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BWT-Partnertausch: Wie Pink von Grün zu Blau kam

BWT nun Partner von Alpine. Wie der Wechsel geschah und was dahintersteckt:

BWT-Partnertausch: Wie Pink von Grün zu Blau kam Foto: © getty

Abu Dhabi, F1-Finale 2021: Ich treffe Lutz Hübner, den engagierten Chief Marketing Officer des österreichischen Wasseraufbereiters BWT (2021: eine Milliarde Umsatz, 5.500 Mitarbeiter), in der Hospitality von Aston Martin.

Nach zwei Jahren als Partner von Force India (2017-18) und zwei beim Nachfolger Racing Point (2019-20) war das signifikante Pink des Mondseer Unternehmens im Team, das das "British Racing Green" unabdingbar gemacht hatte, deutlich reduziert. Hübner ließ bereits Skepsis über eine weitere Zusammenarbeit erkennen, obwohl er das gute Einvernehmen betonte. Durchgeklungen ist aber die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit dem Formel-1-Promotor Liberty zu intensivieren – in den Fahrerlagern und in der Streckenwerbung.

Zu Beginn 2022 trat ein Team ins Blickfeld von Hübner und seinem generell sportbegeisterten CEO Andreas Weißenbacher, das offenbar mehr Lust an Pink hatte als Aston Martin: Alpine. So konnte einige Wochen später, als "BWT Alpine F1 Team" in der Pariser Kunsthalle Palais de Tokyo präsentiert wurde, der Salzburger bemerken: "Es war wie in einer Ehe, in der man sich langsam auseinanderlebt." Also Partnertausch und neue Motivation...

 

Pink ist für manche im französischen Nationalteam, das die Bekanntheit der Sportwagenmarke im Renault-Konzern steigern soll, nicht neu: "Ich fuhr ja schon 2017 mit einem pinken Overall im pinken Auto von Force India, mir gefällt das", gab Esteban Ocon zu Protokoll, der 2021 Überraschungssieger auf dem Hungaroring gewesen war.

Und parallel zum Wechsel von BWT passierte auch unabhängig davon der Übergang des Teamchefs: Otmar Szafnauer, seit 21 Jahren in der Formel 1 und über Jahre das Rückgrat von Force India/Racing Point/Aston Martin, verließ die Briten und wurde erst Mitte Februar als neuer Teamchef in der umgebauten Führung von Alpine bekanntgegeben.

Der Amerikaner mit altösterreichischen Wurzeln (der Großvater stammt aus dem Banat) sagte dazu: "Der Abschied von Aston Martin zeichnete sich ab. Deshalb gab es schon Ende der Vorsaison Gerüchte, da war aber noch nichts entschieden. Mit Alpine wurde alles erst vor drei Wochen fixiert." In Paris trat der 57-Jährige noch "privat" auf, offizieller Dienstbeginn ist im März: "Beim WM-Start in Bahrain bin ich schon dabei."

Laurent Rossi, Markenchef von Alpine und auch CEO des F1-Teams, engagierte neben Szafnauer noch drei weitere Routiniers für die technische Spitze: Pat Fry (Ex-McLaren, -Ferrari) für die täglichen Operationen, Matt Harman (Ex-Mercedes) als Technikdirektor im Chassiswerk Enstone und Bruno Famin (Ex-Peugeot und zuletzt bei der FIA) für die Motorenabteilung in Viry-Chatillon.

 

Dass es aber Alpine überhaupt (und Renault weiterhin) in der Formel 1 gibt, ist dem Konzernchef Luca de Meo – immerhin Herr über die Marken Renault, Alpina, Dacia und Lada – zuzuschreiben, der nie bestritt, ein "Racer" zu sein.

Und auch nie, dass die Einführung der Budget-Obergrenze (Vorjahr erstmals 145, heuer 140 Mill. Dollar exklusive gewisser Ausnahmen) eine Grundbedingung dafür war, dass das französische Unternehmen in der Formel 1 verbleibt. Er wusste genau, worauf er hinauswollte, als er 2021 seine Renner in Blau unter der Fahne des Sportwagen-Traditionalisten Alpine ins Rennen schickte: "Ich wollte keinesfalls derjenige sein, der Renault aus der Formel 1 herausnimmt. Und ich wollte gleichzeitig die Wahrnehmung von Alpine deutlich anheben", erklärte de Meo.

"Der Teamspirit, den ich heute erkennen konnte, macht mich glücklich. Und auch, wenn ein Partner wie Andreas (Weißenbacher) solche Leidenschaft versprüht. Es ist alles für eine erfolgreiche Saison angerichtet", bestätigte der Italiener.

Und betonte auch: "Nachhaltigkeit ist für uns wichtig. Sport im Allgemeinen und die Formel 1 im Besonderen müssen sich den Anforderungen der Nachhaltigkeit stellen. Wir erhöhen heuer den Anteil des Biosprits. Wir setzen andere Maßnahmen auf dem Weg, karbonneutral zu werden. Das sind wir der Jugend schuldig. Da geht es nicht ums Image, sondern um Attraktivität für junge Generationen. Wenn wir diesen Weg nicht gehen, werden wir auch Sponsoren verlieren", glaubt der Mailänder.

 

An Ressourcen sieht er seine Mannschaft "gleichauf" mit der Konkurrenz. Und mit dem Gewinn von BWT kommt Alpine nicht nur zu einem "Vie en Rose", sondern auch zu einer willkommenen budgetären Entlastung. Insider gehen davon aus, dass der Deal höher zu veranschlagen ist als jener von BWT mit Force India/Racing Point bzw. zuletzt Aston Martin – von 30 Mill. Euro pro Jahr wird ausgegangen.

Wobei die ersten beiden Rennen in komplett pinken Boliden wohl noch einen Aufschlag kosten. Dazu schweigt BWT-CEO Andreas Weißenbacher mit verschmitztem Lächeln.

Alpine ist in den Märkten, in denen die Formel 1 am stärksten expandiert – Arabische Welt, USA – nicht präsent. Doch dazu meint Luca de Meo: "Du weißt nie, was sich ergibt. Bevor man etwas verkauft, muss man das Produkt bekanntmachen. Das heißt, man muss in die Bekanntheit investieren. Wartet mal ab. Ich hoffe, dass Alpine einmal in den USA Fuß fassen kann."

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