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Carlos Sainz: Pole-Runde "war nicht so besonders"

Erste F1-Pole für den Spanier! Der Ferrari-Pilot zeigt sich darüber aber überrascht:

Carlos Sainz: Pole-Runde Foto: © getty

"Ich war wirklich sprachlos!"

Carlos Sainz war ebenso wie wohl viele Fans der Formel 1 überrascht, dass er ausgerechnet im Regen von Silverstone seine erste Pole-Position holte und den Grand Prix von Großbritannien am Sonntag (16 Uhr im LIVE-Ticker) somit von Startplatz eins in Angriff nehmen wird.

Bei seinem 150. Grand Prix wird der 27-jährige Spanier zum 104. Fahrer und zugleich zum erst zweiten Spanier nach Fernando Alonso, der in der Motorsport-Königsklasse eine Pole erobert. Der nunmehrige Alpine-Pilot sorgte 2012 auch für die letzte Ferrari-Pole in Silverstone.

"Das geht schon ans Herz, auf einer Traditionsstrecke wie Silverstone die erste Pole zu erringen", strahlt Sainz. "Es macht auch noch Freude, dass ich das bei solch schwierigen Verhältnissen geschafft habe."

"Es war schwierig da draußen"

Denn der heuer bereits viel gescholtene Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz Senior hatte das gesamte Qualifying über zu kämpfen, zählte nicht zu den allerschnellsten Piloten. "Wir hatten viel stehendes Wasser auf der Strecke. Ich versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Es war schwierig da draußen", erklärt er.

"Die Verhältnisse haben sich ständig verändert, jede Runde war ein neues Abenteuer. Du konntest nie wissen, was auf dich zukommt, wie viel Wasser auf der Strecke ist und ob die Reifen auf guter Temperatur sind", beschreibt Sainz die widrigen Bedingungen.

Der Spanier hatte über die meiste Zeit Probleme, "die hinteren Reifen auf Temperatur zu bringen. Aber in den letzten zwei Runden, ausgerechnet dann, als es um alles ging, konnte ich sie endlich ins beste Betriebsfenster bringen. Das war der Schlüssel zur Pole", freut sich der 27-Jährige.

Der allerdings von einer Gelben Flagge profitierte, die Max Verstappen beeinträchtigte. Der Niederländer im Red Bull war im Regen der schnellste Mann auf der Strecke, doch ausgerechnet Sainz-Teamkollege Charles Leclerc machte dem schlussendlich Zweitplatzierten mit einem Dreher in Kurve 14 die Runde kaputt.

Sainz war "wirklich sprachlos"

Auch deshalb wirkte Sainz noch am Funk erstaunt, dass er die tatsächlich schnellste Zeit erzielt habe. "Ich war wirklich sprachlos. Denn ich hatte null Ahnung davon, welche Zeit ich fahren muss, um die Bestzeit zu erringen. Ich wusste auch nicht, auf welchem Platz ich gerade liege. Ich wollte mich einfach auf meine Aufgabe konzentrieren."

Hinzu kommt, dass "ich die dritte Kurve verpatzt habe, dadurch war meine Linie in Kurve 4 hinein auch nicht gut. Mir schoss durch den Kopf: 'Daraus hätte ich mehr machen müssen!' Dann ging mir in der Passage der Kurven 15 und 16 die elektrische Energie aus. Das alles war nicht ideal."

"Am Ende habe ich eine Runde zusammengebracht, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie so besonders war", gesteht Sainz, für den die Pole daher "eine kleine Überraschung" gewesen sei.

Für das Rennen zeigt er sich zuversichtlich: "Auf trockener Strecke war ich im zweiten Training gut dabei. Und auch wenn meine letzte Pole eine Weile her war (Anm: 2014 in der Formel Renault 3.5), so habe ich nicht vergessen, wie man ein Rennen anführt."

Leclerc: "Leistung war nicht gut genug"

Weniger glücklich zeigte sich Charles Leclerc nach dem Qualifying.

Der Monegasse musste sich nach seinem Dreher in Kurve 14 mit Rang drei begnügen und droht, weitere wichtige Punkte im WM-Kampf gegen Max Verstappen zu verlieren. Dabei wäre ohne dem Fehler sogar die Pole möglich gewesen.

"Ich fühlte mich wohl im Wagen", sagt Leclerc. "Aber ich habe mir in der letzten Runde, als es um alles ging, einen Fehler erlaubt, also muss ich ehrlich genug sein zu sagen - heute war meine Leistung nicht gut genug. Carlos hat heute einen tollen Job gemacht, herzliche Gratulation", zeigt er sich sportlich fair.

Den Fehler nimmt er auf sich: "In Kurve 14 gab es viel stehendes Wasser, aber das darf keine Ausrede sein, denn die Verhältnisse waren für alle gleich." Sein Bolide sei "auf nasser Strecke sehr gut" gelegen, "darüber bin ich erleichtert", so Leclerc.

Würde Leclerc seinem Teamkollegen Schützenhilfe leisten?

Und hinsichtlich des Rennens am Sonntag gibt er sich noch nicht geschlagen: "Am Freitag war ich mit der Fahrzeugbalance nicht zufrieden, am Samstagmorgen war das besser. Ich glaube, wir haben ein Auto, das schnell genug ist, um ein gutes Ergebnis einzufahren."

Ob er seinem Teamkollegen zu dessen ersten GP-Sieg verhelfen würde? Leclerc gibt sich zurückhaltend: "Wichtig ist, dass wir einen Doppelsieg einfahren. Wer die Nase vorn hat, das ist nicht so wichtig."

Nachsatz: "Aber natürlich würde ich Carlos helfen."


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