Bortolotti (31) hatte im Kart Erfolge, wurde 2008 italienischer Formel-3-Meister – die Belohnung dafür war ein F1-Test in Fiorano im Heiligtum von Ferrari. Bei dem er damals mit einem Rundenrekord derart überzeugte, dass ihn Helmut Marko in das Red-Bull-Programm abwarb.
2009 fuhr er Formel 2, gewann sein drittes Rennen in dieser Serie und wurde Gesamtvierter, bekam einen Test im Toro Rosso. Doch um Marko zu überzeugen, reichte das nicht.
2011 wurde er Formel-2-Meister, gewann sieben Mal und landete in 14 von 16 Rennen auf dem Podest, der Vorsprung am Saisonende auf den ersten Verfolger Christopher Zanella betrug rekordverdächtige 123 Punkte. Er bekam den dritten F1-Test in einem Williams in Abu Dhabi – doch die Stammcockpits für 2012 gingen an Pastor Maldonado (viel Öl-"Kohle") und Bruno Senna (großer Name), Testfahrer wurde ein gewisser Valtteri Bottas (Manager damals: Wolff/Häkkinen/Coton).
"Für ganz oben müssen viele Faktoren mitspielen, was sie bei mir in dieser Zeit nicht taten, und damit meine ich nicht meine Performance", sagt Bortolotti, "ich konnte mit meinen Erfolgen in den Singleseatern und auch in den Tests viel beweisen. Mir war es mit meinem Background, meiner Herkunft immer wichtig, Profi zu werden, der sein eigenes Geld verdient. Es war nicht mein Ziel, betteln zu gehen, um mir ein Cockpit zu kaufen. Ich weine der Formel 1 nicht nach, kann aber sagen: Die Erfahrungen aus den Tests haben mich in meiner Karriere sehr viel weitergebracht."
Karriere kam im GT-Sport wieder in Schwung
Seine Karriere kam im GT-Sport wieder in Schwung. Sechs Jahre war der Wiener Werkfahrer bei Lamborghini, wurde in Sant' Agata die Nummer eins – und bescherte den Italienern den ersten Sieg in einem 24-Stunden-Rennen überhaupt mit dem Klassenerfolg (GTD) in Daytona 2018, dem der zweite ein Jahr später wieder in Daytona sowie ein Sieg in den 12 Stunden von Sebring (2019), alle im Huracan des steirischen Teams von Gottfried Grasser, folgten.
2020 wechselte Bortolotti Volkswagen-konzernintern zu Audi und wurde im ersten Einsatz mit dem Audi R8 LMS in Daytona Dritter. "Ende des Vorjahres zeigte Audi Interesse", erzählt er rückblickend, so kam der Wechsel nach Ingolstadt bzw. Neuburg zustande.
Dass er mit seinen Teamkollegen Christopher Haase (der Deutsche wohnt schon länger in der Nähe von Salzburg) und Markus Winkelhock das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring nach Wetterkapriolen um 15 Sekunden gegen ein Team von Rowe-BMW verlor, löste bei ihm zwiespältige Gefühle aus: "Wir führten lang, daher ist es bitter, nicht ganz oben zu stehen, aber kleine Details machten den Unterschied. Eine Runde zu spät Reifen zu wechseln kann eben entscheiden. Du kannst aber niemanden einen Vorwurf machen. Aber unsere Leistung, sowohl der Fahrer als auch des ganzen Teams, war sehr stark. Es war mein erstes 24-Stunden-Rennen in der Eifel, deshalb bin ich auch stolz, weil dieser Marathon für deutsche Hersteller etwas ganz Besonderes ist", ergänzter, "auch dieser zweite Platz mit so geringem Rückstand war ein Riesenerfolg."
Den nächsten Marathon, die 24 Stunden von Spa-Francorchamps Ende Oktober, musste Mirko krankheitsbedingt kurzfristig absagen. In der Intercontinental GT Challenge belegte Bortolotti mit Markus Winkelhock und Spencer Pumpelly im WRT-Hardpoint-Audi in den Acht Stunden von Indianapolis Platz vier.
Sein letztes Rennen für Audi beendete er im Dezember im Finale der Intercontinental GT Challenge in Kyalami (RSA) auf Platz zwei. Dass Audi sein Werkengagement im Motorsport Ende 2020 deutlich veränderte, trug wohl zur Rückkehr zu Lamborghini bei.
Und natürlich zur Grasser-Mannschaft. Am Wochenende geht es in Daytona (Start Samstag 21:40 Uhr MEZ) wieder um den Sieg in der GTD-Klasse, für Mirko und die Steirer um den dritten in diesem Klassiker. Partner im Huracan sind Rolf Ineichen (SUI), Steijn Schothorst (NED) und Marco Mapelli (ITA). Das Quartett beginnt als Drittes der Klasse (Gesamt-24.) nach ebendiesen Plätzen im Qualifikationsrennen am vergangenen Sonntag.