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Christoph Baumgartner: "Tür wird sich öffnen"

Tür in Hoffenheim geht auf. ÖFB-Talent im großen Interview mit LAOLA1:

Christoph Baumgartner: Foto: © GEPA

Christoph Baumgartner ist eines der größten Talente, die der österreichische Fußball zurzeit zu bieten hat.

Bereits im zarten Alter von 17 Jahren wagte er den Sprung von der Fußball-Akademie St. Pölten ins Ausland - genauer gesagt in den Nachwuchsbereich der TSG Hoffenheim. Anfang des Jahres 2018 durfte er sich sogar über die Unterzeichnung seines ersten Profivertrag beim deutschen Bundesligisten freuen.

Zu Beginn dieser Saison, warf ihn zwar noch eine Verletzung aus der Bahn, doch aktuell läuft es für ihn wieder wie am Schnürchen. Mitte Novemver traf der offensive Mittelfeldspieler beim 4:0-Erfolg über Stadtallendorf erstmals für die zweite Mannschaft Hoffenheims.

Der aus dem Waldviertel stammende Offensiv-Akteur ist zudem einer der jüngsten Spieler in Werner Gregoritschs U21-Nationalteam-Kader, der sich jüngst für die EURO 2019 in Italien qualifiziert hat.

Im Interview mit LAOLA1 verrät der 19-jährige Baumgartner, wie es ist, plötzlich mit Bundesliga-Größen in der Kabine zu sitzen und unter Star-Trainer Julian Nagelsmann zu trainieren.

LAOLA1: Wie viel Stolz steckt dahinter, als einer der jüngsten Kaderspieler (19 Jahre) für das U21-Team nominiert zu werden?

Baumgartner: Man ist immer stolz, wenn man sein Land vertreten darf. Bis zu einem gewissen Grad ist der Stolz schon okay, doch jeder von uns hat noch Bereiche, in denen man sich weiterentwickeln muss. Deshalb heißt es hart weiter zu arbeiten.

LAOLA1: Der U21-Kader besteht größtenteils aus Spielern, die bereits viel Erfahrung im Profibereich mitbringen, sei es in Österreich oder in Deutschland. Du spielst hingegen noch in der U23 von Hoffenheim. Siehst du darin irgendeinen Nachteil?

Baumgartner: Ich sehe das als Vorteil, dass die Jungs schon mehr Erfahrung haben. Ich kann mich an solchen Spielern anhängen. Ich will trotzdem meine Unbekümmertheit miteinbringen.

LAOLA1: Du hast die 1996er-Generation durch deinen Bruder Dominik (Anm.: Profi bei Wacker Innsbruck) damals hautnah miterlebt. Hättest du dir je gedacht, dass du mit dieser erfolgreichen Mannschaft auch eine Turnierteilnahme erreichen wirst?

Baumgartner: Ich war durch meinen Bruder oft bei den Teamspielen dabei. Als sie sich damals in der Slowakei für die U17-WM qualifiziert haben, bin ich im Stadion gesessen. Es freut mich, dass ich jetzt mit diesen Spielern auf dem Platz stehen darf. Das zeigt wie schnell es im Fußball gehen kann, wenn man hart an sich arbeitet.

In diesem Jahrgang steckt ein eigener Geist.

LAOLA1: Dieser Jahrgang hat drei große Turniere gespielt. Merkt man, dass dieser Jahrgang eine gewisse Überzeugung mitbringt, zu wissen wie man sich für ein Turnier qualifiziert?

Baumgartner: In diesem Jahrgang ist der ein oder andere echte Leader dabei, der so eine Endrunde schon mal erlebt hat. Ich kann mich erinnern, dass sie oftmals das erste Spiel bei den Eliterunden auch verloren haben und es dann trotzdem immer wieder geschafft haben sich zu qualifizieren. In diesem Jahrgang steckt ein eigener Geist. Die Mannschaft wird genau von diesen Spielern geführt.

LAOLA1: Wie ist es mit deinem Bruder Dominik erstmals gemeinsam in einer Mannschaft zu spielen? Bislang seid ihr aufgrund des Altersunterschieds noch nicht dazu gekommen.

Baumgartner: Wir sind einmal gemeinsam auf dem Platz gestanden, beim U21-Spiel in Mazedonien. Es war ein Riesen-Erlebnis für die ganze Familie. Der Papa war im Stadion, ist extra nach Mazedonien geflogen. Wir versuchen trotzdem die Situation professionell zu handeln. Im Trainingslager ist er ein normaler Kollege, den man vielleicht etwas genauer kennt.

LAOLA1: Seid ihr eigentlich Zimmerkollegen?

Baumgartner: Zuletzt schon, doch dieses Mal nicht.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Du hast letztes Jahr bei der U19 von Hoffenheim schon viele Scorer-Punkte sammeln dürfen, bist medial auch erstmals bekannt geworden in Österreich durch die Unterzeichnung deines ersten Profivertrags Anfang des Jahres. Wie hast du das letzte Jahr erlebt?

Baumgartner: Es ist schon schnell gegangen. Ab dem Wechsel ist eine geringe mediale Aufmerksamkeit entstanden. Die Leistungen waren auch gut, ich habe einige Scorer-Punkte gehabt. Ich bin sehr schnell aufgenommen worden und habe auch die Leistungen zeigen können, die von mir erwartet worden sind. Der nächste Schritt war der Profivertrag. Dann steht man eben ein bisschen mehr in Medien. Ich mache mir da aber nicht so viel Druck. Das wird mit der Zeit wahrscheinlich immer mehr werden, aber ich glaube, das gehört zu dem Job einfach mit dazu.

LAOLA1: Im Sommer durftest du auch das erste Mal mit den Profis die Vorbereitung bestreiten. Wie ist es mit den Bundesliga-Stars zu trainieren?

Baumgartner: Das hätte ich mir vor zwei bis drei Jahren nicht gedacht. Irgendwie hatte man nach dem Schritt nach Hoffenheim schon die Hintergedanken, dass es am besten so schnell wie möglich nach oben gehen soll. Auf einmal hat man den Profivertrag unterschrieben, man war in der Vorbereitung dabei. Du stehst auf einmal mit Spielern am Platz, die du nur vom Fernsehen kennst und du merkst, dass du im Training trotzdem mithalten kannst. Man merkt natürlich, dass diese Spieler die eine oder andere Sache besser machen oder einfach reifer sind. Jetzt heißt es einfach dran zu bleiben. Die Verletzung hat mich jetzt zwar etwas ausgebremst, doch man wird schon sehen, ob es in naher Zukunft eventuell für den Kader oder für eine Einwechslung reicht.

 

Du musst körperlich einfach auf einem Topniveau sein, sonst ist es für einen jungen Spieler sehr schwer mit dem Kopf sofort da zu sein.

LAOLA1: Trainierst du aktuell noch mit den Profis?

Baumgartner: Aktuell nicht, durch meine siebenwöchige Verletzung war mein körperlicher Zustand im Vergleich zu den anderen zu schlecht. Da wäre es auch der falsche Schritt gewesen, direkt bei den Profis einzusteigen. Du musst körperlich einfach auf einem Topniveau sein, sonst ist es für einen jungen Spieler sehr schwer mit dem Kopf sofort da zu sein. Ich mache mir aber keinen großen Druck. Ich versuche, in der zweiten Mannschaft gute Leistungen zu bringen. Julian Nagelsmann kommt oft zum Zuschauen, da kann man sich schon beweisen.

LAOLA1: Wenn man auf einmal mit Spielern trainiert, die man bloß aus dem Fernsehen kennt, muss man das erstmal verdauen. Wie lange hast du gebraucht, dich in der Kabine zu integrieren?

Baumgartner: Das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Mein Vorteil war, dass doch zwei bis drei Spieler dabei waren, die ich kenne, wie Florian Grillitsch, Stefan Posch oder auch David Otto, der mit mir hochgezogen wurde. Es ist schon gut, wenn man immer Spieler hat, mit denen man sich austauschen kann. Ein Spieler wie Kevin Vogt ist für einen jungen Spieler schon eine gewisse Respektsperson. Doch sobald du die Leistungen auf dem Platz bringst und die Jungs sehen, dass man nicht zu Unrecht da ist, dann werden die Jungs auch offener und sprechen mit einem. Dann kann man gleich mal entspannter zum Training kommen. Ein normales Training - doch mit Spielern, die enorme Qualität haben.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Aktuell bist du aber bei der U23. Mit Andreas Ibertsberger ist ein ehemaliger österreichischer Nationalspieler dort Co-Trainer. Wie ist es, unter ihm zu trainieren?

Baumgartner: Mit dem Andi hat Hoffenheim einen irrsinnig guten Mann. Er war ja ein Spieler mit vielen Bundesliga-Spielen und auch Nationalteam-Spielen und hat zudem ein extremes Fachwissen. Er weiß, wie der Spieler tickt. Mir persönlich gibt er natürlich auch viele Hinweise und viele Ratschläge. Ich bin trotzdem ein Spieler wie jeder andere, nur den gleichen Reisepass zu haben, macht überhaupt keinen Unterschied.

LAOLA1: Nicht nur der Co-Trainer ist ein Österreicher, denn neben den bekannten Österreichern in der Profimannschaft seid ihr auch in der U23 oder in der U19 stark vertreten. Die machen die Eingewöhnung bestimmt einfacher.

Baumgartner: Wenn du mit Spielern spielst, mit denen du abseits auch mit deiner richtigen Sprache kommunizieren kannst, bringt das viel mehr Lockerheit rein und gerade mit diesen Spielern verbringt man auch seine Freizeit.

 

Alles, was er sagt oder macht, hat einen Hintergedanken.

LAOLA1: Habt ihr eine Österreicher-WhatsApp-Gruppe?

Baumgartner: Ja, haben wir auch. Aber in der Gruppe sind nur die Spieler, die aktuell in der zweiten Mannschaft spielen.

LAOLA1: Wir haben bereits über deinen Trainer in der zweiten Mannschaft gesprochen, reden wir über den Trainer der Kampfmannschaft. Wie ist es mit Julian Nagelsmann unter einem der größten Trainertalente weltweit zu arbeiten?

Baumgartner: Es war am Anfang schon auch was anderes unter einem Trainer zu trainieren, über den in dem Medien eigentlich täglich geschrieben wird. Er ist ein extrem akribischer Trainer und extrem auf Details bedacht. Alles, was er sagt oder macht, hat einen Hintergedanken. Es war natürlich speziell, am Anfang unter ihm zu trainieren – es ist auch noch immer etwas Besonderes. Für mich wird er einer der besten Trainer in der Zukunft sein, möglicherweise ist er es sogar schon. Ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird.

LAOLA1: Man hört immer, das Training unter Nagelsmann ist sehr anspruchsvoll…

Baumgartner: Es ist extrem! Vor allem im Kopf muss man immer wach sein – körperlich sowieso. Es geht immer zur Sache, in jedem Training muss man alles geben. Beim Julian ist es extrem, wie man im Kopf dabei sein muss. Ich habe damit weniger Probleme, weil ich ein Spieler bin, der selbst auch oft über das Gemachte nachdenkt. Deshalb macht mit das auch viel Spaß.

LAOLA1: Ist Nagelsmann ein Typ, der sich viel um junge Spieler kümmert? Hat er dich einmal zu einem Vier-Augen-Gespräch auf die Seite geholt und dir gesagt was du besser machen kannst?

Baumgartner: Ja, das macht er, er holt sich Spieler auf die Seite – nicht nur er, sondern auch sein Trainerteam. Er hält trotzdem immer eine gewisse Distanz zu den Spielern, was vielleicht auch an seinem Alter liegt. Wenn er mit den Spielern zu viel auf Kumpel-Typ macht, dann kann das auch mal schnell in die falsche Richtung laufen. Das macht er alles höchstprofessionell. Er ist aber trotzdem immer für einen da, wenn man mal was braucht, und ist auch menschlich sehr in Ordnung.

Foto: © getty

LAOLA1: Was sagen er oder seine Kollegen zu dir, wie weit du von der ersten Mannschaft weg bist?

Baumgartner: Die Vorbereitung war gut – ich war auch bei den Testspielen dabei. Das Feedback war durchaus positiv. Körperlich hinke ich vielleicht noch etwas hinter den gestandenen Profis hinterher, weil ich einfach nicht der muskulöseste Typ bin, aber das wird mit der Zeit schon kommen. Ich war jetzt schon sechs oder sieben Wochen im Training dabei und dass nicht alles so laufen kann, wie bei einem Spieler, der schon ewig auf dem Niveau spielt, ist klar. In Zukunft wird sich bestimmt eine Tür öffnen und dann schauen wir, ob es für die ersten Einsätze reicht.

LAOLA1: Julian Nagelsmann wechselt ab nächster Saison bekanntlich zu Leipzig. Ist schon etwas Wehmut dabei, vielleicht nicht mehr unter ihm trainieren zu können?

Baumgartner: Nein, das nicht – ich habe ja unter ihm trainiert. Aber ich bin mir sicher, dass der nächste Trainer auch ein sehr guter sein wird. Die Leute, die bei uns etwas zu sagen haben, machen schon eine richtig gute Arbeit und es wird immer mit Hintergedanken gehandelt. Man sieht ja, wie sie sich mit der Suche Zeit lassen. Ich habe in der kurzen Zeit, wo ich dabei war, sicher viel von ihm lernen können, aber Wehmut ist keine dabei. Wenn ich es nicht mehr schaffe, unter ihm zu spielen, dann hoffentlich unter einem anderen.

LAOLA1: Du hast jetzt schon mit tollen Spielern zusammengespielt. Gibt es irgendwelche Spieler, zu denen du besonders aufsiehst?

Baumgartner: Bei mir wäre das wohl Flo Grillitsch, einfach auch, weil ich ihn jetzt schon sehr lange kenne. Er hat mit meinem Bruder Dominik in der Akademie in St. Pölten gemeinsam gespielt. Ich habe seinen Weg immer beobachtet. Seine Entwicklung ist grandios. Er ist nicht mehr wegzudenken aus dieser Mannschaft.

LAOLA1: Und abseits von Hoffenheim?

Baumgartner: International kann ich eigentlich nur Messi nennen, weil er für mich einfach der Beste ist. Einen Spieler gäbe es für mich noch, nämlich Kevin De Bruyne. Er ist der Spieler, von dem ich mir am meisten abschauen kann. Er ist für mich einer der besten Spieler der Welt, dem schaue ich sehr gerne auf die Füße.

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