news

Racing in Vegas: Eine Story der (Un)Möglichkeiten

Nach über 40 Jahren kehrt die Formel 1 am Wochenende nach Las Vegas zurück. Eine Zeitreise in die Motorsport-Vergangenheit der Glücksspiel-Metropole:

Racing in Vegas: Eine Story der (Un)Möglichkeiten

Jetzt also (wieder) im "Spielerparadies".

Mit amerikanischen Eigentümern und Unterstützung durch eine amerikagerechte Filmserie ist die Formel 1 in den USA offenbar nun wirklich heimisch geworden: Drei Rennen, von Miami über Austin bis am kommenden Wochenende in Las Vegas. Gentlemen, macht euer Spiel!

Las Vegas, das war schon früher ein Zielpunkt für Motorsport. Älteren F1-Fans ist vielleicht der Parkplatz-Grand-Prix auf der Rüttelpiste des Caesar’s Palace-Hotels in Erinnerung.

Zwei Rennen wurden hier gefahren, danach hatten alle genug. Dort, wo von 1981 bis 1982 die Formel 1 und die CanAm-Sportwagenserie und anschließend bis 1984 CART (heute: Indycar) und die TransAm-Tourenwagen fuhren, stehen heute das Einkaufszentrum von Caesar’s sowie das Mirage-Hotel.

Zwei WM-Entscheidungen

Der Caesar’s Palace Grand Prix (3,65-km-Kurs), beeinträchtigt durch die buckelige Fahrbahn und oft hereinwehenden Wüstensand, brachte beide Male die WM-Entscheidung: 1981 zugunsten des fünftplatzierten Nelson Piquet (Williams), der beim ersten seiner drei Titel von den technischen Problemen des zuvor führenden Carlos Reutemann (Brabham) profitierte und mit den zwei Punkten in Vegas die WM um einen Punkt gewann.

Rennsieger wurde der entthronte Titelverteidiger Alan Jones – es war sein letzter GP-Sieg. 1982 hieß das Titelduell Keke Rosberg (Williams) gegen John Watson (McLaren) und Didier Pironi, nur war der Ferrari-Pilot seit seinem schweren Unfall in Hockenheim verletzter Zuschauer.

Rosberg genügte der fünfte Platz zum Titel (mit einem Saisonsieg!), Watson reichte Platz zwei nicht. Michele Alboreto (Tyrrell) fuhr seinen ersten von fünf F1-Siegen heraus, Mario Andretti (der bei Ferrari noch einmal eingesprungen war) gab seinen F1-Abschied. Die CanAm-Rennen dieser Jahre sahen einen bekannten Sieger: Danny Sullivan.

Die Formel 1 ging, Andretti aber kam zurück – und gewann das Rennen der CART-Serie (Championship Auto Racing Teams), das 1983 auf einem abgerundeten Rechteck - die Kurven 1, 6 und 10 wurden durch eine lange Gerade verbunden - ausgetragen wurde. 1984 hieß der Sieger Tom Sneva, ein Indy-500-Gewinner.

Der freundliche Mario

Persönliche Erinnerung an das CART-Rennen 1983 und ein Interview mit Mario Andretti eine Stunde vor dem Start in der „Garage“, einer riesigen Traglufthalle für alle Teams.

Andretti, damals 43, beantwortete alles und höchst sympathisch, auch meine Frage, warum man bei CART-Rennen so „easy“ mit Fahrern sprechen kann, während er zwei Jahre zuvor, bei seinem letzten Österreich-GP (als Alfa-Romeo-Pilot), so mürrisch und schlecht gelaunt war? Andretti, ganz offen: „Du weißt, wie das Auto damals war. Und bei uns (CART, Anm.) gibt es Geldstrafen für Fahrer, wenn sie sich nicht korrekt zu Sponsoren oder Medien verhalten.“

Ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

Doch auch zwischen den 1980ern und heute gab es Rennsport in der Wüste, genauer 25 km nordöstlich des Strips auf dem Las Vegas Speedway, einem 1985 errichteten Oval, das später auch einen Straßenkurs bekam.

Seit 1996 ist es ein 1,5-Meilen-Superspeedway, in dem früher die Indy Racing League und dann Champ Car/Indycar fuhren und bis heute der NASCAR-Cup antritt. Den Oval-Rundenrekord hält IRL-Pilot Richie Hearn seit 1996 mit 352,75 km/h Schnitt.

Rekordhalter Wendlinger und Trauer um Wheldon

Und – man glaubt es kaum – unter den Rekordhaltern auf dem Straßenkurs in 3,46-km-Konfiguration ist bis heute für die GT2-Klasse Karl Wendlinger, der 1999 mit der Dodge Viper GTS-R die Runde in 1:15,394 bewältigte.

Die Monoposto-Rennen im Oval waren nach IRL und Champ Car, die später zu Indycar fusionierten, mit dem Rennen 2011 zu Ende. Da kam es am 16. Oktober in Runde elf zur Tragödie mit einem Massencrash von 15 Fahrzeugen.

Der zweimalige Indy-500-Champion und Indycar-Meister von 2005, Dan Wheldon, erlag seinen schweren Verletzungen kurz nach dem Unfall. Der Brite wurde 33 Jahre alt. Als sein Tod bekannt wurde, fuhren die verbliebenen 19 Fahrer fünf langsame Ehrenrunden – die letzten von hochrangigen Monoposti im Las Vegas Speedway.

Doch daran wird am Wochenende im Big Business des teuersten F1-Rennens aller Zeiten kaum jemand denken.      

Kommentare