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Warum der "neue" Marcel Sabitzer?

Vorgesetzte und Kollegen erörtern die ÖFB-Trendwende des Leipzig-Legionärs:

Warum der Foto: © GEPA

Erleben wir gerade einen "neuen" Marcel Sabitzer im Nationalteam?

Diese Frage konnte man sich schon beim Juni-Lehrgang stellen. Beim 6:0 gegen Lettland setzte der Leipzig-Legionär seinen ÖFB-Aufwärtstrend eindrucksvoll fort - nicht nur wegen seines Traumtors, sondern auch sonst mit einer sehr auffälligen Leistung.

Der 25-Jährige genoss seine starke Vorstellung schweigend und stellte sich im Anschluss keinen Interviews. So blieb es seinen Kollegen und Vorgesetzten überlassen, die Leistungssteigerung zu erörtern.

Teamchef Franco Foda freut vor allem, dass sich Sabitzer diesmal auch in die Schützenliste eintrug: "Für mich persönlich hat Marcel schon in den letzten zwei Spielen gegen Slowenien und Nordmazedonien sehr, sehr gut gespielt. Das einzige Manko war, dass er aus den vielen Tormöglichkeiten, die er sich dort erarbeitet hat, kein Tor erzielen konnte. Deswegen freut es mich ganz besonders, dass er seine Leistung aus den letzten zwei Spielen nicht nur bestätigt, sondern Gott sei Dank auch mit einem Tor gekrönt hat."

Tore, Tore, Tore! Die Highlights des Kantersiegs gegen Lettland im VIDEO:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

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Alaba sieht es ein bisschen anders

Es war das erste Nationalteam-Tor des Offensivspielers seit knapp zwei Jahren, als er im November 2017 beim 2:1-Sieg gegen Uruguay das allererste Tor in der Teamchef-Ära von Franco Foda erzielte.

Davor und danach verhinderten entweder Verletzungen Länderspiel-Einsätze oder er konnte im ÖFB-Dress nicht an seine Vereins-Leistungen anknüpfen. Die Kritik an seiner Person war jedenfalls nicht gerade gering - auch die Selbstkritik, der Steirer haderte immer wieder spürbar damit, dass er hinter seinen eigenen Erwartungen und seinem Potenzial zurückblieb, wenn er für Österreich auflief.

Die Frage, warum es langsam besser werde, kontert David Alaba mit einem "Warum langsam?" Der Bayern-Star ist nämlich ganz und gar nicht damit einverstanden, wie Sabitzer in der Vergangenheit im Nationalteam besprochen wurde - schon vor der jüngsten Leistungssteigerung.

"Ich habe es ein bisschen anders gesehen", meint der 27-Jährige, "ich kenne 'Sabi', sehe, wie er trainiert, wie hart er arbeitet, und das in jedem Lehrgang. 'Sabi' ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns, er spielt Woche für Woche auf einem sehr hohen Level und ist bei seinem Klub auch sehr erfolgreich. Dort ist er Leistungsträger. Ich sehe aber auch schon eine lange Zeit im Nationalteam, was für ein Spieler er ist, welches Potenzial er hat. Wie man gegen Lettland sehen konnte, werden wir sehr viel Spaß an ihm haben."

Schöttel: "Er traut sich was, ihm gelingt viel"

Dass Alaba seinen Kumpel öffentlich verteidigt, ehrt ihn und ist das Potenzial betreffend inhaltlich auch richtig. Die Diskrepanz zwischen Performance in Leipzig und beim ÖFB-Team ließ sich lange Zeit jedoch nicht verleugnen.

"Bei Marcel war es wirklich so, dass er im Nationalteam nicht so auffällig war, wie er es im Verein war. Jetzt ist er in beiden Teams gut."

Peter Schöttel

Das sieht auch Peter Schöttel so: "Bei Marcel war es wirklich so, dass er im Nationalteam nicht so auffällig war, wie er es im Verein war. Jetzt ist er in beiden Teams gut."

Dezidiert besprochen, warum er im ÖFB-Dress gehemmt wirkte, habe er mit Sabitzer nicht: "Aber manche Dinge brauchen einfach ein bisschen Zeit. Wir sind froh, dass er jetzt so spielt, wie er spielt."

Für den ÖFB-Sportdirektor war Sabitzer jedenfalls in den letzten beiden Spielen "extrem auffällig. Auch gemeinsam mit Konny Laimer, der seine ersten Spiele gemacht hat, hat er schon einen Anteil, dass das ganze Werkl funktioniert. Er ist selbstbewusst, traut sich etwas zu, ihm gelingt viel."

Hand in Hand mit Laimer

Sabitzer selbst meinte unter der Woche, dass er momentan einerseits frei von Verletzungen sei, andererseits das Vertrauen im Nationalteam spüre und sich jetzt wohl fühlen würde. Das Stichwort Konny Laimer könnte jedoch auch ein interessantes sein.

"Schlussendlich hilft es schon, wenn man bekannte Gesichter am Platz hat, mit denen man im Verein ist, oder mit denen man beim Ex-Verein zusammengespielt hat. Ich weiß, welche Qualität 'Sabi' hat, wie gut er ist."

Konrad Laimer

Auf die Frage, warum es bei Sabitzer seit dem letzten Lehrgang funktioniert und davor eher weniger, antwortet sein Leipzig-Kollege komplett versehentlich mit Eigenlob: "Also von den vorigen Spielen kann ich nicht reden, da war ich nicht dabei. Seit ich dabei bin, hat er immer super Leistungen gezeigt."

Soeben gesagt, war für die Zuhörerschaft - zumindest augenzwinkernd - der Grund gefunden. Vermutlich ist es nur Zufall, dass Sabitzer aufblüht, seit Laimer Bestandteil der Startelf ist, vielleicht aber auch nicht.

Laimer traut sich keine Beurteilung zu, verweist jedoch darauf, dass eine gewisse Vertrautheit nicht schadet: "Schlussendlich hilft es schon, wenn man bekannte Gesichter am Platz hat, mit denen man im Verein ist, oder mit denen man beim Ex-Verein zusammengespielt hat. Ich weiß, welche Qualität 'Sabi' hat, wie gut er ist, welche Qualität er fast jede Woche in Leipzig abruft. Es freut mich, dass er es auch im Nationalteam immer auf den Punkt gebracht hat."

Jetzt heißt es nachzulegen

Alles in allem sei sein Leipzig-Kollege ein enorm wichtiger Bestandteil des Nationalteams: "Er geht vorne weg, gibt immer von der ersten bis zur letzten Sekunde alles, hat unglaubliche Qualität im Torabschluss. Es tut uns im Nationalteam gut, dass er so in Form ist."

Schöttel verwehrt sich ein wenig dagegen, Laimer bei allem Lob auch noch umzuhängen, dass er Sabitzer mit nach oben gezogen hat: "Da müssen wir aufpassen. Konny hat seine ersten drei Länderspiele wirklich bravourös absolviert, aber damit würde man allen anderen Unrecht tun. Dennoch war er in den letzten Spielen ein ganz wichtiges Puzzleteil für den Erfolg."

Wie nachhaltig Sabitzers Pfeil im ÖFB-Dress nach oben zeigt, wird sich im weiteren Verlauf des Länderspiel-Herbsts weisen. Schon das Gastspiel in Polen gegen einen wesentlich stärkeren Gegner wird ein weiteres Indiz sein.

Sechs Treffer hat der 25-Jährige nun in 38 Länderspielen zu Buche stehen, dazu kommen fünf Assists. Dass bei seinem Potenzial mehr Scorer-Punkte der Anspruch sein sollten, liegt es auf der Hand. Jetzt heißt es nachzulegen.

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