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"Ich weiß nicht, was ein Halbprofi sein soll"

Der ehemalige Ried-Manager hat so seine Probleme mit der Ligareform.

Foto: © GEPA

Stefan Reiter gilt seit jeher als einer der kritischen Geister im österreichischen Fußball.

Aktuell ist der Oberösterreicher sportlicher Leiter beim ASKÖ Oedt in der oberösterreichischen Landesliga. Dennoch beschäftigt sich der 57-Jährige weiterhin intensiv mit den Vorgängen rund um die Ligareform.

Im Interview mit unserem Partner-Portal "90minuten.at" erklärt Reiter: "Man hat jetzt wieder den Landesverbänden nachgegeben, jetzt haben wir in den ersten drei Ligen zu viele Vereine. Das ist ein Wahnsinn! Das sind 76 Vereine!"

Außerdem spricht er über sinnlose Regeln in der Landesliga und die Pläne des Franz Grad.

Frage: Herr Reiter, wie geht es Ihnen beim ASKO Oedt?

Stefan Reiter: Mir geht es sehr gut. Es ist natürlich etwas anderes und ich habe meine Zeit gebraucht, um mich einzufinden. Womit ich mich nicht beschäftigt hatte, waren einige eigenartige Regelungen. Es gibt immer noch unterschiedliche Regulative.

Frage: Wie etwa im Nachwuchs.

Reiter: Da fängt es an und es geht bis in die Kampfmannschaft. In Oberösterreich gibt es eine eigenartige Stammspielerregelung. Man muss sechs Spieler am Spielbericht haben, die Stammspieler sind, also drei Jahre zusammenhängend beim momentanen Verein sind. Dazu müssen vier U22-Spieler am Spielbericht sein, von denen einer beginnen muss. Das ist ja in Ordnung im Sinne der Nachwuchsförderung, aber es ist relativ kompliziert. Da gibt es ein paar Sachen, die so verwirrend und nicht zielführend sind, dass sie mich sehr beschäftigen. Ich fahre da auch scharfe Waffen gegen den oberösterreichischen Verband auf, um Sinnlosigkeiten abzustellen. Vieles gibt es in der Form zum Teil nur in Oberösterreich, wer in die Regionalliga will, spielt dann gegen Klubs aus der Steiermark und Kärnten und da gibt es das nicht.

Frage: Sportlich passt es aber?

Reiter: Das ist der Anschein. Trainerteam und Mannschaft passen, wir haben eine starke Konkurrenz, wir stehen berechtigt am ersten Tabellenplatz und da wollen wir zu Saisonende stehen. Aber wir hatten ein paar Ausfälle und dann wird es mit den eigenartigen Regelungen schwierig und man weiß kaum noch, wen man aufstellen soll, um die Regularien einzuhalten.

"Der Wunsch der Bundesliga war – da war ich am Schluss nicht mehr dabei – die dritte Liga mitzudenken. Das ist aber nicht passiert. Da gab es massiven Gegendruck der Landesverbände."

Frage: Ist es abgesehen davon auch eine große Umstellung, nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, wie damals bei der SV Ried oder als Liga-Aufsichtsrat?

Reiter: Wir haben hier in Oedt durch die Unterstützung von Franz Grad schon gute Bedingungen, die Richtung Professionalität gehen. Das war auch ein Mitgrund, warum er mich angerufen hat: Um im Umfeld Verbesserungen einzuführen. Wir haben ein tolles Fußballfeld, einen modernen Kunstrasenplatz. Wir haben ein paar andere Sachen nicht, da gibt es Probleme mit der Stadtgemeinde Traun, bei der Tribüne oder dem Flutlicht. Dabei würden keine öffentlichen Gelder verwendet werden, es wird einfach nicht erlaubt. Ich soll überall, beim Nachwuchs beginnend, nachjustieren und helfen. Da läuft es gut.

Frage: Was haben Sie und der Herr Grad eigentlich vor?

Reiter: Er macht das schon einige Jahre, es ist lange nicht aufgefallen. Er hat sehr viele Mitarbeiter aus der Region und die hatten Probleme mit dem Sportverein und er hat sie ein bisschen unterstützt und es wurde immer mehr. Er ist nicht einfach hergekommen. Eigentlich hatte er das gar nicht vor.

Frage: Wenn man sich einen Bundesligamanager holt...

Reiter: Er legt auf Personen, die er kennt, Wert. Er oder die Funktionäre haben einfach nicht die Zeit, das zu führen. Da muss wer drüber schauen. Die Strukturen sind ja fast-profimäßig, das passt so.

Frage: Kann es auch in die neue 2. Liga gehen?

Reiter: Möglich ist alles. Aber ich bin mit dem momentanen Stand der Reform nicht glücklich. Warum kam die Reform? Das wird gerade ein bisschen vergessen. Es ist leicht erklärt: Im Laufe der Jahre hat man festgestellt, dass die Vereine die zweite Liga in dieser Form wirtschaftlich nicht überleben können. Darum hat man in der Analyse gefragt, wie viele Vereine professionell Fußball spielen können, um zu überleben. Da kam man eben auf zwölf bis vierzehn. Wenn es vierzehn gibt, braucht es auch immer einen Aufsteiger, also kam man zu zwölf. Eigentlich sollte es ja mehr Vereine geben, die bei Sport, Wirtschaft und Infrastruktur professionell sind. Das ist aber nicht gelungen. Dazu gibt es die neue 2. Liga. Aber für mich gibt es nur Profis oder Amateure. Ich weiß nicht, was ein Halbprofi sein soll. Ich habe auch noch keinen kennengelernt. Entweder ich bin beim Verein angestellt, egal ob ich daneben noch arbeite, dann bin ich Profi. Damit muss man sich auch den Profistrukturen unterwerfen. Da geht es nicht nur um die Bezahlung. Die Diskussion, wie viele Profiklubs es gibt, gibt es ja schon lange. Aber es braucht immer eine zweite Leistungsstufe. Der Wunsch der Bundesliga war – da war ich am Schluss nicht mehr dabei – die dritte Liga mitzudenken. Das ist aber nicht passiert. Da gab es massiven Gegendruck der Landesverbände.

Frage: Eine Zeit lang waren ja weniger als die gegenwärtigen 20 Profis in der zweiten Liga vorgeschrieben. Schaut man sich die Klubs an, die finanziell scheitern, dann kann man der Zehnerliga auch nur bedingt die Schuld geben. Es wäre zu einfach, das nur auf die Bundesliga zu schieben.

Reiter: Das liegt immer in der Verantwortung der Klubs. Aber man darf nicht vergessen, dass die Rahmenbedingungen von den Klubs bestimmt werden. Man legt sich die Latte ja selber hoch oder niedrig. Das mit den Profis stimmt schon, aber es gab 15 Profis und jeder hatte mehr, aber niemand konnte sie zahlen. Aber man hat jetzt wieder den Landesverbänden nachgegeben, jetzt haben wir in den ersten drei Ligen zu viele Vereine. Das ist ein Wahnsinn! Das sind 76 Vereine!

Warum sich Reiter für eine Abschaffung der Regionalligen ausspricht und wie er über die Vorgänge bei der SV Ried denkt, liest du im gesamten Interview von 90minuten.at!


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