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Gregoritsch: "Jakupovic muss liefern!"

Der Kampf um die Kaderplätze für die U21-EM ist eröffnet.

Gregoritsch: Foto: © GEPA

Etwas mehr als vier Monate sind noch Zeit, ehe die ÖFB-U21 in Triest gegen Serbien erstmals ein Spiel bei einer Europameisterschaft bestreiten wird.

Der Kampf um die Plätze im Kader hat indes schon längst begonnen. Zehn Tage vor dem Eröffnungsspiel zwischen Italien und Spanien am 16. Juni muss Teamchef Werner Gregoritsch seinen Kader bekanntgeben. 23 Kickern, darunter drei Tormännern, die am oder nach dem 1. Jänner 1996 zur Welt gekommen sind, wird der Steirer den Traum von einer U21-EM-Teilnahme erfüllen.

In der Qualifikation hat der 60-Jährige 29 verschiedene Spieler eingesetzt.

Die große Frage, die sich im Vorfeld stellt: Dürfen all jene ÖFB-Talente, die Gregoritsch gerne mit zur EURO 2019 nehmen würde, auch tatsächlich nach Italien? Abstellungspflicht gibt es nämlich keine, die Vereine können sich querlegen.

Was machen Leipzig und Co.?

Was die Klubs aus Österreich angeht, hat der Coach keinerlei Bedenken: „Ich glaube, dass die österreichischen Funktionäre der Meinung sind, dass das etwas Großartiges für die Spieler ist. Die Spieler wollen ja auch selbst. Da wird sich sicher keiner in den Weg stellen.“

Wie es bei jenen Spielern, die bereits Legionäre sind, aussieht, ist noch offen. „Bei den ausländischen Vereinen muss man Gespräche führen. Aber die Deutschen spielen ja auch bei der EM. Es wäre fatal, wenn die deutschen Spieler mitfahren dürften und die Österreicher nicht. Ich denke, die Vernunft wird siegen. Man würde den Spielern einen großen Traum rauben“, meint Gregoritsch.

Seine Hoffnung: Nachdem Deutschland auch bei der EM dabei ist – sogar in einer Gruppe mit dem ÖFB – sollten auch RB Leipzig und Co. grünes Licht geben.

"Ich denke, Foda weiß sehr wohl, was er den Jungen da wegnehmen würde"

Und dann wäre da noch das A-Team. Mit Kevin Danso, Maximilian Wöber, Konrad Laimer, Xaver Schlager, Hannes Wolf, Philipp Lienhart und Valentino Lazaro standen nicht weniger als sieben U21-spielberechtigte Kicker schon zumindest einmal im Kader des Nationalteams.

Die Beziehung zwischen A-Teamchef Franco Foda und Gregoritsch ist allerdings ausgezeichnet. „Er hat mich von Haus aus immer unterstützt. Wir haben uns vorher schon respektiert und gekannt, mittlerweile ist das eine echte Sportsfreundschaft geworden“, berichtet der U21-Coach.

Gregoritsch weiter: „Ich denke, er weiß sehr wohl, was er den Jungen da wegnehmen würde. Selbstverständlich ist das A-Team vorrangig, aber wir sprechen uns schon ab. Außerdem hat er zwar Länderspiele gleichzeitig mit unserer Vorbereitung, aber dann ist eine Woche Pause bevor die EM losgeht.“

Das Überangebot an Innenverteidigern

Besonders spannend wird, welche Innenverteidiger sich über ein EM-Ticket freuen dürfen. Mit Wöber, Danso, Lienhart, Stefan Posch, Dario Maresic und Dominik Baumgartner gibt es sechs Kandidaten, die den Anspruch auf einen Startplatz haben, zudem gibt es auch noch Luca Meisl und Manuel Maranda. Ein Überangebot.

"Wöber eines der größten Talente Europas"
Foto: © getty

Gregoritsch sagt dazu: „Die Defensive war in der Quali unser Prunkstück! Wir erwägen, umzustellen und mit einer Dreierkette zu spielen – das haben wir bisher erst einmal gemacht, aber wir sollten flexibel sein.“

Zudem können einige der vorhin erwähnten Spieler auch auf anderen Positionen zum Einsatz kommen: „Es haben aber auch schon Spieler auf Positionen, die nicht ihre Stammpositionen sind, gespielt. Lienhart war gegen Griechenland im Mittelfeld sensationell. Wöber hat schon Linksverteidiger gespielt, obwohl er in der Zentrale besser ist. Danso hat schon sehr gut im defensiven Mittelfeld agiert. Dominik Baumgartner kann Außenverteidiger spielen. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Abwarten, wer dann wirklich dabei ist, das ist momentan noch nicht planbar.“

Eine eingetretene Prophezeiung

Wöber ist im Winter bekanntlich von Ajax Amsterdam zum FC Sevilla gewechselt. Gregoritsch schwärmt: „Der spanische Fußball ist exzellent und der FC Sevilla hat seit 2006 fünf Mal den UEFA-Cup bzw. die Europa League gewonnen – das ist ein Top-Verein. Ein Traum! Bei Ajax hat er schon gezeigt, was er kann – ich erinnere mich daran, welche Leistung er gegen die Bayern abgeliefert hat. Für mich ist er eines der größten Innenverteidiger-Talente in Europa.“

Die Entwicklung des Wieners sieht der Steirer jedenfalls positiv und hat sie so auch erwartet: „Ich war bei der U19-EM mit Teamchef Rupert Marko mit. Ich habe Wöber drei Tage lang zugeschaut und habe dann zu ihm gesagt: ‚Wenn du in den nächsten drei Jahren kein Teamspieler bist, bist du selber schuld.‘ Das war vor zweieinhalb Jahren. Es hat sich zwischen uns ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Er ist ein sehr reifer und guter Spieler geworden.“

"Wenn du bei Real Madrid, einem Welt-Klub, voll in die Profi-Mannschaft integrierst warst, regelmäßig mit Cristiano Ronaldo trainiert hast, und dann kommst du zu Freiburg und spielst dort nicht, musst du das erst mal verkraften"

Keine einfache Saison erlebt indes Philipp Lienhart. Der Kapitän der ÖFB-U21 stand beim SC Freiburg bislang erst drei Mal in der Startelf. Gregoritsch: „Er tut mir ein bisschen leid. Er ist für mich einer der besten Profis in meiner Mannschaft. Er wirkt so männlich, ist in Wahrheit aber ein sehr sensibler Mensch, der irrsinnig viel Zuspruch braucht.“

„Er braucht die Spielpraxis und das Vertrauen – dafür ist er ja nach Freiburg gegangen. Wenn du bei Real Madrid, einem Welt-Klub, voll in die Profi-Mannschaft integrierst warst, regelmäßig mit Cristiano Ronaldo trainiert hast, und dann kommst du zu Freiburg und spielst dort nicht, musst du das erst mal verkraften. Wenn man ein gescheiter Mensch ist, hinterfragt man sich und verkrampft dann. Er braucht diese Selbstsicherheit, weil er sonst leicht verkrampft. Wenn er aber fit ist und er Selbstbewusstsein hat, ist er ein sehr wertvoller Spieler“, erklärt der 60-Jährige.

Die Wechsel zweier Sorgenkinder

Foto: © GEPA

Sorgenkinder gibt es auch in der Offensive. Sascha Horvath, der mit dem Jahrgang 1996 schon zwei Europameisterschaften und eine WM bestritten hat, befand sich in Dresden zuletzt am Abstellgleis, wurde in der zweiten deutschen Liga im Herbst kein einziges Mal eingesetzt. Nun wurde er an den FC Wacker verliehen. In Innsbruck stehen seine Chancen auf Einsätze gut.

Das ist auch notwendig. Denn Gregoritsch hält fest: „Das Nationalteam darf nicht die Heilanstalt für Spieler ohne Spielpraxis sein.“ Von Horvath halte er jedenfalls „sehr viel“.

Und dann wäre da noch Arnel Jakupovic. In der EM-Quali mit sieben Einwechslungen in zehn Partien so etwas wie der Superjoker. Doch beim FC Empoli bekam der Wiener im Herbst keine Chance.

"Ich habe Vereinen nahegelegt, die beiden zu holen"

„Ich habe Jakupovic immer wieder versucht, zu vermitteln, dass die Träume von großen Vereinen wie Juventus im Jugendbereich zwar schön sind, aber die Kampfmannschaft das Entscheidende ist. Ich hatte auch immer wieder mit Vereinen Kontakt und ihnen nahegelegt, diese beiden Spieler (Anm.: Jakupovic und Horvath) zu holen, weil sie Qualität haben“, berichtet Gregoritsch.

Der SK Sturm hat im Winter zugegriffen. Jetzt muss Jakupovic seine Chance wahrnehmen. „Für Jakupovic ist es ein Neustart, er muss liefern! Er ist ein besonderer Spieler, wenn besondere Spieler liefern, sind sie unersetzlich, wenn sie nicht liefern, sind sie genauso zu behandeln wie alle anderen“, sagt Gregoritsch.

Ganz allgemein sagt der U21-Teamchef über Jakupovic und Horvath: „Bei der Qualität, die wir im Kader haben, kann ich keinen Spieler von Anfang an bringen, der nicht spielt. Ich glaube, dass sie beide genau wissen, worum es geht. Es hilft nichts, wenn du Spielern sagst, sie hätten ein Riesentalent. Talent macht 30 Prozent aus, entscheidend sind Spielpraxis, Fitness und das Mentale.“

Kvasina bereitet Freude

"Kvasina war in der Scheiße und ist da rausgestiegen – das ist ein Kämpfer, das imponiert mir"

Viel Freude hat der 60-Jährige nicht nur mit den Transfers dieses Duos, sondern auch mit der Entwicklung von Marko Kvasina. Mit sechs Toren ist der Mattersburg-Kicker hinter Michael Liendl (7 Tore) der erfolgreichste österreichische Torschütze in der Bundesliga – ex aequo mit Marc Schmerböck und Rene Gartler.

„Da ist immer viel Kritik im Raum gestanden, warum er bei mir dabei ist. Ich habe immer gesagt: ‚Der lebt das vor, der hat ein Herz wie ein Löwe! Wenn dem ein Trainer im Verein vertraut, wird er die Tore machen.‘“

Bei SVM-Coach Klaus Schmidt habe er jedenfalls Werbung für Kvasina betrieben: „Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm, er war mein Co-Trainer. Ihm habe ich gesagt: ‚Manchmal muss man wegschauen, wenn es um Beweglichkeit und Technik geht, aber der Marko ist absolut ein Torjäger.‘ Jetzt zeigt er das. Er war in der Scheiße und ist da rausgestiegen – das ist ein Kämpfer, das imponiert mir.“

Es dürfen sich allerdings auch Spieler, die bisher noch nicht dabei waren, Hoffnungen auf einen Kaderplatz machen. „Wenn jemand sehr gut spielt, stehen ihm Tür und Tor offen bei uns“, sagt Gregoritsch.

Alle eingesetzten Spieler in der EM-Qualifikation:

Spieler Verein Einsätze Minuten Tore Assists
Arnel Jakupovic Sturm Graz 10 443 4 5
Alexander Schlager LASK 9 810 - -
Maximilian Ullmann LASK 9 790 2 1
Sascha Horvath FC Wacker 9 606 1 -
Philipp Lienhart Freiburg 8 630 1 -
Sandi Lovric Sturm Graz 8 471 - -
Marko Kvasina Mattersburg 8 451 3 1
Maximilian Wöber Sevilla 7 608 - -
Konrad Laimer Leipzig 7 576 2 -
Dominik Baumgartner Bochum 7 560 - 3
Mathias Honsak Kiel 7 544 6 1
Sandro Ingolitsch St. Pölten 7 540 - -
Hannes Wolf Salzburg 6 540 1 1
Ivan Ljubic Sturm Graz 6 482 - -
Marco Friedl Werder 6 442 1 0
Kevin Danso Augsburg 6 414 - -
Adrian Grbic Altach 6 385 2 1
Christoph Baumgartner Hoffenheim 6 287 - -
Dario Maresic Sturm Graz 5 450 - -
Dejan Ljubicic Rapid 5 259 - -
Petar Gluhakovic Austria 4 360 - -
Stefan Posch Hoffenheim 4 341 1 -
Xaver Schlager Salzburg 2 166 2 -
Kelvin Arase Rapid/Horn 2 62 - 1
Osman Hadzikic FC Zürich 1 90 - -
Rami Tekir Liefering 1 90 - -
Sasa Kalajdzic Admira 1 27 - -
Patrick Schmidt Admira 1 1 - -


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