Offiziell: Helmut Marko und Red Bull Racing gehen getrennte Wege
Die Ära des steirischen Motorsportberaters endet nach 20 Jahren.
Kurz nach dem Ende der Formel-1-Saison haben sich Red Bull Racing und Motorsportberater Helmut Marko (82) getrennt. Das teilten Red Bull und sein österreichisch-englischer Formel-1-Rennstall am Dienstag mit.
"Ich bin nun seit sechs Jahrzehnten im Motorsport tätig, und die letzten mehr als 20 Jahre bei Red Bull waren eine außergewöhnliche und äußerst erfolgreiche Reise. Es war eine wunderbare Zeit, die ich mit so vielen talentierten Menschen gestalten und teilen durfte. Alles, was wir gemeinsam aufgebaut und erreicht haben, erfüllt mich mit Stolz", sagt Marko in einer Aussendung.
Marko, enger Vertrauter und Förderer von Max Verstappen, hatte noch einen Vertrag bis Ende 2026. Bei Red Bull war der Grazer seit 2005 lange als Berater von Firmengründer Dietrich Mateschitz tätig.
"Alles, was wir gemeinsam aufgebaut und erreicht haben, erfüllt mich mit Stolz. Das knappe Verpassen der Weltmeisterschaft in dieser Saison hat mich sehr bewegt und mir klargemacht, dass für mich persönlich nun der richtige Moment gekommen ist, dieses sehr lange, intensive und erfolgreiche Kapitel zu beenden", so Marko, der bei Red Bull Racing acht Fahrertitel (je vier von Verstappen und Sebastian Vettel) und sechs Konstrukteurs-Weltmeisterschaften miterlebt hatte.
"Kompletter Neustart" bei Red Bull Racing
Red Bulls Sport-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff betont, dass Marko dem Team "menschlich wie fachlich" sehr fehlen werde. "Nach einem langen und intensiven Gespräch habe ich seinem persönlichen Wunsch entsprochen, da ich den Eindruck gewonnen habe, dass für ihn nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, diesen Schritt zu gehen. Auch wenn sein Abschied eine große Lücke hinterlässt, überwiegt unser Respekt vor seiner Entscheidung und unsere Dankbarkeit für alles, was er für Red Bull Racing geleistet hat", sagt der Deutsche.
"Es ist eine sehr traurige Nachricht, dass Helmut uns verlässt. Er war mehr als zwei Jahrzehnte lang ein fester Bestandteil unseres Teams und des gesamten Motorsportprogramms von Red Bull. Damit geht ein bemerkenswert erfolgreiches Kapitel zu Ende. Sein Weggang hinterlässt eine Lücke, und wir werden ihn sehr vermissen", zitiert Red Bull Racing Teamchef Laurent Mekies.
Laut "Bild"-Zeitung plant Mintzlaff einen "kompletten Neustart", die Position von Marko soll demnach nicht nachbesetzt werden. Bereits im Juli hatte man sich vom umstrittenen Teamchef Christian Horner, der im Clinch mit Marko lag, getrennt.
Auch Gianpiero Lambiase soll als Renningenieur von Vierfach-Weltmeister Verstappen aufhören, allerdings in einer anderen Rolle beim Rennstall bleiben.
In der jüngeren Vergangenheit verlor Red Bull Racing bereits wichtige Führungspersönlichkeiten wie Star-Designer Adrian Newey an Aston Martin oder Sportdirektor Jonathan Wheatley nach einer Auszeit an Audi. Der erfahrene Ingenieur Rob Marshall wechselte zu McLaren und ist dort Chefdesigner.
Verstappen verliert Vertrauensperson
Im kommenden Jahr wartet auf die Formel 1 eine große Regelreform. Red Bull produziert künftig in Kooperation mit Ford unter anderem die Antriebseinheiten selbst.
Verstappen, der noch bis 2028 bei den "Bullen" unter Vertrag steht, verliert mit Marko eine Vertrauensperson in der Motorsport-Königsklasse. Ob der 28-jährige Niederländer seinen Vertrag erfüllen wird, hängt wohl davon ab, ob Red Bull auch 2026 um den Titel kämpfen kann.
Ein Mitgrund für die Trennung von Marko könnte laut Medienberichten eine Causa um den irischen Rennfahrer Alex Dunne gewesen sein.
Denn der Steirer soll den McLaren-Nachwuchsfahrer im Herbst dazu überredet haben, einen Vertrag bei Red Bull zu unterschreiben. Allerdings soll Marko die Entscheidung ohne Rücksprache mit der RB-Führungsriege getroffen haben. Red Bull habe den Vertrag mit dem 20-Jährigen – Fünfter der Formel-2-Meisterschaft – daraufhin wieder gekündigt und eine sechsstellige Summe als Abfertigung gezahlt.