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Verstappen: "Mit seinem Auto wär ich längst Champ"

Selbstbewusste Ansagen! Mit Hamilton wird es keine Freundschaft mehr geben.

Verstappen: Foto: © getty

Es ist soweit!

Die Augen der Motorsportwelt sind auf Abu Dhabi gerichtet, wenn am Sonntag (ab 14:00 Uhr im LIVE-Ticker) eine der spannendsten Formel-1-Weltmeisterschaften aller Zeiten ihre Entscheidung bekommt.

369,5 zu 369,5 Punkte: In diesem Jahr trennte Max Verstappen und Lewis Hamilton fast nichts. Auf lange Sicht gesehen sind es aber sieben WM-Titel an Erfahrung, die der Brite seinem jungen Widersacher voraus hat.

Der Niederländer ließ im Qualifying die Muskeln spielen (HIER nachlesen>>>), distanzierte den Mercedes-Star klar und geht trotz schwierigerer strategischer Ausgangslage mit einem psychologischen Vorteil ins Finale.

Dass er den Speed hat, nach der Krone zu greifen, beweist der 24-Jährige nicht erst seit diesem Jahr.

Dass auch das zugehörige Selbstvertrauen da ist, daran lässt Verstappen im Interview mit dem "Telegraaf" keine Zweifel.

Ob er der Meinung ist, der beste Fahrer zu sein? "Ich finde, als Formel-1-Fahrer musst du so denken. Also sage ich: Ja, absolut! Aber das brauche ich von niemandem zu hören. Ich brauche diese Anerkennung nicht - wichtiger ist, was ich selbst und die Menschen um mich herum denken."

Eines ist für ihn jedenfalls klar: "Wäre ich in seinem Auto gesessen, wäre die Saison längst entschieden."

"Lewis", "Hamilton" und "Mercedes" kommen nicht mehr über die Lippen

Der Kritik an seiner aggressiven Fahrweise erteilt der Niederländer eine Absage. Er müsse sich härter verteidigen, weil Red Bull in den letzten Rennen langsamer gewesen sei. Und er tue einfach alles, um zu gewinnen.

"Wenn ich nicht so denken würde, sollte ich besser zuhause bleiben. Dann wäre er schon Weltmeister", so Verstappen.

"Ja, ich glaube schon, dass ich ihn nervös mache, wenn er mich im Spiegel sieht. Er ist ein anderer Fahrer als ich - weniger aggressiv. Er weiß nicht, wie man Rennen fährt, wie ich es tue."

Max Verstappen über Lewis Hamilton

Der auch bekräftigt: "Ich will ihn nicht ausschalten, ich will ihn schlagen. Das ist etwas anderes."

Viel zu oft gab es in dieser Saison aber dann doch eine Zusammenkunft auf der Strecke. Es war nicht immer ein astreines, sauberes Duell zwischen Verstappen und Hamilton.

Vorkommnisse, die das Tischtuch zwischen den Kontrahenten dauerhaft zerschnitten haben dürften - egal, ob es in den nächsten Jahren wieder derart knappe Kämpfe um den Titel geben wird.

Verstappen hat die Begriffe "Lewis Hamilton" und "Mercedes" sogar aus seinem Sprachschatz gestrichen, wie aufmerksame Beobachter bemerkten. Und der Niederländer bestätigt: "Stimmt. Das passiert in so einer Saison. Es ist zu viel vorgefallen."

Sein Bild von "bestimmten Leuten" habe sich geändert. Nicht zum Positiven. "Ich habe gesehen, dass manche Leute ein anderes Gesicht zeigen, wenn der Druck aufkommt. Dann kommt ihre wahre Natur zum Vorschein."

Ein Energydrink-Hersteller ärgert den Auto-Konzern

Aber nicht nur die WM-Kontrahenten auf der Strecke haben viel Boshaftes hin- und herwandern lassen. Auch die Teamverantwortlichen sind sich - zumindest für den Moment - spinnefeind.

Dass Red Bull nach Jahren des Wartens wieder ganz nah dran ist, zumindest in der Fahrer-WM auf den Thron zurückzukehren - in der Konstrukteurs-WM ist die Ausgangslage mit 28 Punkten Rückstand deutlich schlechter - beschert Teamchef Christian Horner schon vor dem letzten Rennen Genugtuung.

Die "Bullen" hätten mit Max Verstappen einen jungen Mann, der einfach seinen Job mache. "Und er tritt nicht nur gegen Lewis an, sondern gegen diese riesige Maschinerie Mercedes. "Sie haben in ihrer Marketingabteilung mehr Leute, als wir Mechaniker", witzelt der Brite.

Auch für das Team geht es um viel Respekt im Kampf gegen den Auto-Giganten. "Lewis meinte einmal, dass wir nur ein Energydrink-Hersteller sind, der Rennen fährt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen gefällt, dass sie von einem Energydrink-Hersteller geschlagen werden."

"Glaube, dass ich ihn nervös mache"

Holt er sich nun den Titel, oder scheitert Verstappen knapp im letzten Rennen: So nah war seit Nico Rosberg 2016 kein Fahrer mehr dran, den Serien-Weltmeister zu besiegen.

Und kein Team seit eben Red Bull selbst, den Auto-Giganten zu schlagen.

Ob Hamilton angesichts eines ebenbürtigen Gegners gar Angst habe? "Das würde er nie zugeben. Ja, ich glaube schon, dass ich ihn nervös mache, wenn er mich im Spiegel sieht. Er ist ein anderer Fahrer als ich - weniger aggressiv. Er weiß nicht, wie man Rennen fährt, wie ich es tue. Das kann ich ihm auch nicht verdenken, denn er konnte das nie so lernen wie ich von meinem Vater."

Seinen Papa Jos hat Max aber längst hinter sich gelassen, ganz unabhängig davon, ob er die Saison am Sonntag mit dem WM-Titel vollendet.

Gelingt das nicht, wird er es wieder versuchen - dass Aufgabe nicht zum Naturell des Niederländers gehört, ist spätestens nach diesen Ansagen klar.

Der Weg wird aber nicht nur in der Saison 2021 und nicht nur in Abu Dhabi über Lewis Hamilton und Mercedes führen. Eine Rivalität, die ihren Grundstein heuer gelegt - und jede Brücke der Diplomatie auf den Weg zum Showdown eingerissen hat.

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