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Alonso: Die längste Karriere der F1-Geschichte

Ein Rückblick auf Höhen und Tiefen von 21 Jahren Fernando Alonso in der Formel 1.

Alonso: Die längste Karriere der F1-Geschichte Foto: © getty

Der 4. März 2001 ist schon sehr lange her. 7768 Tage, um ganz genau zu sein. An diesem Tag stieg ein 19-jähriger spanischer Rennfahrer erstmals in ein Formel-1-Auto, um einen Grand Prix zu bestreiten.

Sein Name war Fernando Alonso.

Beim anstehenden Rennwochenende in Baku (Alle Sessions im LIVE-Ticker) stellt der Asturier damit einen neuen Formel-1-Rekord auf. Kein Fahrer der Geschichte kann auf eine längere Karriere in der Königsklasse zurückblicken als der Alpine-Pilot.

Alonso übertrifft in dieser Rangliste niemand geringeren als Michael Schumacher und beweist nach 21 Jahren noch an jedem Rennwochenende, dass sein Kämpferherz auch nach solch einer langen Zeit immer noch pocht. 

Zu diesem Anlass blickt LAOLA1 zurück auf die spannendsten Momente einer Karriere, die von packenden Kämpfen um die Weltmeisterschaft über Skandale bis zum "Herumgurken" im Niemandsland praktisch alles zu bieten hatte.

Dabei traf Alonso an verschiedenen Stationen auch auf die restlichen Fahrer der Top 5 im Ranking der längstdienenden Formel-1-Fahrer aller Zeiten.

Alonso und Briatore

 

Alonso und sein Entdecker Briatore
Foto: © getty

Ein Name, der mit Fernando Alonso verbunden ist wie wohl kein anderer, ist Flavio Briatore. Der extravagante Italiener wurde Ende 2000 bereits vor Alonsos F1-Debüt zu seinem Manager und lotste ihn 2002 zunächst als Testfahrer zu Renault. Es sollte sich als absoluter Goldgriff herausstellen.

2005 setzten sich Alonso und Briatore gegen Kimi Räikkönen, seines Zeichens Platz drei in der Liste der längstdienenden Formel-1-Fahrer aller Zeiten (7586 Tage), und McLaren im WM-Duell durch.

In einem packenden Duell gewann das in den Augen vieler Experten schwächere aber deutlich zuverlässigere Auto den Titel und sorgte damit für den ersten Weltmeistertitel eines Spaniers in der Königsklasse.

Nebenbei wurde er damit auch zum jüngsten Weltmeister der Geschichte, mittlerweile wurde er in dieser Hinsicht aber sowohl von Lewis Hamilton (2008), als auch von Sebastian Vettel (2010) unterboten.

"Alonsomania" in Spanien

2006 gab es den packenden WM-Kampf gegen Michael Schumacher. Den siebenfachen Weltmeister, der im Ranking der längstdienenden Fahrer mit 7761 Tagen in der Königsklasse auf Platz zwei verdrängt wird, bezwang der Spanier nach einem Punktegleichstand vor den letzten beiden Rennen letztendlich mit 13 Punkten Vorsprung. Dadurch kam es zum Höhepunkt der sogenannten "Alonsomania".

Dieser Begriff bürgerte sich Mitte der 2000er-Jahre für die Formel-1-Begeisterung in Spanien ein, die vom damaligen Shootingstar angetrieben wurde.

Er selbst war damit übrigens gar nicht so happy, während der Saison sagte er über den Hype um seine Person: "Wenn ich in einem anderen Land ankomme, werde ich mit Respekt behandelt. Aber hier werde ich bis ins Restaurant verfolgt und kann mich nicht frei bewegen."

Am Ende freut sich der Dritte

Die Partnerschaft mit Hamilton endete bereits nach einer Saison
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Schon zu Beginn seiner Karriere etablierte sich Alonso in seinen Teams immer schnell als Nummer-1-Fahrer. Ein Blick in die Statistik verrät, dass der Spanier diesem Ruf in jeder Saison mit einer einzigen Ausnahme stets gerecht werden konnte.

Eng wurde es zum ersten Mal 2007 im Duell mit einem damaligen Formel-1-Rookie, der die Geschichte der Königsklasse des Motorsports bis heute prägt: Lewis Hamilton.

Der Brite, ursprünglich als Nummer zwei bei McLaren Mercedes neben Alonso gedacht, entwickelte sich schon in seiner ersten F1-Saison unfassbar schnell und führte die Weltmeisterschaft zwischenzeitlich bereits an, was dem Mann aus Oviedo gar nicht schmeckte.

Der Spanier pochte auf seinen Status als Nummer eins, wodurch die beiden öfters aneinander gerieten. Lachender Dritter war im Endeffekt Kimi Räikkönen, der sich mit einem Punkt Vorsprung auf die zwei McLaren-Fahrer in einem chaotischen Finale den Titel holte und damit auch für den bisher letzten WM-Sieg von Ferrari sorgte.

Der "Crashgate"-Skandal

2008 kehrte Alonso nach nur einer Saison bei McLaren wieder zu Renault und seinem Entdecker Briatore zurück, die zweite Renault-Ära war jedoch deutlich weniger erfolgreich und wurde von einem massiven Skandal überschattet.

Beim Grand Prix von Singapur befahl Briatore Nelson Piquet Jr., der damals Alonsos Teamkollege und in der Weltmeisterschaft deutlich schlechter platziert war als der Spanier, einen Unfall zu einem taktisch klugen Zeitpunkt zu bauen.

Dadurch übernahm Alonso die Führung im unterlegenen Renault und konnte einen unerwarteten Sieg für das gebeutelte Team einfahren.

Die Rechnung bekam Briatore nach einem Jahr präsentiert. Nachdem Piquet wegen schwacher Leistungen während der Saison 2009 aus dem Team geworfen wurde, sprach der Brasilianer öffentlich über die heimliche Absprache. Die FIA begann ihre Investigation und verbannte Briatore kurz darauf lebenslang aus der Formel 1

Die Sperre wurde zwar später wieder aufgehoben, Briatore entschied sich aber seitdem trotzdem der Motorsport-Königsklasse fernzubleiben.

Der unschlagbare Vettel

Alonso zur Ferrari-Zeit mit Teamkollege Massa
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Die große Attacke sollte es dann ab 2010 wieder mit dem wohl berühmtesten Formel-1-Team aller Zeiten geben.

Der Spanier zeigte bei Ferrari seine gewohnte Dominanz, im teaminternen Duell wies er seinen brasilianischen Teamkollegen Felipe Massa Jahr für Jahr deutlich in die Schranken. Highlight war in dieser Hinsicht die Saison 2012, in der der Spanier alle Rennen des Kalenderjahres (mit der Ausnahme von zwei Ausfällen) vor dem Brasilianer beendete.

Für die WM reichte es in den fünf Jahren aber trotzdem nicht, Spielverderber waren dabei Sebastian Vettel und Red Bull Racing

Das höchste der Gefühle waren die Vizeweltmeistertitel in den Jahren 2010, 2012 und 2013, gegen die Dominanz des österreichischen Teams wollte es aber nie ganz reichen.

Besonders knapp waren die Entscheidungen der Saisonen 2010 und 2012, wo die Weltmeisterschaft jeweils im letzten Rennen entschieden wurde, Alonso hatte mit vier respektive drei Punkten Rückstand jeweils das Nachsehen.

Alonso auf Kriegsfuß mit dem eigenen Team

Ab 2015 ging es dann zu McLaren zurück, diesmal aber mit einem deutlich schwächeren Auto als noch im Jahr 2007. Mickrige elf Punkte standen am Ende der Saison auf dem Konto des Spaniers.

Bei praktisch jedem Rennwochende krachte es zwischen Alonso und seinem Team, der mit dem McLaren im Niemandsland der Formel 1 unterwegs war. 

Besonders der Honda-Motor war dem Asturier ein absoluter Dorn im Auge. Ausgerechnet beim Heimrennen von Honda in Japan kam es dann zum mittlerweile ikonischen Funkspruch, bei dem der Routinier seinen Motor wiederholt als "GP2-Engine" (Anm. die Vorgängerserie der Formel 2) bezeichnete und damit seiner Unzufriedenheit freien Lauf ließ.

Die elf Punkte bedeuteten auch einen einzigartigen Fall in der Karriere von Alonso. Damit scorte der Spanier nämlich zum einzigen Mal weniger Punkte als sein Teamkollege, der ebenfalls zur Garde der F1-Weltmeister gehört.

Jenson Button, mit 6286 Tagen in der Königsklasse auf dem fünfte Platz der illustren Liste, konnte 16 Zähler einfahren und fügte dem Spanier damit die einmalige Niederlage zu.

Schwache Saison als Ansporn

Während dem Routinier von vielen Seiten bereits der Rücktritt nahegelegt wurde, machte Alonso weiter und zeigte besonders 2018 mit einer eindrucksvollen Bilanz auf.

An seiner Seite befand sich zu dieser Zeit der Belgier Stoffel Vandoorne, der im Qualifying die Höchststrafe vom Spanier serviert bekam. 21:0 stand es am Ende des Kalenderjahres aus Sicht des Asturiers, auch im Rennen distanzierte der Oldie seinen Teamkollegen mit 50:12 Punkten klar. 

Alonso feiert seinen Le-Mans-Sieg 2019
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Am Ende des Jahres 2018 gab es dann tatsächlich seinen ersten Rücktritt aus der Formel 1, mit dem Rennfahren ging es aber munter weiter. In der World Endurance Championship gab es den Gesamtsieg der Saison 2018/19, auch das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen von Le Mans entschied Alonso gleich zwei Mal für sich. 

In der virtuellen Variante des Klassikers wurde Alonso dann auch noch Teamkollege des letzten Fahrers aus dem Kreis der fünf längstdienenden Formel-1-Fahrer. Rubens Barrichello, mit 6831 Tagen auf der vierten Position der Liste, teilte sich mit dem Spanier und zwei weiteren Piloten das Cockpit beim Corona-bedingten Ersatz des Klassikers.

Mehr als ein 17. Platz schaute aber nicht heraus.

"15 Jahre werde ich nicht fahren"

Und dann gab's 2021 den Rücktritt vom Rücktritt. Natürlich beim Herzensteam von Renault, das mittlerweile mit dem Namen Alpine in der Königsklasse an den Start geht.

Mit einer erneut besseren Punkteausbeute als sein Teamkollege, in diesem Fall Esteban Ocon, bewies der Spanier, dass noch immer mit ihm zu rechnen ist. Zusätzlich verhalf er dem Franzosen mit einer rundenlangen Verteidigung in Ungarn gegen Lewis Hamilton, die diesen in seiner Aufholjagd aufhielt, zu seinem ersten Formel-1-Sieg. Ocon sprach nach dem Rennen von der "Legende" Alonso.

Dass der Spanier jetzt an der Spitze der längstdienenden Fahrer aller Zeiten steht, hätte er vor vielen Jahren selbst noch nicht gedacht. In einem Interview aus dem Jahr 2005 wurde der Asturier auf seinen damaligen Konkurrenten Michael Schumacher angesprochen und sagte: "Er fährt bereits seit 15 Jahren in der Formel 1. So lange sehe ich mich nicht in der Königsklasse."

Jetzt sind's sogar bereits sechs Jahre mehr. Wie lange der Weg noch gehen wird, steht in den Sternen..


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