Bull mit dem KTM-Werksteam bestenfalls auf vordere Platzierungen hoffen, auch wenn ein richtiger Erfolg als endgültiger Durchbruch in die Spitze angestrebt wurde.

Und nun, nach acht von 17 geplanten Rennen der Formel 1 und fünf von 14 in der MotoGP?

Für die Vierrad-Abteilung wird die Luft nach der Enttäuschung von Spa-Francorchamps und dem Desaster von Monza immer dünner, was die Ambitionen betrifft, mit Max Verstappen den jüngsten Weltmeister der Formel-1-Historie zu stellen.

Bei den Zweiradlern allerdings "ist alles möglich, aber auch alles ungewiss", wie Teamchef Mike Leitner bestätigt. Bilanzmäßig steht es 1:2: Ein Sieg auf vier (Verstappen in Silverstone), zwei Erfolge auf zwei Rädern (Binder in Brünn, Oliveira aus dem Kundenteam Tech 3 im zweiten Spielberg-Rennen).

Konstrukeurstitel für Red Bull illusorisch

Für Red Bull Racing war Monza der doppelte "Hammer": "Irgendwann muss das Glück des Lewis Hamilton auch einmal aufhören", hatte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko zuvor wiederholt erklärt. Nun, mit der übersehenen roten Ampel vor der Boxeneinfahrt war der Erfolgsrun des Seriensiegers vorerst einmal gestoppt – doch Verstappen und Red Bull konnten kein Kapital daraus schlagen, weil sie technisch scheiterten.

Somit baute Hamilton trotz Platz sieben seinen Vorsprung auf den Niederländer um sechs auf 47 Punkte aus. Ein Konstrukteurstitel ist angesichts des schwächelnden Alex Albon gegen einen doch konstanten Podiumsfahrer Valtteri Bottas ohnedies illusorisch.

Der zweite Tiefschlag für Red Bull: Auch nach Verbot des "Party-Modus" (Motor-Zusatzleistung) hat sich an der Mercedes-Dominanz nichts geändert, was Sportchef Toto Wolff zur Bemerkung: "Party auch ohne Party-Modus" veranlasste, denn Hamilton wäre ohne Strafe auch in Monza nicht zu biegen gewesen – wie seine Allzeit-Rekordrunde in der Qualifikation angedeutet hatte.

KTM-Teamchef Leitner: "Jedes kleine Detail muss passen"

Und im MotoGP? Brad Binder ist als Vierter mit 21 Punkten Rückstand auf Leader Fabio Quartararo gut im Rennen, selbst Pol Espargaro ist mit 35 Punkten Rückstand nicht völlig chancenlos, wie auch Miguel Oliveira (27 Zähler Rückstand).

Dazu meint KTM-Teamchef Leitner: "Es sind noch so viele Rennen vor uns, in denen alles passieren kann. Man muss bedenken, dass Binder seine Rookie-Saison fährt, in der er sensationell unterwegs ist, aber keine Routine ganz vorn hat. Wir haben zuletzt gesehen, dass für einen vollen Erfolg jedes kleine Detail passen muss, sonst klappt es nicht bei der Enge an der Spitze." Doch das gilt auch für die Konkurrenz …

Leitner meint mit Blick auf den nächsten "Triple-Pack" ab dem kommenden Wochenende (zwei Mal Misano, einmal Catalunya): "Nach Barcelona werden wir wohl alle klarer sehen. Yamaha (mit Quartararo, Anm.) schwächelt im Moment etwas. Für mich wäre eigentlich Dovi (Ducati-Star Andrea Dovizioso, dzt. WM-Zweiter, Anm.) der Favorit auf den Titel. Aber sein Teamkollege Jack Miller fährt in Topform. Für uns könnte Misano positiv verlaufen, wir waren dort im Vorjahr schon recht flott dabei."

Monza-Sieg von Gasly macht RBR-Desaster perfekt

(Text wird unter dem Video fortgesetzt.)

Sicher ist: In einer Saison, in der der sechsfache Weltmeister und WM-Titelhalter Marc Marquéz durch Verletzung lang ausfällt, ist die Chance für einen Überraschungschampion größer denn je. Leitner dazu: "Wir dürfen daran gar nicht denken. Wir müssen immer nur auf das nächste Rennen präzise hinarbeiten. Und auf etwas Rennglück hoffen."

In der Formel 1 wurde das Desaster von Red Bull Racing durch den Sensationssieg von Pierre Gasly im AlphaTauri völlig überdeckt.

Gut für Teamchef Franz Tost und den 24-jährigen Franzosen nach dessen Achterbahn in der Formel 1 bisher, schlecht für RBR und vor allem Alex Albon, dessen Auswechslung gegen Gasly (das wäre der Rücktausch des Tausches vom Sommer 2019…) Marko noch bestreitet, "denn auch AlphaTauri braucht einen Leader."

Red Bulls Formel-1-Lager wird in nächster Zeit wohl mehr mit Interna als mit Lewis Hamilton beschäftigt sein.

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