Massive Kritik an FIFA-Boss Infantino nach Trump-Show
Infantino biederte sich bei der WM-Auslosung bei US-Präsident Trump an. Das kam bei vielen nicht gut an.
Die Vergabe des neuen FIFA-Friedenspreises an US-Präsident Donald Trump bei der WM-Gruppenauslosung hat die Debatte über den Umgang des Fußball-Weltverbands mit der Politik angeheizt.
FIFA-Boss Gianni Infantino bekam für die Huldigung Trumps in Washington teils beißende Kritik.
Die englische Zeitung "The Mirror" schrieb von einer "düsteren Zurschaustellung politischer Speichelleckerei".
90 Minuten mussten Fußballfans bei der Show warten, bis die eigentliche Auslosung begann.
Beißende Kritik aus England
"Gianni Infantinos erniedrigendes Verhalten vor Donald Trump ist ein neuer Tiefpunkt. Der FIFA-Präsident hat in der Vergangenheit zwar schon so manchen Unsinn im Namen der Redekunst von sich gegeben, aber das hier war etwas ganz anderes", schrieb "The Telegraph".
Die Veranstaltung in der Kultureinrichtung Kennedy Center in der US-Hauptstadt war ganz auf Trump zugeschnitten, der sich in den Mittelpunkt eines der größten Sportereignisse weltweit stellte. Dass auch Kanadas Premier Mark Carney und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum anwesend waren, verkam fast zur Randnotiz.
Bereits vor der Bekanntgabe des Preisträgers war spekuliert worden, dass Trump von Infantino die Auszeichnung bekommen würde. Häufiger hatte man den FIFA-Präsidenten im Weißen Haus ein und aus gehen sehen. Dass beide sich gut verstehen, gilt als hinlänglich bekannt. Infantino hatte zu allen WM-Gastgebern gute Verhältnisse - von Russlands Präsident Wladimir Putin 2018 bis zum Emir von Katar 2022.
"Rätselhafter" Preis
Die FIFA ehrte Trump für sein Bemühen um Frieden in der Welt und nannte Konflikte, die der US-Präsident für sich reklamiert, als Vermittler gelöst zu haben.
Trump hatte in den vergangenen Monaten mit dem Friedensnobelpreis geliebäugelt und brachte sich als aus seiner Sicht würdigen Preisträger immer wieder ins Spiel - er kam aber nicht zum Zug.
Der US-Sender CNN bezeichnete den FIFA-Preis als rätselhaft. Die Auszeichnung gab es bisher nicht und wurde zum ersten Mal verliehen. Britische Medien fällten ein besonders hartes Urteil - nicht nur wegen des Preises und dass sich die FIFA angebiedert habe, sondern auch wegen des zähen Ablaufs des Events.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte kritisiert, es gebe kein transparentes Verfahren, das zeige, aus welchen Gründen jemand den Preis erhält. Trump dürfte das herzlich egal sein. Bei der Show nahm er sich Zeit, um sich selbst zu gratulieren. Die Vereinigten Staaten hätten vor seinem Amtsantritt "nicht besonders gut funktioniert", aber jetzt seien "wir das angesagteste Land der Welt".
Medaille selbst umgehängt
Bei seinem Auftritt auf dem WM-Event stach ein Moment besonders hervor: Er legte sich auf der Bühne eine Medaille, die ihm überreicht wurde, direkt selbst um den Hals.
"Der US-Präsident war der unbestrittene Star der Auslosung. Er wirkte wie ein Baby bei einer Taufe, eine Frau bei einer Hochzeit und ein Toter bei einer Beerdigung. Er nahm eine Auszeichnung entgegen, hielt eine Rede und zog die Kugeln. Es ist 'seine' Weltmeisterschaft", schrieb die Zeitung "Marca".
Was auch auffiel: Der US-Präsident ließ politische Attacken auf Kritiker außen vor, fasste sich für seine Verhältnisse kurz und scherte nicht aus dem Ablauf aus.
Das teils bizarre Spektakel endete mit einer Live-Aufführung des Liedes "YMCA" von den Village People, einem Song, den Trump gerne auf seinen Veranstaltungen verwendet - der Schluss stand symbolisch für ein Event, das der US-Präsident unter Mitwirkung von Infantino zu seinem eigenen gemacht hatte. Die WM findet von 11. Juni bis 19. Juli in den USA, Kanada und Mexiko statt, ausgetragen werden 104 Spiele in 16 Städten.