Den Grand Prix von Österreich wird Red Bull Racing schnellstmöglich aus dem Gedächtnis löschen wollen.
Schon im Qualifying kassierte der österreichische Rennstall mit den Startplätzen 7 (Max Verstappen) und 18 (Yuki Tsunoda) eine gewaltige Hypothek. Motorsportchef Helmut Marko sprach danach von einer "richtig großen Watsche". Außerdem betrug Verstappens Rückstand auf Pole-Setter Lando Norris beinahe eine Sekunde.
Am Sonntag wurde es nicht besser, für den vierfachen Weltmeister war das Rennen nach drei Kurven schon wieder vorbei. Der Niederländer wurde von Kimi Antonelli von der Strecke befördert. So reagierte Verstappen >>>
Tsunoda beendete Red Bulls Heim-GP nach einer Zehn-Sekunden-Strafe wegen einer Kollision mit Franco Colapinto (Alpine) nur auf Rang 16.
Damit riss eine imposante Serie. Red Bull verließ die letzten 77 Rennen stets mit zumindest einem Punkt im Gepäck. Auf den Rekord von Ferrari hätten nur mehr vier weitere Grand Prix gefehlt. "Toll, dass wir uns den Österreich-GP dafür ausgesucht haben", meinte Helmut Marko im "ORF"-Interview süffisant.
Die Alarmglocken schrillen
Die Erwartungen seien freilich andere gewesen. Wäre Verstappen nicht von Antonelli aus dem Rennen gekegelt worden, "hätten wir um Platz drei kämpfen können", sagte Marko.
Aber: "Die McLaren waren außer Reichweite, fuhren ein unglaubliches Tempo bei dieser Hitze. Was noch unverständlicher ist: Piastri ist unzählige Runden knapp hinter Norris gefahren, ohne Leistungsabfall oder Reifenprobleme. Das zeigt, welches Potenzial in dem Auto steckt."
Der Rückstand sei alarmierend. Im Schnitt lag dieser in Spielberg bei rund einer halben Sekunde. "Wenn wir das hochrechnen, sind wir in Silverstone eineinhalb Sekunden hinten", prognostizierte der Motorsportchef. Die Traditionsstrecke beheimatet nächstes Wochenende die Formel 1.
Marko schreibt die WM (fast) ab
Marko kündigte "einige Updates" für die nächsten beiden Grand Prix in Großbritannien und Belgien an.
"Wie wir das aufholen sollen, ist uns nicht klar."
Doch die Machtdemonstration von McLaren gab zu denken und ließ den 82-jährigen Grazer die Weltmeisterschaft fast abschreiben. "Wenn wir nicht bald aufschließen, sieht es nicht gut aus", wusste Marko. Sowohl der zeitliche Rückstand als auch das Ausmaß von 61 Punkten Rückstand Verstappens auf Oscar Piastri ließen ihn zu diesem Schluss kommen.
Er führte aus: "Diese Dominanz bei diesen hohen Temperaturen, sie sind teilweise eine Sekunde schneller gefahren, als die Ferrari dahinter. Wie wir das aufholen sollen, ist uns nicht klar."
Tsunoda "hat überhaupt keinen Speed gezeigt"
Dass Tsunoda den Grand Prix als abgeschlagener Letzter beendete, erhellte das Gemüt des Motorsport-Urgesteins nicht unbedingt.
Er zog ein knallhartes Fazit: "Er hat überhaupt keinen Speed gezeigt, ist momentan völlig ohne Selbstvertrauen. Das ist das Phänomen Verstappen, die neben ihm fahrenden Piloten zerbrechen."
Es gehe nun darum, den Japaner "halbwegs zu stabilisieren" - auch in Hinblick auf die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, in der Red Bulls Rückstand auf die Plätze zwei (Ferrari) und drei (Mercedes) bereits 48 bzw. 47 Zähler beträgt.
"Dass er Zeiten fahren kann, beweist er in den Freien Trainings. Wenn es ernst wird, kollabiert er zwar nicht, aber es funktioniert nichts mehr." Dass möglicherweise erneut ein Fahrertausch vorgenommen wird, schloss Marko aus. "Das würde überhaupt keinen Sinn machen."